Kapitel 41

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Wir starrten uns nur an. Etwas an seinen Worten lastetet schwer auf meiner Brust. Ich hatte also keine Ahnung, was diese Carla für ihn bedeutete. War sie so wichtig für ihn? Sein Gesichtsausdruck sagte ja.

"Willst du mir es erklären, oder war das alles?", fragte ich nach und konnte die kühle Stimme nicht unterdrücken.

"Würdest du gerne über Lukas sprechen? Ich glaube nicht...", antwortete er nur und wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu, wo ein grosser Stapel Arbeiten auf ihn wartete. War das alles an Erklärung, die er mir gab?

"Das ist alles? Und was geschieht dann mit uns?" Wieder diese Kneifzange in meiner Brust, die mir das Atmen erschwerte. Ich mochte dieses Gefühl nicht.

"Li, das mit Carla ist Vergangenheit. Sie wird nichts mit uns zu tun haben. Okay? Hör auf dir Sorgen zu machen." Das war leichter gesagt, als getan... Ich wusste, was vergangene Lieben einem antun konnten. Ich wusste, wie schwer es war von jemandem los zu kommen.

"Wirklich Jan? Denn ich versuche mir das gleiche bei Lukas einzureden und doch bringt er uns so weit, dass wir zu zweifeln beginnen." Jan sah von seinen Unterlagen hoch und betrachtete mich eingehend.

"Ich zweifle nicht. Kein Bisschen. Ich weiss, was ich will, egal was Lukas sagt, oder was für eine Rolle Carla in meinem Leben gespielt hatte. Ich glaube nicht das meine Vergangenheit hier das Problem ist..." Was wollte er damit sagen? Das ich das Problem war?

"Ich habe das Gefühl, dass du nach Problemen suchst, die das hier gefährden können, auch wenn keine bestehen. Wir haben es nicht einfach, keine Frage und das wussten wir beide...aber solltest du immer noch an der Vergangenheit hängen, dann kannst du nicht nach vorne bauen. Kann es sein, dass DU dich nicht von der Vergangenheit loskommst?" Ich öffnete meinen Mund, wollte erwidern, dass er sich irrte, aber keine Worte kamen heraus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn er war im Recht. Ich hatte zu Zweifeln begonnen und das nicht wegen Matini J. Nein Matini J. war zu gut um wahr zu sein. Ich hatte zu Zweifeln begonnen und das wegen Lukas. Lukas war hier das Problem. Nicht Matini Js. Vergangenheit, nicht seine vergangenen Lieben...Lukas war das Problem...oder war ich das Problem?

"Ich versuche abzuschliessen...", murmelte ich nach langem Schweigen, "Ich versuche schon so lange abzuschliessen, aber du kennst Lukas. Du kannst Lukas nicht von deinem Leben entfernen, wenn er nicht entfernt werden will. Er schafft es immer wieder... verstehst du?" Ich sah wieder zu Matini J. hoch, dessen Gesicht ausdruckslos blieb. Er schien zu denken.

"Was glaubst du, weshalb ich hier bin. Auch mein Leben lag mehr in seiner Hand, als in der meinen. Lukas hat diese Macht über Menschen... Als Kind habe ich ihn dafür bewundert. Er war ein Idol für mich und nun... Ich hasse ihn dafür, dass er mein und nun auch dein Leben zunehmend verkompliziert. Wir haben es nicht verdient..."

Mit diesen Worten kam Matini J. näher und nahm mich in den Arm, was ich liebend gern zuliess. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Pullover und atmete seinen bekannten Geruch tief ein. Wie gut sich das alles anfühlte und ich zerstörrte beinahe alles und das wegen Lukas Worten.

"Carla und ich waren zusammen. Für eine lange Zeit...bis Lukas und sie beschlossen hatten miteinander zu schlafen. Ich habe mich von ihr getrennt und habe sie seither nicht mehr gesehen. Es war Lukas, der mir die Wahrheit unter die Nase gerieben hat und seit her versuche ich ihn für was er getan hatte unter Rechenschaft zu ziehen... Er war mein Bruder und hat sich an ihr vergriffen..." Ich kniff die Augen fest zu und verstärkte meinen Griff um ihn. Ich kannte das Gefühl von Verrat und Betrug. Ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn alle Träume, die man hatte in Luft aufgingen. Ich war also nicht die einzige, die Lukas damit konfrontiert hatte.

"Hast du Carla jemals erklären lassen, wie es dazu gekommen ist?", fragte ich nach. Matini J. liess sich eine Weile Zeit mit antworten.

"Sie wusste, dass es ein Fehler war und sie bat mich, ihr zu verzeihen, aber ich konnte nicht. Es fühlte sich nur noch falsch an und ich konnte etwas nicht weiterführen, was sich nicht richtig anfühlte. Ich war nicht mal sauer auf sie... Lukas hat diese Art, Leute um den Finger zu wickeln, weshalb ich ihr auch nicht böse sein konnte, aber mir war klar, dass sie und ich nicht mehr zusammen sein konnten." Ich nickte nur, liess ihn aber nicht los, denn mir wurde etwas klar.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt