Kapitel 25

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Kapitel 25

Ich war wirklich viel von den Matini Brüder gewöhnt. Allem Anschein nach hatten beide diesen Drang meiner Wenigkeit das Leben zu erschweren. Aber dass sie so weit gehen würden? Vor allem dieser kleine, scheinheilige Junior, der mir die längste Zeit den Helfer vorspielte. Wie der sich kaputt gelacht haben muss wegen mir. Ich hatte wenig Zeit gehabt, um an den maskierten Typen zu denken. Mein Leben hatte schon genug Fragen aufgeworfen, als dass ich mich mit dieser einen hätte beschäftigen können. Doch wäre ich wohl nicht in diesem Leben darauf gekommen, dass Lukas Bruder, mein Lehrer hinter dieser Maske gestanden ist. Dass dieser Typ, der mich als niveaulose Stripperin abgestempelt hatte, mich auch noch küsste? Was lief nur falsch mit den Matini Brüdern? Ich bekam Gänsehaut, wenn ich daran dachte, wie sehr ich den Kuss genossen hatte, zu sehr... Jetzt da mir klar war, wer es gewesen war, stieg meine Verwirrung mehr denn je. Ich mochte Matini J. nicht...ich verabscheute ihn! Er hatte mit mir Spielchen getrieben, hatte vor Lukas alles ausgeplaudert, obwohl er gewusst hatte, dass ich Lukas nicht dabei haben wollte. Er hatte Bildmaterial von mir, wie ich mich an der Stange räkelte und hatte mir gedroht, mich zu erpressen. Nein, diesen Kuss hätte ich nicht genossen, hätte ich gewusst, wer sich hinter der Maske verbirgt. Nie.

„Verstehst du nun", erklärte Lukas nun um einiges ruhiger, da er das Entsetzen in meinem Gesicht nur zu leicht sehen konnte.

„Er hat dich benutzt um an mich ranzukommen. Er wollte über dich aus, Informationen über mich und gleichzeitig..." Er hielt inne, sein Kiefer spannte sich nur schon beim Gedanken der nächsten Sätze an.

„Er will sich rächen. Für Dinge, die schon lange vergangen sind, für ihn aber nie gut gemacht werden können..." Ich sah fragend zu ihm hoch. Schon einige Male hatte ich mich gefragt, was der Grund für diese Familienfehde war. Was hatte Lukas verbrochen, dass Matini J. nicht aufhören konnte, ihm das Leben zerstören zu wollen. Lukas lachte auf mein verwirrtes Gesicht kalt auf.

„Das ist eine lange Geschichte, die nicht mal gut zum erzählen ist, Li. Lass dir nur gesagt sein, dass was immer Jan auch sagen mag, wie sehr er sich auch bei dir gut reden mag, es ist gespielt. Jan ist nicht der Typ, der sein Gehirn und seine Moralvorstellungen ausschaltet und sich an seine Schülerinnen vergreift, ausser es hat einen Nutzen für ihn."

„Und dieser wäre?", fragte ich nach.

„Dich mir wegzunehmen", antwortete er schlicht, die Hände in seinen Hosentaschen vergraben, wieder locker gegen seinen Schreibtisch gelehnt, stand er da und hatte seinen Kopf leicht nach links geneigt.

„Ich gehöre dir aber nicht", murrte ich gereizt. Was dachten sich die zwei? Das ich irgendein Pokal wäre?! Lukas zuckte mit den Schultern.

„Das siehst du vielleicht so, aber für ihn macht es den Anschein, als seist du genau die Person, die mich verletzen könnte. Er sucht nach jemandem, der an mich heran kann, dem ich mich öffne." Auf diese Aussage wusste ich nichts anderes zu Antworten, als zu lachen.

„Was für ein Blödsinn! Ich bin womöglich die letzte Person, die dir noch etwas bedeutet! In all den Jahren, in denen ich dich kenne, habe ich noch nie miterlebt, dass du für jemanden irgendetwas empfindest oder auf jemanden verletzlich reagierst." In seinen blauen, klaren Augen leuchtete etwas kurz auf, war aber schon in der nächsten Sekunde vergangen.

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