Kapitel 29

11.9K 297 32
                                    

Kapitel 29

„Uhh…ich glaube ich störe hier gerade?“, meldete sich eine Stimme von der Wohnzimmertür aus. Ich blinzelte ein paar Mal kurz um aus meinen Gedanken heraus zu kommen und sah hoch zu Kevin, der uns beide zögernd ansah. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Eine bedrückte Stimmung war zu spüren und unsere Gesichter sahen wahrscheinlich nicht weniger bedrückt aus. Als Charlotte sah, dass ich mich noch nicht ganz aufgefangen hatte, stand sie auf und schritt zu Kevin hinüber.

„Ach von wegen. Du würdest doch niemals stören“, grinste sie ihm zur Antwort und legte einen Arm um seine Schulter. Sie sah schmunzelnd zu mir hinüber.

„Und nun habe ich auch den dritten eures wunderschönen Trios wiedergesehen. Wirklich, einer bezaubernder als der andere, ich kann mich einfach nicht entscheiden, welchen ich mir vorknöpfen soll“, witzelte sie und entlockte aus Kevin ein Lachen. Auch ich lächelte, aber es war erzwungen. Ich war so tief in meiner Vergangenheit verwickelt gewesen, dass ich vollkommen das Zeitgefühl verloren hatte. Ich spürte die Emotionen, die langsam wieder verklangen, als hätte ich all meine vergangenen Erlebnisse erst vor kurzem durchgemacht.

„Ich nehme damit an, dass du Enrico auch wiedergetroffen hast. Ich hätte schwören können, dass das sein Wagen war, der im rasenden Tempo mir entgegengekommen ist“, grinste Kevin und nun musste ich auch leicht lachen.

„Er war der erste, der Charlotte begrüssen durfte und sie hat dafür gesorgt, dass diese Begegnung ihn zu Lebzeiten in seinen Albträumen verfolgen wird“, witzelte ich und erhielt einen empörten Ausruf von Charlotte, die aber auch grinsen musste.

„Nun mein Süsser. Ich würde es lieben, wenn du uns weiter mit deiner Anwesenheit beglückst, doch hatte ich heute einen Mädchenabend mit Li geplant und solange dir kein weibliches Geschlechtsteil gewachsen ist, kannst du nicht mitmachen“, begann Charlotte und blickte runter zu besagten Körperteilen. Kevin hob abwehrend die Hände und lief rückwärts zur Tür.

„Nope, alles männlich an mir. Tut mir Leid. Ich hatte sowieso nicht vor heute lange zu bleiben. Hab heute eine wichtiges Date“, fügte er am Ende hinzu und begann vorfreudig zu grinsen.

„Süsser, du musst dich doch nicht für diesen heissen Körper entschuldigen. Ich nehme es dir überhaupt nicht übel. Glaub mir“, antwortete Charlotte und zwinkerte ihm zu. Ich verdrehte die Augen. Sobald sie in ihrem Element war, war sie schwer zu stoppen. Mich interessierte etwas ganz anderes.

„Du hast ein Date?“, fragte ich nochmal nach. Sein Lächeln erlosch leicht bei meiner Frage und er rieb sich verlegen am Nacken.

„Naja…Date ist vielleicht übertrieben. Zwei Freunde, die Ausgehen könnte man sagen, aber ein Mann darf doch noch träumen oder etwa nicht?“ Ich musste bei seiner Erklärung grinsen, versuchte es aber zu vertuschen, da er mich warnend ansah.

„Natürlich. Tut mir Leid. Mich wundert nur, dass du mir nichts davon gesagt hast. Ich wusste nicht, dass du Interesse an ein bestimmtes Mädchen hast.“ Ansonsten hatte Kevin an allen Mädchen Interesse. Es war nicht so, als dass er ein Player war, der Frauen benutzte und dann verliess, wenn sie ihm zu fade wurden. Kevin war so ziemlich das Gegenteil. Er verehrte die weibliche Spezies und behandelte Frauen wundervoll. Er sah in allen Frauen etwas, was begehrenswert war. Wenn er mal interessiert war, dann konnte man sich verlassen, dass er sie auf Händen trug. Kevin hatte dieses Verlangen Leute glücklich zu machen und tat sich schwer mit Menschen verletzten. Ich konnte mich an einen Fall erinnern, da hatte er es einfach nicht übers Herz gebracht mit seiner Ex-Freundin Schluss zu machen. Alle wussten, dass die Beziehung nicht mehr hinhaute, aber Kevin konnte ihr nicht weh tun, da Kevin niemandem gern weh tat. Letzten Endes hatte ich der Tusse, die ihn immer wieder für nichts und wieder nichts anschrie, gesagt, dass sie das Weite suchen sollte, bevor ich ihr alle Haare einzeln rausreisse. Sie hatte ihn gezwungen sich zwischen mir und Enrico seiner Familie und ihr zu entscheiden und stand dann ziemlich doof da, als Kevin ihr ohne mit der Wimper zu zucken eine Freikarte für Abgeschossen-Hausen gegeben hatte. Kevin mochte ein gutherziger Typ sein. Womöglich zu gutherzig, aber wenn es um die Familie ging, dann war auch für ihn Schluss. Nun schien aber eine neue Kandidatin aufgetaucht zu sein und dass ich noch nichts davon wusste, war selten. Kevin hatte selbst von Lukas gewusst und ich war bekannt dafür, dass ich nur ungern von ihm erzählte.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt