Kapitel 70

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«Wow, wann waren wir das letzte Mal gemeinsam aus?», fragte Enrico, als er mir die Tür offen hielt.

«Keine Ahnung. Seit du sauer auf mich bist?», erwiderte ich einen Tick zu direkt. Enrico seufzte und machte die Tür zu, als ich im Wagen sass.

«Ich wollte heute eigentlich nicht darüber sprechen», erwiderte er, als er selber im Auto sass und den Motor anliess.

«Vielleicht wäre der Abend eine gute Gelegenheit das Kriegsbeil zu begraben», meinte ich so leicht wie möglich, aber Enrico wollte nichts davon hören.

«Ich stehe nicht mit dir im Krieg. Es ist dieser verdammte Matini. Und da muss schon die Hölle zufrieren, bevor ich lieb Amen zu diesem Mistkerl sage.»

Ich seufzte. Es war besser, wenn ich das Thema damit beendete, bevor der Abend ganz ruiniert war, aber es nervte mich sehr, dass Enrico immer noch nichts von Lukas hören wollte.

Er musste doch irgendwann einsehen, dass ich mich trotz seiner Bitte es nicht zu tun, mit Lukas treffen würde.

Ich würde ihn nicht aus meinem Leben streichen, auch wenn Enrico genau das wollte.

Und deswegen herrschte dicke Luft zwischen uns. Sobald ich auch nur ein Wort über ihn verlor, war Enrico schon auf 110 und das konnte ich heute nicht gebrauchen. Ich hatte meinen Bruder vermisst und ich mochte es nicht, dass wir uns so lange anschwiegen. Er war meine Familie und die wollte ich wegen eines Streites nicht auch noch verlieren.

Enrico führte mich schick essen aus. Er machte zwar nicht das grosse Geld als Gefängniswärter, aber es war genug um sich und mich auch mal schön ausführen zu können. Und ich hatte einen erholsamen Abend gebraucht. Nach all dem Stress der letzten Tage war es eine willkommene Abwechslung auch mal mit Enrico an einem Tisch zu sitzen und über alles Mögliche zu sprechen... bis auf Lukas natürlich.

«Als kleines Mädchen hast du das Zeug gehasst», meinte Enrico und zeigte auf den Rosenkohl der auf meinem Teller lag. Auch heute war ich kein besonderer Fan davon, aber ich konnte es essen.

«Du wusstest auch nicht, wie es zubereitet werden sollte. Es schmeckte immer fürchterlich.» Enrico lachte.

«Ich war 15! Was wusste ich schon vom Kochen?!»

«Stimmt... aber da Elena sich nicht dazu aufraffen konnte, brauchte es jemanden, der es tat», sagte ich leise und sah ihn sanft lächelnd an. Enrico war immer für mich da gewesen. Er musste schon sehr früh erwachsen werden.

Er winkte nur ab, als sei es keine grosse Sache.

«Ich habe es versucht, aber wirklich Bombe war ich nicht.» Ich streckte meine Hand über den Tisch und legte sie auf seine.

«Du warst mehr als nur Bombe. Was du alles für mich getan hast ist nicht selbstverständlich. Ich werde dir das nie vergessen...» Enrico grinste, aber ich meinte es wirklich ernst. Was Enrico für mich getan hatte, war nicht mit Worten zu fassen. Er hatte sich so sehr für mich bemüht und ich würde es ihm nie zurückzahlen können.

«Du könntest den verdammten Matini fallen lassen, dann wären deine Schulden beglichen», meinte er neckisch und ich verdrehte nur die Augen.

Das war so typisch. Der Kerl konnte keine Sekunde ein ernstes leicht emotionales Gespräch führen. Da waren wir uns sehr ähnlich.

Nur das ich in letzter Zeit gelernt hatte mit meinen Gefühlen umzugehen. Wenn ich mich daran erinnerte, wie ich noch als Jugendliche war und zu was ich mich entwickelte...

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