Kapitel 15

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Kapitel 15

Zu meiner Überraschung brauchte ich gar nicht erst zu Lukas Büro zu eilen, denn als ich den Klassenraum verliess, wer stand da in voller Blüte? Richtig, Lukas. Gegen die Wand gelehnt, die Arme verschränkt, stand er cool und lässig da, begrüsste die vorbei zischenden Schüler. Besonders die dumm kichernden Mädchen oder noch schlimmer die dumm kichernden Lehrerinnen. Ich verdrehte die Augen und wartete, bis der Gang leer war und die Schüler auf ihrem Weg nach Hause waren.

„Wir müssen reden“, begann er ohne Umschweife und mit einer todernsten Miene.

„Ich wollte sowieso zu dir“, antwortete ich seufzend. Er hob eine Augenbraue und sah mich fragend an.

„Ich habe da eine ziemlich interessante Nachricht erhalten“, erklärte ich. Er löste sich von der Mauer und seine Augen weiteten sich leicht.

„Falls du den Drohbrief meinst. Ich habe ihn auch erhalten“, entgegnete er leise und sah sich im Gang um. Ich sah ihn überrascht an.

„Du auch?“ Er nickte. Wow, das wurde ja immer besser…

„Jetzt wissen wir, dass es mit uns beiden zu tun hat“, begann er nachdenklich. Ich nickte. Wer auch immer, wusste etwas von mir und Lukas. Das wir mal zusammen waren? Das ich für ihn gearbeitete hatte? Was konnte die Person wissen? Und wichtiger von wo?

„Es ist bestimmt derjenige, der in mein Büro eingebrochen ist“, knurrte Lukas und riss mich aus meinen Gedanken. Uhm…sei dir da mal nicht so sicher…

„Er hat das Material um uns zu erpressen und will sich hier nun wichtigmachen.“ Ich verkrampfte mich und kaute nervös auf meiner Unterlippe. Ich sollte ihm von Matini J. sagen, auch wenn ich nicht wusste, ob er einverstanden war.

„Ich glaube nicht, dass es dieselbe Person ist“, begann ich unsicher und sah langsam wieder zu ihm hoch. Er schenkte mir einen genervten Blick.

„Wieso denn das bitte?“

„Weil ich dich bestohlen habe“, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir. Ich drehte mich blitzschnell um und sah Matini J. am Türrahmen stehen mit einem süssen Grinsen auf dem Gesicht, als hätte er nicht gerade gesagt, er habe seinen Bruder bestohlen. Mein Blick schnellte zu Lukas zurück, dessen Miene undurchdringlich hart geworden war.

„Du warst das?“, fragte er kalt. Matini J. zuckte gleichmütig mit den Schultern.

„Ich wollte wissen, was ihr zwei da am spielen seid und als ich die Fotos gefunden hatte…“, sein Blick schweifte zu mir und sein Grinsen wurde noch grösser, „konnte ich einfach nicht widerstehen…“ Ich seufzte innerlich auf. Jetzt war wirklich nicht der Zeitpunkt, Lukas zu ärgern. Dieser schnaubte nur verächtlich und näherte sich seinem Bruder. Die Brüder mal gegenüberstehen zu sehen, war sehr interessant. Sie vergleichen zu können, diese frappierende Ähnlichkeit bestaunen zu können. Beide sahen sich an, die Körper angespannt, die Fäuste geballt. Da war keine Bruderliebe zu spüren, viel mehr war die Atmosphäre elektrisierend und die Frage, was zwischen den beiden geschehen war, drängte sich auf.

„Hast du davon gewusst?“, blaffte mich nun Lukas an und entriss mich meiner Gedanken. Oh Scheisse! Naja, gewusst hatte ich etwas davon, aber…

„Nope, hab’s ihr gerade unter die Nase gerieben…du hättest ihr Gesicht sehen sollen“, antwortete Matini J. locker vom Hocker mit einer Lüge. Lukas sah mich noch einige Sekunden skeptisch an, wandte sich dann schliesslich aber doch seinem Bruder zu. Puh…

„Jan…glaub mir, wenn du mir drohst, dann legst du dich eindeutig mit dem falschen Mann an.“ Matini J. schnaubte.

„So ungern ich das auch zugebe, aber ich bin nicht das Genie hinter dieser Geschichte. Ich habe die Fotos ja, aber bis jetzt hatte sie niemand zu Gesicht bekommen.“

„Und was hast du damit vor?“, fragte Lukas nun angespannt.

„Darum musst du dir dein Köpfchen nicht zerbrechen. Vielmehr solltest du den Übeltäter finden, der dir und Li diese schönen Nachrichten übermittelt hat. Ich bin nicht die Gefahr…noch nicht…“ Ich verkrampfte mich bei diesen Worten. Es war klar, dass Matini J. nicht unser Freund und Helfer war. Er war immer noch der, der meine Fotos hatte und sie jedem da draussen vor die Nase setzen konnte. Einen Moment sah es so aus, als wolle Lukas sich auf seinen kleinen Bruder stürzen, doch dann ging er einen Schritt zurück und lächelte Engelsgleich. Matini J. runzelte leicht die Stirn, bei der Reaktion seines Bruders.

„Es hat sich nicht geändert in all den Jahren, oder Jan? Du bist immer noch der gerechtigkeitssuchende Typ und ich bin der grosse Bruder, der dir immer einen Schritt voraus ist.“

„Dinge können sich ändern, Lukas“, antwortete Jan Matini eiskalt. Lukas lachte, eins seiner falschen kalten Lacher.

„Daran glaub ich weniger. Du magst im Moment vielleicht die Oberhand haben, aber wir wissen beide, dass du mich nie erreichen wirst Jan. Nicht in diesem Leben. Und so sehr du es auch versuchst, du wirst deine Genugtuung nicht erhalten…“ Matini J. biss sich fest auf die Zähne, sodass seine Wangenknochen hervortraten und starrte seinen Bruder hasserfüllt an. Da schien ein Kampf zu laufen, der weit über diese Geschichte hinaus ging.

„Leute“, unterbrach ich ihre Familienkrise, „ich will mich ja wirklich nicht in euren Bitch Fight einmischen, aber das Problem mit dem Unbekannten ist immer noch nicht gelöst.“ Die beide beendeten ihren Wettbewerb im „böse Starren“ und sahen mich an.

„Also?“, fragte ich nach. Lukas seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Ich musste beinahe schmunzeln, als ich bei Matini J. die gleiche Bewegung beobachtete. Sie mochten sich vielleicht nicht leiden, aber das sie ähnlich waren, dass konnten sie einfach nicht abstreiten.

„Überlass das mir. Wenn der Pisser denkt, sich mit mir anlegen zu können, dann soll er nur. Der Idiot weiss nicht, mit wem er es hier zu tun hat“, antwortete Lukas und der Blick sagte schon genug aus. Nope, ich wollte nicht in der Haut des Typen stecken. Matini J. dagegen schnaubte verächtlich.

„Steig mal von deinem hohen Ross runter. Wir müssen zusehen, dass wir ihn nicht zu sehr reizen. Wie wir aus dem Brief entnommen haben, handelt der Typ eiskalt. Wir müssen vorsichtig vorgehen“, kommentierte er, aber Lukas schenkte ihm keine Beachtung.

„Sollte er sich wieder bei dir melden, dann gib mir Bescheid. Der Typ kommt mir nicht davon“, wandte sich Lukas an mich. Ich nickte und sah sie beide abwechselnd an.

„Wer hätte gedacht, dass ich beide Matini dazu bringe mir jemals zu helfen?“, begann ich und lächelte süffisant. Sie sahen mich leicht erstaunt an und dann sich gegenseitig, wobei der Blick eindeutig warnender wurde.

„Gute Frage Jan. Weshalb hilfst du Liria? Ist das die Fürsorge eines Lehrers?“, provozierte ihn Lukas und grinste dreckig. Matini J. sah ihn emotionslos an.

„Du solltest dich da lieber an deiner eigenen Nase fassen“, antwortete er tonlos, „ich mache das nur, weil ich es jammerschade finden würde, wenn jemandem anders die Ehre zuteilkommen würde, euch zu entlarven. Das ist immer noch mein Privileg.“ Ich schluckte schwer, die zwei waren wirklich nervenaufreibend.

„Findet einfach den Schuldigen, okay?!“, unterbrach ich sie seufzend, drehte mich um und eilte zum Ausgang. Zwei Brüder, die mir halfen und das nur aus eigenem Interesse. Sollte man meinen… 

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Ohoh... diese Brüder....*seufz*

Naja, jedenfalls danke für eure Unterstützung! Es bedeutet mir wirklich viel und ich bedanke mich wahrscheinlich einfach zu wenig... Ich undankbares Ding! XD

Falls ihr einen Kritikpunkt oder andere Anmerkungen habt, schreibt mir ruhig, es freut mich riesig etwas zu hören und ich beisse auch  nicht. ;)

<3

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt