Kapitel 47

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Ich hatte bis jetzt nicht gewusst, wie unangenehm das sein konnte. Am ganzen Körper Sand zu spüren, feuchte Haare und Höschen zu haben, war kein Segen und der kühle Morgenwind dazu war keine grosse Hilfe. Aber all diese Kleinigkeiten traten in den Hintergrund, wenn man die Möglichkeit hatte, vom Rauschen des Meeres und dem kreischen der Möwen aufgeweckt zu werden, den Salzgeruch in der Nase und auf den Lippen und die Warme Präsenz hinter mir, die leise vor sich hin schnarchte. Ich sah unter die Decke an meinem Körper hinunter und musste die Augen verdrehen, als ich eine von Jans Händen an meiner Brust sah. Selbst der süsseste Typ war auch nur ein Mann. Ich kniff die Augen zusammen und sah hinaus aufs Meer, wo die Sonne schon aufgegangen war und das Wasser in ein Gold tauchte, das endlos zu sein schien.

Der Moment war schön. Mit Jans Atem im Nacken, seiner festen Umarmung und der dicken Decke, die mich von der Kälte schützte, hätte ich den Moment für ewig gewahrt, jedoch hatte der Wachmann, der auf uns zu kam andere Pläne. Ohoh... Ich rieb mir über die Augen um sicher zu gehen, dass ich mich nicht versehen hatte, aber leider war dem nicht so. Nicht weit entfernt kam ein Mann auf uns zu und ich wusste jetzt schon, dass er nicht gut auf uns zu sprechen sein würde. Wir waren auf einem Privatgelände und natürlich würde uns früher oder später ein Wachmann über den Weg laufen. Ich setzte mich auf und sah hektisch um mich.
Verdammt, wir durften hier nicht erwischt werden! Das würde einen riesigen Ärger verursachen. Jan lag immer noch tief schlummernd, seine Hand, die noch vor Sekunden an meiner Brust war, war hinunter auf meinen Schoss gefallen. Er schnalzte kurz mit der Zunge und begann wieder ruhig zu schnarchen. Ich hatte ein wenig Mitleid ihn aufzuwecken, aber ihn hier liegen lassen, konnte ich auch nicht. Der Wachmann hatte seine Schritte beschleunigt und begann nun Dinge zu rufen. Zeit die Fliege zu machen.
Ich schüttelte an Jans Schultern und warf die Decke von uns weg. Dieser verzog leicht das Gesicht und drehte mir den Rücken zu. Echt jetzt? Musste der Typ einen tiefen Schlaf haben?

„Jan, wach endlich auf! Wir müssen hier weg“, begann ich und schüttelte ihn unaufhörlich weiter, während ich aufstand und mir meine Schuhe anzog. Verdammt, wo waren meine Hosen?!

„Noch eine Minute“, murmelte er und schien sich nicht bewegen zu wollen. Ich sah hinüber zu dem Wachmann, der uns bald erreicht hatte und wieder hinunter zu dem Idioten, der das ganze Geschehen einfach durchschlafen wollte. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff ich den Liegestuhl und hob ihn so hoch, dass Jan mit einem gedämpften Knall auf den Sand fiel. Er riss die Augen erstaunt auf und sah sich schlaftrunken um, als wüsste er nicht, wo er sich gerade befand und was vor sich ging.

„Beweg deinen Arsch, Matini! Oder wir kriegen riesigen Ärger!“ Jan sah erstaunt zu mir hoch und dann in die Richtung, die ich zeigte, wo der Wachmann mit wütenden Schimpftiraden auf uns zu gestampft kam. Seine Augen weiteten sich schockiert und er war plötzlich auf den Beinen. Ohne etwas zu sagen, packte er meine Hand und begann zu rennen. Einfach so…

Ich sah zurück zu unserem Depot wo meine Klamotten und sein Decke samt Badetücher zerstreut auf dem Sand lagen, dann zu dem Wachmann, der nun auch zu rennen begonnen hatte und zuletzt an mir hinunter, die nur in einem zu grossen Sweater und Unterhosen den Strand entlang rannte.

„Jan!“, rief ich aus, doch dieser lachte nur auf und rannte weiter, ohne einen Blick nach hinten zu verschwenden. Wenigstens hatte er seinen Rucksack mitgenommen, aber dennoch…

Ich beschleunigte meine Schritte um dem Irren hinterher zu kommen und sah erleichtert zu, wie der Wachmann, der immer noch wie am Spiess schrie, uns nicht nachzukommen schien. Hätte sich zwei Mal überlegen müssen, ob er sich diesen Bauch anfressen sollte.

Wir verschwanden in die Gebüsche und kletterten den Hang hinauf zum Auto. Glücklicher Weise, hatte niemand  dieses gefunden, sonst wären wir wirklich aufgeschmissen gewesen. Jan grinste immer noch, als hätte er den Spass seines Lebens. Ich verdrehte die Augen musste aber auch grinsen, als ich ins Auto stieg und er sofort kehrt machte um auf die Strasse zu kommen.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt