Jeremy #4

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Ich starrte die Wand an. Sie sah grau aus, in dem Mondlicht. Wie sehr die Nacht die Welt vereinfachte. Schwarz, weiß, grau. Aber dafür ließ sie all die Probleme dreifach so groß wirken. Ich fürchtete und liebte sie. Wie leichtsinnig es gewesen war, mich von Erinnerungen hinreißen zu lassen und all die Lieder zu singen. Mit der Gitarre. Ich hatte es nicht geschafft Bob Dylan ein schönes Ende zu schenken. Ich war einfach weggelaufen. Vor dem Licht. Den Stimmen, die alle nicht klangen wie ihre. Den Menschen. Hinein in die Dunkelheit. Ich mochte die Dunkelheit. Sie versteckte all die Makel, die das Licht so offensichtlich zeigte. Ich hätte nicht spielen sollen. Oder zumindest nicht diese Songs. Das vermittelte mit der Schmerz in meiner Brust offensichtlich genug. Ich spürte die heißen Tränen meinen Nasenrücken entlang laufen. Wie ich diese kleinen, unnützen Biester hasste. Sie tropften auf das Laken der Matratze. Ich sollte mich wirklich nicht so anstellen und in Selbstmitleid baden. Das war doch sonst nicht meine Art. Messer rausziehen, Zähne zusammen beißen und weiter. Aber diesmal war ich schon beim "Messer rausziehen" gescheitert. Ich hörte wie die Türe aufging. Nicht bewegen. Schlafend stellen. Wie oft hatte das schon funktioniert, wenn ich nicht reden wollte? Ich sah kein Licht das vom Flur herein drang. Also kein Lehrer. Die Person stand für meinen Geschmack zu lange in der Türe. Als würde sie zögern, ob sie wirklich eintreten sollte. Dann endlich hörte ich die Türe sich schließen. Jemand trat auf Zehenspitzen ein und tippelte ins Bad. Es war der Depp. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er Rücksicht nahm. Ich hörte wie er sich die Zähne putze, dann das Rascheln von Kleidern. Der Lichtschalter klickte, noch mehr Rascheln von Stoff dann Stille. Nur sein und mein Atem. Ich konnte so nicht schlafen. Ich hasste es mit Personen in einem Raum zu schlafen. Ich schloss trotzdem die Augen. Sie begannen zu brennen. Ich brauchte Schlaf. Gerade als ich dachte, dass er vielleicht doch ginge, bloß mit seinem Atem im Rücken, raschelte er mit der Decke. Unter ihm knarzte der Boden. Was tat er da? Er sollte schlafen! Aber er wälzte sich einfach weiter hin und her. Ich schlief mit einem verdammten Bauerntrampel im Zimmer. Das konnte ja noch witzig werden.

× Messed & Broken Hearted ×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt