Jeremy #16

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Als es an der Türe klopft, drehte ich mich bloß auf die andere Seite und schloß wieder meine Augen. Ich spürte Jérôemes Zehen an meiner Wade. "Augewacht! Es gibt heute einiges zu tun!", rief Herr Schamm gutgelaunt wie immer durch die Türe und polterte weiter. Jérôme murmelte genervt vor sich hin und atmete aus. Wir lagen unter ein und derselben Decke. Irgendwie war das eine merkwürdige Tatsache. Gestern Abend war es so kalt gewesen, dass man nicht einmal einen Hund auf dem Boden hätte schlafen lassen und weil wir beide gefroren hatte, hatten wir die Decken übereinander gelegt und beide unter beiden geschlafen. Zwar war es ein wenig komisch gewesen, aber wenigstens hatten wir beide nicht frieren müssen. Die Vorstellung die mit Körperwärme geheizte Blase unter der Decke zu verlassen, jagte mir schon eine Gänsehaut über den Körper. Mit einem genervten Stöhnen vergrub ich meinen Kopf wieder so tief es ging im Kissen. Ich konnte mir nicht einmal mehr vorstellen heute zu wandern. "Hast du genauso wenig Lust aufzustehen wie ich?", fragte er müde und drehte sich müde ächzend auf den Rücken. Am liebsten hätte ich ihn angefahren, dass er die Klappe halten sollte. Stattdessen bekam ich bloß ein genervtes Grummeln zu stande. "Ich geh zuerst ins Bad. Dann kannst du länger liegen bleiben." Damit schlug er die Decke beiseite und stand auf. Ich spürte jetzt schon die eisige Kälte näher kommen. Und ich fühlte mich kein bisschen wacher, als er wieder an meiner Schulter rüttelte. "Sag Herr Schamm ich halte Winterschlaf." Er seufzte. "Es ist gerade mal September. Jetzt steh auf und stell dich nicht so an." Ich setzte mich auf. Es war schon um einiges heller, als ich gedacht hatte. Ich musste grinsen, als ich sah, was er trug. "Ich dachte, du wolltest die Sachen verbrennen." Er schnaubte verärgert, während ich mich dazu zwang, aus dem Bett zu kommen.

"Wie manche von euch wahrscheinlich schon wissen, machen wir heute eine Wanderung. Wir fahren zuerst mit dem Lift hoch und wandern dann runter. Wer will kann mit zwei von uns, dort übernachten. Der Rest wandert mit mir zurück." Man sah Herr Schamm an, dass er mit mehr Begeisterung gerechnet hatte. Den Berg hochfahren, unter freiem Himmel schlafen und laufen. Das war etwas tolles und die meisten sahen hier aus, als wäre ihnen eröffnet worden, sie seien dazu verdammt Syssivos Arbeit zu übernehmen. Ich biss in mein Brot, als er sich wieder setzte. Jérômes spitzer Ellenbogen bohrte sich zwischen meine Rippen und ich sah ihn verärgert an. "Willst du dort übernachten?" Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als würde er ein Geheimnis von mir hören wollen. Ich nickte kurz und sah ihn kauend an. Er runzelte die Stirn und starrte wieder in sein Müsli. "Du?", fragte ich, als mein Mund wieder leer war. Er zuckte die Schultern. "Hast du schonmal unter freiem Himmel geschlafen?" Er schüttelt ohne mich anzusehen den Kopf. "Dann zwinge ich dich dazu da zu bleiben." Er widersprach nicht. Quint ließ sich auf den Platz gegenüber von mir fallen. Er sah nicht wacher aus, als ich mich fühlte. "Was hat er gesagt?" "Wir übernachten im Freien." Er atmete genervt auf. "Ich hab mich schon ganze Zeit auf Spinnen in den Haaren und Kleidern gefreut." Man hörte ihm de Sarkasmus an und Jérôme wirkte sehr plötzlich beunruhigt. "Halt die Klappe und iss.", fuhr ich Quinn.

Im Bus war Radio gelaufen, wenigstens ein Sender, der ganz gut war, aber dennoch hatte ich jetzt eine hartnäckigen Ohrwurm. Der Himmel hoch wie ein weißgrauer Baldachin über uns. Es war kalt und die Luft roch nach Schnee. Die Lifts waren wackelig gewesen und hier oben war die Welt unter uns in wattigen Nebel getaucht. Alles schien magisch. Sogar die verratzte Wand der Holzhütte, die aussah als würde sie bald wegfaulen. Die Stimmen der Schüler waren zu laut in der Stimmung. Als wir begannen loszulaufen, lösten sich Felsen aus dem Nebel, die wie von Riesen dort plaziert wirkten. "Glaubst du hier gab es mal Elben?" Seine Stimme klang ehrfürchtig. "Eher Trolle.", entgegnete Quinn, der vor uns lief. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Jérômes Augenverdrehen. Ich ignorierte die beiden, die begannen darüber zu diskutieren, was wahrscheinlicher hier einmal existiert hatte. Die frisch Luft, dir Umgebung, alles weckte das Bedürfnis in mir alleine hier zu sein. Aber ich konnte ja nicht schon wieder ganz aus versehen verloren gehen.
Jérôme schlitterte vor mir den Weg herunter, der auf einen gekiesten, breiteten führte. Hinter uns unterhielten sich zwei der Lehrer. Ich packte ihn am Oberarm. "Pass auf.", zischte ich genervt. Er sah mich trotzig an und riss sich los. "Ich kann alleine gehen." Meine Augenbrauen wanderten aufeinander zu. "Davon merke ich nicht viel." Er erwiderte meinen Blick genervt. "Seid ihr eigentlich fertig mit eurer Diskussion?" Er wendete seinen Blick finster dem Weg zu. "Ja." Ich sah ihn neugierig an. "Und zu welchem Schluss seid ihr gekommen?" "Dass es beides gab, aber die Trolle die Elben aufgefressen haben." Ich verdrehte innerlich die Augen. "Könnt ihr nicht einfach die Natur genießen?" Jérôme schwieg stur und ich fragte mich, wovon es abhängig war, ob er plapperte oder nicht.
Der Weg zog sich in ungepflasterten Serpentinen dahin. Überall lag braunes Laub und Gras spross aus der Erde. Oben und unten des Weges spendeten Tannen oder Obstbäume Schatten und begleiteten uns mit geheimnisvollem Flüstern. Entweder waren die meisten noch zu müde oder zu genervt, um zu reden, aber die meiste Zeit verging schweigend. Er blieb die meiste Zeit neben mir. Und auch wenn ich es nicht zugeben würde, mochte ich es irgendwie...

Kein sehr langes Kapitel und nicht sooo besonders umwerfend, dafür dass ihr so lange darauf warten musstet, aber auf jeden Fall ist es da.

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