Krönung

910 35 12
                                    

LANGSAM GLEITE ICH in einen tiefen Knicks vor Kaspian und sehe ihm dabei unablässig in die Augen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

LANGSAM GLEITE ICH in einen tiefen Knicks vor Kaspian und sehe ihm dabei unablässig in die Augen. Ich wage es nicht, meinen Blick von seinem zu lösen, will nicht in Richtung der Anwesenden sehen. Sie werden über mich urteilen, jeden meiner Schritte richten, aber Kaspian ist mein Anker in den aufwühlenden Gedanken. So auch jetzt in diesem Moment. Er kennt mich und weiß um meine Ängste. Als wüsste er genau, was in mir vorgeht, lächelt er leicht und nickt mir aufmunternd zu. Meinen Herzschlag beruhigen diese Gesten kein Bisschen, aber sie lenken mich von den düsteren Gedanken ab. Das ist etwas, das nun nicht einmal Chiron vermögen könnte – auch nicht Dr. Cornelius oder irgendjemand sonst. Oh Aslan, denke ich, hoffentlich ist dies der richtige Weg für mich. Der Weg, den der große Löwe für mich vorgesehen hat. Denn nach dieser Zeremonie gibt es wohl eher kein Zurück. Unwillkürlich wird mein Atem flacher und nun schlage ich die Augen doch nieder. Diese Erkenntnis hat etwas äußerst Beschwerliches an sich – jedoch wird dies durch meine neuerliche Nervosität verstärkt. Andererseits erinnere ich mich an Nalenyas Worte über die Bedeutung einer Königin und das gibt mir Kraft. Ich fühle eine Hand auf meiner Schulter und bemerke erst jetzt, dass mir Kaspian seine andere Hand entgegenstreckt. Rasch nehme ich sie und richte mich auf. Kaspian sucht meinen Blick, wie bei unserer Trauung zuvor liegt etwas Fragendes in seinen Augen. Es scheint, als wolle er mir etwas zuflüstern, doch da erhebt der Professor das Wort.

» Nun ist es Zeit «, verkündet er und Kaspian und ich wenden uns ihm Hand in Hand zu. Ehemals Lehrer und Schüler nicken einander zu und Dr. Cornelius fährt fort

» Unser König hat sich entschieden und es gilt, eine Königin zu krönen «, er lässt seinen Blick über die Menge schweifen, bis er schließlich auf mir ruhen bleibt.

» Bitte, mein Kind, knie nieder «, sagt er und lächelt leicht. Auf sein Zeichen hin platziert Jared ein Kissen mit dem Wappen Narnias auf dem Boden vor mir und während ich das Knie beuge und mich darauf niederlasse, drapiert Valanya unauffällig mein Kleid, sodass sich der lange Schleier wie ein Wasserfall über die drei Treppen vor dem Thron ausbreitet. Als Kaspian langsam meine Hand loslässt, um neben Dr. Cornelius zu treten, bin ich kurz davor, einen Blick über die Schulter zu werfen. Doch stattdessen sehe ich zu meinen Brautjungfern, die äußerlich völlig ruhig auf ihren Plätzen mit etwas Abstand links neben dem Doktor stehen – so wie auch ich mich links von Kaspian befinde. Alle vier lächeln mir leicht zu, jede in ihrer Art.


Nachdem Kaspian seinen Platz vor mir eingenommen hat, verstummt das leise Gemurmel der Anwesenden. Es wird so still, dass man wohl eine Stecknadel fallen hören könnte. Ich sehe zu Kaspian hoch, angespannt und erwartungsvoll zugleich. Er wendet seinen Blick nicht von mir ab und ich bemerke auch seine Anspannung. Dr. Cornelius nimmt ein kleines Kissen von dem Tischchen neben sich auf. Darauf befindet sich ein in weiße Seide eingeschlagener Gegenstand. Der Doktor reicht das Kissen jedoch nicht weiter – noch nicht – sondern tritt einen Schritt zurück und überlässt Kaspian das Feld. Dieser strafft die Schultern, richtet sich zu voller Größe auf und legt eine Hand auf den Schwertknauf. Noch immer ist es ganz still, man hört lediglich das leise Rascheln von Gewändern. Einige Anwesende rutschen wohl aufgeregt auf ihren Stühlen hin und her.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now