Markt

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Am nächsten Morgen werde ich durch lautes Klappern jäh aus dem Schlaf gerissen

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Am nächsten Morgen werde ich durch lautes Klappern jäh aus dem Schlaf gerissen. Einer der Sklavenhändler schlägt wiederholt auf die große Gongscheibe, die auf einem Podest in der Mitte des Platzes hängt. Ein paar Kinder rennen geduckt an den gegenüberliegenden Hauswänden entlang. Sie achten darauf, im Schatten zu bleiben und schnellstens von hier wegzukommen – vermutlich haben ihnen ihre Eltern gesagt, dass sie sich von diesem Platz fernhalten sollen. Ein Gähnen seitens Lucy, die an meiner Schulter lehnt, bringt meine Aufmerksamkeit zurück. Reepicheep ist beim Klang des Gongs aufgesprungen, vorher hatte er sich zum Schlafen zu einer Kugel zusammengerollt, während Eustachius nach wie vor seltsam verdreht an seiner Kette hängt und leise schnarcht. Die Sonne blickt bereits ein Stück über den Horizont und die Straßen erwachen langsam zum Leben. Ich strecke meine Glieder vorsichtig und reibe meine Hände aneinander, um mich wenigstens etwas zu wärmen. Lucy hebt verschlafen den Kopf, ihre Augen sind noch immer ein wenig verquollen. Schweigend beobachten wir wie die Sklavenhändler verschiedene Waren auf einigen Markständen etwas vom Podest entfernt ausbreiten. Neben dem Podest steht Pug mit einem Jungen, der ein dickes Buch in Händen hält, während der Anführer der Sklavenhändler mit einer Feder etwas darin notiert. Der Junge hat bestimmt noch nicht besonders viele Winter erlebt. Er ist dünn, aber nicht mager, und trägt bessere Kleidung als die Kinder vorhin. Dennoch...er steht in sich zusammengesunken da und seine Augen huschen ängstlich umher, weilen nie lange an einem Punkt.

» Der Arme «, flüstert Lucy, die den Jungen ebenfalls bemerkt hat,

» Was meinst du, was ist das für ein Buch? «. Ich kann mir denken, was Pug dort notiert. Die Preise seiner Gefangenen, für jeden Einzelnen von uns. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter bei der Vorstellung, wie ein Gegenstand verkauft zu werden. Immerhin denken die Sklavenhändler daran, uns etwas zu essen zu geben. Jeder bekommt ein Stück trockenes Brot und etwas Wasser. Besser als nichts ist das allemal, aber natürlich regt sich Eustachius auch darüber auf.

» Die Behandlung ist in jedem Gefängnis in England besser! «, faucht er den Mann an, der uns die Nahrung austeilt. Dieser zuckt ungerührt mit den Schultern und meint

» Sei froh, dass du überhaupt was zwischen die Zähne bekommst, Bürschchen! «. Daraufhin ist der Junge still und kaut missgelaunt an seinem Brot herum.


Es dauert nicht mehr lange, da sammelt sich eine ganze Menge Leute auf dem großen Platz an. Die meisten tragen bunte, glänzende und edle Gewänder. Vermutlich sind es Händler auf der Durchreise. Manche sehen Mael ziemlich ähnlich. Pug reibt sich bei diesem Anblick die Hände, mustert seine Kunden und marschiert vor uns auf und ab. Nach einer Weile steigt er auf das Podest und hebt die Arme, um für Ruhe zu sorgen. Er winkt einem seiner Männer, der daraufhin den ersten Gefangenen von der Kette lässt und auf das Podest hinauf scheucht. Es ist ein älterer Mann mit schlohweißem Haar. Pug nennt einen Preis und tatsächlich trudeln einige Gebote ein. Auf diese Weise arbeitet er sich vorwärts. Schließlich kommt Mael an die Reihe.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now