Gerettet?

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DER WEG AN Deck ist beschwerlicher, da Halion mit seiner Last nicht so schnell vorankommt

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DER WEG AN Deck ist beschwerlicher, da Halion mit seiner Last nicht so schnell vorankommt. Zudem kommt Kaspian langsam zu sich und wird von seinem Träger vorsichtig abgesetzt. Ich knie mich neben ihn.

» Luna? «, flüstert er mit heiserer Stimme,

» Du...ich dachte... «.

» Shhh «, mache ich und streiche ihm sachte über die Wange,

» Ich bin hier, es wird alles gut «. Er versucht, die Hand zu heben, doch seine Arme müssen von dem langen Über-Kopf-Halten noch ganz taub sein.

» Halion, würdest du... «, bitte ich mit einer Geste zu Kaspian und der Hüne macht Anstalten, den König wieder zu tragen. Dieser schüttelt jedoch den Kopf

» Schon gut, ich gehe selbst «. Er hievt sich auf, bleibt aber an die Wand gelehnt stehen.

» Kaspian, bist du sicher? «, frage ich besorgt. Er lächelt schief, wischt sich mit dem Ärmel über den Mund und meint

» Ich schaffe das schon «. Ich seufze innerlich über seine Sturheit, aber es nützt nichts. Also werfe ich ihm einen schuldbewussten Blick zu und gehe voraus. Rynelf taucht neben mir auf und sieht mich fragend an.

» Lasst ihn keinen Moment aus den Augen «, weise ich ihn leise an,

» Du und Elrik nehmt ihn zwischen euch, damit Halion kämpfen kann «. Der erste Maat nickt und teilt den Befehl unauffällig auch den anderen beiden mit. Wir gelangen unbescholten durch den Schlaf- und Lagerraum und von dort über die Leiter an Deck. Ich spähe durch die Luke. Die meisten Männer schlafen mittlerweile, niemand scheint unser Eindringen bemerkt zu haben. Erleichtert signalisiere ich den anderen, dass die Luft rein ist. Allerdings ist die Morgenröte noch nicht neben der ‚Seeteufel' angekommen, sondern noch mehrere Klafter entfernt. Trotzdem suchen wir uns einen Weg durch die schlafenden und schnarchenden Matrosen. Als einer von ihnen zu meiner Linken plötzlich zu sprechen beginnt, lockere ich mein Schwert und ziehe es halb aus der Scheide. Doch er redet bloß im Schlaf. Wir haben die Reling bereits erreicht, wo Nandor und Fandir auf uns warten. Die Morgenröte schiebt sich langsam neben das Piratenschiff, da durchzuckt mich ein Gedanke. Ich habe keinen Steuermann gesehen, wieso hat dieses Schiff keinen Steuermann? Ich wirble herum, um das nachzuprüfen. Es steht tatsächlich niemand am Steuer. Zweifel beschleichen mich. Schlafen diese Männer wirklich? Waren sie wirklich betrunken?

» Schützt den König! «, befehle ich scharf. Meine Stimme lässt die anderen herumfahren. Kaspian runzelt die Stirn und streicht sich über das Gesicht. Er scheint sich bereits ein wenig erholt zu haben, denn seine Augen scheinen um einiges wacher.

» Aber die schlafen doch alle...? «, wirft Elrik ein.

» Ja, und das tun sie schon seit ihr unter Deck verschwunden seid «, bestätigt Nandor.

» Natürlich... «, murmle ich und stupse einen etwas außerhalb der Menge liegenden Mann mit der Fußspitze an. Mein Instinkt verrät mir klar und deutlich, dass hier etwas nicht stimmen kann.

» Hat sie den Verstand verloren? «, fragt Fandir – vermutlich wollte er nicht, dass ich das höre. Kaspian sieht den jungen Matrosen streng an und lässt ihn damit verstummen. Währenddessen umrunde ich den Schlafenden, die Hand auf dem Schwertgriff. Plötzlich schießt die Hand des Mannes vor, packt meinen Fuß und bringt mich aus dem Gleichgewicht. Dann springt er auf, bevor ich es wiedergefunden habe, und stürzt sich mit einem kampfeslustigen Brüllen auf mich. Auch die anderen Männer springen auf und greifen an. Bevor sich mein Gegner mit vollem Gewicht auf mich werfen kann, trete ich im in den Bauch, ziehe mein Schwert und mache ihn einen Kopf kürzer. Ohne mich weiter darum zu kümmern, wirble ich herum und wende mich dem nächsten Anstürmenden zu. Bei alledem versuche ich, in der Nähe der anderen zu bleiben, sodass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können.


Die Morgenröte hat sich mittlerweile neben die Seeteufel geschoben. Die Matrosen helfen Kaspian hinüber, andere schirmen ihre Kammeraden ab und wieder andere vertreiben die Piraten, die es wagen, auf die Morgenröte zu springen. Halion, Elrik und ich befinden uns noch auf Pugs Schiff und machen uns daran, ebenfalls das Deck zu wechseln. Als Elrik auf die Reling klettert und springen will, wird er von einem Pfeil getroffen, der sich mitten durch sein Herz bohrt. Er erstarrt und fällt vorne über ins Wasser. Ich lasse meine Augen suchen über das Deck wandern, um den Schützen ausfindig zu machen. Pug lehnt selbstgefällig am Mast, eine Armbrust über der Schulter. Am liebsten würde ich mich auf ihn stürzen und ihm den Hals umdrehen, aber Kaspians Ruf hält mich zurück.

» Luna! «, ruft er noch einmal. Also wende ich mich ab und folge Halion, der auf das Schiff mit dem Drachenkopf hinüberspringt. Ich tue es ihm gleich und werde dort von mehreren helfenden Händen empfangen, die mich direkt zu Kaspian geleiten. Dieser lächelt leicht und umarmt mich. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn in einen erleichterten Kuss. Die Matrosen um uns herum folgen derweil Drinians Befehl, die Morgenröte endlich von der ‚Seeteufel' wegzubringen. Und das tun sie. Ich wende mich in Kaspians Armen um und werfe einen Blick zurück. Pug steht mittlerweile an der Reling, in seinen Augen blitzt der blanke Hass auf. Mir läuft es kalt den Rücken hinunter und ich schließe einen Moment die Augen. Deshalb erkenne ich die geladene Armbrust auch nicht, die Pug auf uns gerichtet hält. Das tue ich erst, als es zu spät ist. Ich sehe ihn den Abzug betätigen, sehe die Sehne springen, sehe den Pfeil fliegen, höre das Sirren, fühle das Durchbohrwerden, doch keinen Schmerz. Geistesgegenwärtig stoße ich Kaspian von mir, taumle zurück und greife nach der Reling. Keuchend sehe ich an mir herunter. Der Pfeil steckt zwischen den untersten Rippenbögen und die Spitze ragt blutverschmiert hervor. Ich hebe den Kopf und starre Kaspian an. Seine Augen sind schreckgeweitet und er hat die Hände nach mir ausgestreckt. Ich muss husten, spucke Blut, dann überrollt mich eine Schmerzenswelle. Mit einem Aufschrei krümme ich mich zusammen. Kaspian ist sofort bei mir. Er redet beruhigend auf mich ein, doch ich verstehe nur Wortfetzen. Matrosen sammeln sich um mich herum. Ich huste immer wieder, schmecke die metallische Note meines Blutes, Tränen verschleiern meine Sicht. Der brennende Schmerz jagt durch meinen Körper wie glühende Pfeilspitzen. Das Bild vor meinen Augen flimmert, ich sehe schwarze Punkte. Ich fühle Kaspians Hände an meinem Gesicht, ich sehe blinzelnd zu ihm auf. Er sieht zerschunden aus, doch seine Wunden werden heilen. Seine Lippen bewegen sich, doch ich höre ihn nur dumpf – als wäre er weit weg. Stattdessen höre ich ein Lachen. Pugs Lachen, der seine gelungene Rache in vollen Zügen auskostet. Keuchend schnappe ich nach Luft, keuche, huste, spucke weiter Blut. Die schwarzen Punkte verdecken schon beinahe mein gesamtes Blickfeld. Mein Kopf wird leer, der Schmerz verebbt, ich fühle mich leicht. Ich höre noch immer dieses abscheuliche Lachen, dann Kaspians Stimme. Wie er immer wieder beteuert, dass er mich liebt, dass alles gut werden wird. Er hat eine schöne Stimme. Mein Herz gehört ihm, hat schon immer ihm gehört. Erinnerungen huschen an meinem inneren Auge vorbei. Erinnerungen an unseren ersten Kuss, an unseren Tanz, an unsere Verlobung. Erinnerungen an Reepicheep, an Lucy und Edmund, an Lord Bern und seine Familie. Jetzt kann ich mein Versprechen gegenüber den vier Schwestern nicht halten – dass wir uns schreiben und irgendwann wiedersehen werden. Es tut mir leid. Unsägliche Kälte fließt durch meine Adern, die Stimmen werden leiser, das Lachen erstirbt. Ich höre Kaspian klagen, fühle seine Lippen an meiner Stirn, dann schließe ich die Augen.



A/N
Hey ihr Lieben,

heute mal zwei Kapitel hintereinander. Ich weiß, ist ein böser Cliffhänger. Was haltet ihr davon? Schreibt eure Meinung doch in die Kommentare und votet für das Kapitel. Würde mich seh freuen ^^

Liebe Grüße
Lola

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now