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DIE NÄCHSTEN TAGE vergehen quälend langsam

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DIE NÄCHSTEN TAGE vergehen quälend langsam. Fana lässt mich kaum aus den Augen und ich frage mich wirklich, wann diese Frau einmal schläft. Na ja, so schlimm ist sie gar nicht. Wie sagt man so schön: Harte Schale, weicher Kern. Manchmal kommandiert sie ein Dienstmädchen oder einen anderen Heiler ab, um über mich zu wachen. Das nütze ich natürlich, um Neuigkeiten zu erfahren. Wie die Organisation des Festes läuft, was außerhalb dieses Zimmers sonst noch so vor sich geht und sogar das ein oder andere Gerücht. Allerdings halten sich die Schlossbediensteten damit in meiner Gegenwart sehr zurück, das war schon immer so. Vielleicht, weil ich stets in der Gegenwart des Königs anzutreffen bin. Ansonsten passt Fana auf, dass ich nur wenig aufstehe und mich nicht unnötig bewege, genügend esse und trinke und mir warm genug ist. Trumpkin besucht mich fast täglich, um mir Gesellschaft zu leisten und sich zu vergewissern, dass meine Genesung gut voranschreitet. Ich habe ihn noch zwei weitere Male auf die Gefahr angesprochen, die Kaspian drohen wird, sobald er zurückkehrt. Der Zwerg will davon jedoch nichts mehr hören und beharrt darauf, dass alles nur ein Traum gewesen sein soll. So habe ich es – in meinem Stolz verletzt – aufgegeben und mich damit abgefunden, dass ich diese Sache allein bewerkstelligen muss. Für Kaspians Wohl, das mir mehr am Herzen liegt als mein eigenes, und auch, um Trumpkin von der Wahrheit meiner Worte zu überzeugen.


Von Tag zu Tag erhole ich mich mehr und gewinne an Stärke. Als die Pfeilwunde nicht mehr schmerzt und sich eine Narbe gebildet hat, lässt mich Fana nach und nach für einige Zeit aufstehen, doch das Zimmer darf ich nur in Begleitung verlassen – und das auch nicht jeden Tag. Die übrigen Stunden verbringe ich entweder mit Schlafen oder Lesen. Sieben Mal muss die Sonne auf- und untergehen bis ich endlich morgens schon das Bett verlassen, mich anziehen und im Schloss herumwandern kann. Allein. Mein Weg führt mich nach draußen in den Garten und hinunter an den Strand. Ich spaziere am Ufer entlang bis zum Hafen, wo mehrere Schiffe vor Anker liegen. Die Morgenröte ist mit Abstand das stolzeste von ihnen – wenn sie auch ein wenig mitgenommen aussieht. Der goldene Drachenkopf ragt hoch empor, die Fahne mit Narnias Wappen oben am Mast flattert in der leichten Brise. Kein Matrose befindet sich an Deck, stelle ich fest, während ich auf dem Kai am Schiff vorbeischlendere. Allerdings entdecke ich jemand anderen an Land. Lautlos trete ich neben Drinian, der am Ende des Kais steht – die Hände tief in den Manteltaschen vergraben – und auf das Meer hinausblickt.

» Habt Ihr etwa schon wieder genug vom Landleben? «, frage ich. Der Kapitän strafft sogleich die Schultern, wendet sich jedoch nicht mir zu.

» Die See hat ihre Tücken, aber sie ist wunderschön. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen «, erwidert Drinian schließlich und wirft mir einen kurzen Blick zu,

» Aber das verstehen nur jene, deren Leben mit ihr verbunden ist «. Er klingt beinahe nostalgisch, so spricht er auf seine Weise liebevoll von etwas.

» Ich verstehe das sehr gut «, murmle ich und verschränke die Hände hinter meinem Rücken,

» Nur allzu gut sogar «. Das kann ich wirklich. Immerhin ist das Meer ein Teil von mir, doch das werde ich ihm nicht erzählen. Das erzähle ich niemandem, abgesehen von Kaspian. Nach einer Weile des einträchtigen Schweigens fragt der Kapitän

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now