Dracheninsel

2.7K 99 18
                                    

Es dauert tatsächlich ziemlich genau zwei Tage bis wir die Insel am Horizont erreichen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Es dauert tatsächlich ziemlich genau zwei Tage bis wir die Insel am Horizont erreichen. Der Sturm beruhigt sich kein Bisschen und tobt unaufhörlich weiter. Das Eiland ist weitläufiger als ich erwartet habe. Nach einem breiten Sandstrand, der etliche Meilen misst, schließt links ein dichter Wald an. Rechts hingegen erstreckt sich eine nur spärlich bewachsene Felslandschaft, die an eine gewaltige Bergkette stößt. Was sich dahinter verbirgt, vermag niemand zu sagen. Vermutlich werden wir auch nicht so weit gehen. Jetzt müssen wir zuerst einmal unsere Vorräte auffüllen, das Schiff wieder in Schuss bringen und einige Fässer stopfen, die während dem Sturm Leck geschlagen haben. Drinian hat die Morgenröte so weit in die schützende Bucht gesteuert, wie nur irgend möglich, ohne auf Grund zu laufen. So können dem stolzen Schiff weder Sturm noch Wind etwas anhaben.

» Teilt euch auf und sucht nach Wasser und Nahrung «, ordnet Kaspian der Mannschaft an. Sobald wir festen Boden unter den Füßen haben, macht sich ein Großteil der Narnianen auch schon an die Arbeit. Reepicheep springt auf meine Schulter und verfolgt das Geschehen von oben. Eigentlich mag es die große Maus überhaupt nicht, als klein, schwach oder niedlich angesehen zu werden – Lucy und ich sind uns einig, dass letzteres auf alle Fälle zutrifft. Nur sagen werden wir es ihm nicht, das würde ihn in seinem Stolz verletzen. Irgendwie verstehe ich meinen kleinen Freund. Ich mag es auch nicht, als schwaches Mädchen abgestempelt zu werden, denn das bin ich auch nicht.

» Wo ist Eustachius? «, fragt Lucy plötzlich und sieht sich um. Ich tue es ihr gleich, doch nirgends ist eine Spur von dem blonden Jungen zu entdecken.

» Eustachius? «, rufen Edmund und Kaspian, erhalten aber keine Antwort. Nur das Echo ihrer Stimmen halt von den Felsen wieder.

» Unser Cousin hat sich wohl irgendwo versteckt, hält ein Schläfchen und tut nichts «, meint der König des goldenen Zeitalters ungehalten und wendet sich dem Wald zu. Kaspian nickt Lucy zu und folgt Edmund. Die Königin der vergangenen Zeit blickt sich noch einmal um.

» Nein «, sagt sie,

» Wir müssen ihn suchen «. Ich erwidere nichts darauf, schließlich liegt diese Entscheidung nicht bei mir.

» Wenn er bis zum Abend nicht wieder aufgetaucht ist, werden wir das tun, in Ordnung? «, fragt ihr Bruder diplomatisch, woraufhin Lucy nur nickt und sich endlich in Bewegung setzt.


Doch Eustachius taucht auch nicht wieder auf, als es bereits dunkel wird – oder besser, noch dunkler als es durch den Sturm sowieso schon ist. Bei Anbruch der Dämmerung haben sich alle an Land gegangen Matrosen wieder bei den Beibooten eingefunden und die Ausbeute aufgeladen. Es ist nicht viel Nahrung, aber immerhin genügend Wasser. Lucy dreht sich im Kreis, keine Spur ihres Cousins.

» Also gut, suchen wir... «, weiter kommt Kaspian nicht, denn ein ohrenbetäubendes Brüllen tönt durch die Luft und wird tausendfach durch das Echo verstärkt. Ich fahre herum, die Hand an meinem Schwert. Eine Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now