Heimkehr

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AM FRÜHEN ABEND ist es dann tatsächlich so weit, der Tross erreicht das Schloss, wo uns die Wächter an den offenen Toren bereits begrüßen

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AM FRÜHEN ABEND ist es dann tatsächlich so weit, der Tross erreicht das Schloss, wo uns die Wächter an den offenen Toren bereits begrüßen. Die vier Soldaten scheinen zunächst ein wenig irritiert über den Umstand, den König nicht an der Spitze des Zuges zu entdecken, sondern erst später mitten unter den Flüchtlingen. Dalia und Donnerwind dienen als Lastpferde – wie auch die Reittiere derjenigen, die uns mit Kaspian entgegenkamen. Wir strömen in den großen Hof, wo uns bereits einige Soldaten, Diener und Mägde entgegeneilen. Trumpkin steht auf den Treppen zum Haupttor und gibt den beiden Wächtern bei ihm Anweisungen. Diese neigen gehorsam die Köpfe und verschwinden in der Eingangshalle von Feeneden. Der Zwerg hat währenddessen die Hände hinter dem Rücken verschränkt und lässt seinen Blick über die Neuankömmlinge schweifen. Meine Aufmerksamkeit wird allerdings von ihm abgelenkt, als eine völlig aufgelöste Rhea herbeistürmt und Lion um den Hals fällt, der sich gerade vom Rücken seines Pferdes gleiten lässt. Er schlingt lächelnd die Arme um sie, sagt etwas und küsst sie. Ich wende mich von den beiden ab und schlängle mich durch die Menge zu den Pferden hinüber, die von den Stallburschen abgesattelt werden. Die Habseligkeiten der Bewohner des Eulenwaldes wurden ihnen bereits abgenommen und werden nun an die Besitzer verteilt. Ich entdecke Meria, die gerade ihr Bündel entgegennimmt, Janeus und Inore scheinen sich um die alte Dame zu kümmern. Neros und Kaspian wechseln ein paar Worte mit den Wächtern am Tor, die dieses daraufhin schließen. Nach und nach kehrt ein wenig Ruhe ein und die Diener beginnen, die Gäste in ihre bereiteten Unterkünfte zu eskortieren. Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf meine Lippen und als ich eine Hand auf Donnerwinds Flanke lege, fühle ich sowohl seine als auch meine Erschöpfung. Ich lehne mich an den schwarzen Hengst und schließe die Augen. Dieser bleibt völlig ruhig an Ort und Stelle, die Nase in einen Futterkorb an der Wand gesteckt. Auch Dalia ist noch hier draußen und die beiden Pferde teilen sich das frische Heu.

» Gut gemacht «, höre ich da eine bekannte Stimme. Ich öffne die Augen und sehe zu Chiron auf. Er lächelt väterlich und legt eine Hand auf meine Schulter.

» Danke «, erwidere ich,

» Das Lob gilt uns allen «.

» Nun, ich bin stolz auf dich und auf das, was aus dir geworden ist «, sagt er und ich neige den Kopf vor meinem Mentor. Dieser richtet seine Augen auf etwas hinter mir, nein, auf jemanden. Kaspian bleibt neben mir stehen, zu voller Größe aufgerichtet, und erwidert Chirons Blick standhaft. Dieser lacht herzlich auf.

» Und ich bin stolz darauf, was aus dir werden wird «, fügt der Zentaur hinzu und lächelt. Da greift Kaspians Hand nach der meinen und unsere Finger verschränken sich ineinander. Er wirft mir einen liebevollen Blick zu und neigt schließlich den Kopf vor dem ehrwürdigen Zentauren. Ich habe beiden bereits voneinander berichtet, aber nun treffen sie zum ersten Mal aufeinander. Es ist ein seltsamer Moment. Seltsam auf eine gute Weise.


Später liegt der Hof wieder still da, wie leergefegt. Alle wurden untergebracht, die Pferde sind versorgt und die Bediensteten des Schlossen kehren zu ihren Aufgaben zurück. Auch Chiron hat sich in seine Unterkunft zurückgezogen und so führt mich Kaspian nach drinnen. In der Eingangshalle treffen wir auf Lion und Rhea. Das Pärchen steht am Fuß der Treppe und scheint sich gerade gute Nacht zu sagen. Kaspian will einfach weiter Richtung Treppe gehen, doch ich halte ihn sanft zurück. Er zieht die Stirn kraus, ich schüttle nur lächelnd den Kopf und werfe ihm einen vielsagenden Blick zu. Nach einem kurzen Blickduell lächelt er schließlich und zieht mich enger an sich, um seinen Kopf auf meine Schulter zu betten und einen Kuss in meine Halsbeuge zu drücken.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now