Welt

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Wir beschließen, erst  morgen weiter zu segeln

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Wir beschließen, erst morgen weiter zu segeln. Die Einbeiner hüpfen – glücklich über ihre zurückgewonnene Sichtbarkeit – im Garten herum. Dazu ihre Kommentare und es gibt ein wunderbar lustiges Bild, das alle herzlich lachen lässt. Wir werden von den Bewohnern dieser Insel bewirtet und unterhalten. Coreakin spricht meist mit Lucy, Kaspian, Edmund und Drinian. Eustachius und Reepicheep sind nirgends zu sehen. Also mache ich mich auf den Weg, um sie zu suchen. Gemächlich schlendere ich den Trampelpfad entlang und lasse meinen Blick über die Hügel schweifen. Ein Stück weiter zu meiner Linken befindet sich ein lichter Wald, an dessen Rand ich eine Bewegung erhasche. Im Näherkommen erkenne ich die beiden Gesuchten. Sie stehen sich gegenüber und scheinen etwas zu üben.

» Benutze deine Beine mehr, sonst bieten sie einem Gegner ein gutes Ziel «, rate ich und trete zu den Kämpfenden. Eustachius' Kopf ruckt herum, Reep nutzt diesen Moment und schlägt ihm das Schwert aus der Hand. Der Blonde starrt auf seine leeren Hände, dann sieht er zu mir.

» Und wie? Der Boden ist hier nicht eben, da kann ich das nicht ordentlich üben «, meint er.

» Ein Krieger muss jederzeit überall kämpfen können «, erwidere ich lächelnd. Ich bücke mich nach dem Schwert und drücke es ihm in die Hand.

» Komm, ich zeige es dir «, biete ich an und werfe der großen Maus einen Blick zu. Diese nickt und lässt sich ins Gras fallen.

» Du musst immer darauf achten, das Gleichgewicht zu halten. Dein Körper muss mit dem Schwert ausbalanciert sein «, ich mache einen kleinen Ausfallschritt und halte mein Schwert so als würde ich einen Schlag parieren. Eustachius macht die Bewegungen etwas ungeschickt nach. Er kann sein Schwert kaum mit einer Hand halten und stolpert dadurch immer wieder.

» Ach, das werde ich nie lernen «, meint er resigniert.

» Mit dieser Einstellung sicher nicht «, entgegne ich,

» Aber mit viel Übung kannst du das schnell «. Ich wiederhole den Ausfallschritt noch einige Male und verbessere seine Haltung. Nach einiger Zeit hat er den Dreh raus.

» Siehst du, es geht doch «, lobe ich,

» Zeit für eine Pause «. Eustachius plumpst neben Reep ins Gras und auch ich setze mich zu ihnen.

» Meint ihr, unsere Reise ist noch lang? «, fragt der Blonde nach einer Weile. Er hat sich hingelegt, die Hände unter dem Kopf verschränkt.

» Das kann man nie wissen, mein Freund «, meint Reepicheep nachdenklich,

» Unsere nächsten Ziele sind jedenfalls die Insel des Sterns und die Dunkle Insel «.

» Wie kann man eigentlich das Böse besiegen? Ist das nicht nur ein Märchen? «, fragt Eustachius weiter. Ich lache hell

» In eurer Welt vielleicht, aber dort gibt es nicht mehr viel Fantasie. Oder hast du irgendwo einmal einen Drachen, Minotauren oder Einbeiner gesehen? «.

» Narnia ist eine seltsame Welt «, murmelt er nur.

» Oh, Narnia ist nur ein Land in dieser Welt «, erwidere ich,

» Da gibt es noch viele andere. Archenland, zum Beispiel. Oder Kalormen im Süden und das Land der Riesen im Norden «.

» Nicht zu vergessen die vielen Inseln «, fügt der Mäuserich noch hinzu.


Als sich die Sonne langsam dem Horizont zuneigt, machen wir uns auf den Weg zurück zu Coreakins Haus. Garten und Hof liegen verlassen da, doch aus den Fenstern fällt Licht. Wir brauchen gar nicht zu klopfen, da öffnet sich die Tür auch schon. Einer der Tölpelbeiner steckt den Kopf heraus.

» Ah, Gäste, kommt herein in die gute Stube «, sagt er und grinst von einem Segelohr zum anderen. Der Einbeiner führt uns rechts an den Treppen vorbei in einen großen Raum, in dessen Mitte ein langer Tisch steht. Dort sitzt die gesamte Besatzung der Morgenröte zusammen mit dem Zauberer und den lustigen Geschöpfen.

» Eustachius! Wir haben uns schon Sorgen gemacht «, meint Lucy als sich ihr Cousin neben ihr auf einen freien Stuhl gleiten lässt.

» Wenn Luna und Reepicheep bei ihm waren, konnte ihm doch sowieso nichts passieren «, entgegnet Edmund lächelnd und deutet auf den Stuhl zwischen sich und Kaspian. Ich neige den Kopf und setze mich zu den Königen, während Reep bei den Matrosen weiter unten an der Tafel Platz nimmt. Jetzt erst begegnet mein Blick Kaspians. Braun trifft auf Braun. Einen Moment sehen wir uns an und seine Finger streichen flüchtig über meinen Handrücken.

» Wo wart ihr denn so lange? «, fragt er leise ohne einen Vorwurf in der Stimme.

» Üben «, antworte ich schlicht,

» Eustachius macht große Fortschritte «. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen.

» Wohl wahr, in dir hat er auch eine wunderbare Lehrerin gefunden «, flüstert er. Ich lasse meine Augen über die Gesichter der Anwesenden wandern und bleibe an Coreakin hängen. Der Zauberer bildet den Kopf der Tafel und scheint Kaspian und mich zu beobachtet, denn sein Blick ruht auf uns.


Nach dem vorzüglichen Abendmahl machen wir uns auf den Weg zum Schiff. Während Drinian mit den Männern vorausgeht, verabschieden wir uns noch von Coreakin. Morgen werden wir früh ablegen, denn alle frischen Vorräte sind bereits im Laderaum verstaut und auch die magische Karte befindet sich dort.

» Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft und Hilfe «, sagt Kaspian gerade und verbeugt sich leicht. Edmund, Lucy, Eustachius und ich tun es ihm nach.

» Eine geruhsame Nacht «, wünscht der Zauberer und neigt den Kopf. Also wenden wir uns zum Gehen, doch Coreakin hält mich noch zurück.

» Ihr habt noch viele Entscheidungen vor Euch. Trefft sie weise und nicht überstürzt. Viel Glück und möge Aslan über Euch und die Euren wachen «, raunt er und sieht mich durchdringend an. Dann dreht er sich um und verschwindet im dunklen Flur des Hauses. Ich starre ihm verwirrt hinterher. Was meint er damit, ich müsse noch viele Entscheidungen treffen? Welche Entscheidungen?

» Luna? «, ruft Kaspian und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Schnell wende ich mich ab und folge meinen Freunden.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWhere stories live. Discover now