Zukunft

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NACHDEM ICH KASPIAN die jüngsten Ereignisse geschildert habe, schweigt er für lange Zeit

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NACHDEM ICH KASPIAN die jüngsten Ereignisse geschildert habe, schweigt er für lange Zeit. Er schweigt tatsächlich so lange, dass ich fürchte, dass er für den Moment gar nicht mehr mit mir sprechen will. Er steht nur da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Stirn leicht gekräuselt, und blickt in die Ferne. Ich unterdrücke den Drang, im besänftigend eine Hand auf den Arm zu legen und ihm zu sagen, dass dies alles doch nicht so schlimm sei. Es würde nichts nützen und ich möchte seinen Zorn nicht noch mehr auf mich ziehen, denn das habe ich bestimmt schon – auch wenn ich ihm mit meinem Schweigen nur zusätzliche Sorgen ersparen wollte. Schließlich löst er den Blick vom Horizont und wendet sich mir zu. Innerlich wappne ich mich gegen eine ganze Welle von Worten, die mir vorhalten, dass ich ihm so etwas nicht verschweigen dürfe. Tatsächlich ist Kaspian der einzige, dem ich mich derart beuge. Ich denke, dass er das auch zu schätzen weiß – ich hoffe es zumindest.

» Du weißt... «, beginnt er nach einem langen Seufzer,

» ...dass du mir all diese Dinge erzählen kannst. Deine Sorgen sind auch meine Sorgen, Luna «. Überrascht von der Sanftheit seiner Stimme sehe ich ihm in die Augen. Er lächelt nicht, aber seine Miene ist weich, gütig und in keiner Weise stählern. Als ich nicht antworte, nimmt er meine Hände in seine und haucht mehrere Küsse darauf.

» Es sind nur noch zwanzig Tage «, murmelt er. Bei diesem Gedanken huscht ein Lächeln über meine Lippen, er zählt die Zeit also genauso wie ich.

» Ja... «, erwidere ich gedehnt, fast schon sehnsüchtig,

» Zwanzig Tage «. Die Vorstellung, dass die Hochzeit schon so bald stattfinden wird, jagt mir einen angenehmen Schauer den Rücken hinab. Wir werden endlich verheiratet sein. Allerdings bereitet mir dieser Umstand auch Sorge. Nicht, weil ich in irgendeiner Weise an unserer Liebe oder sonst an etwas zweifle. Vielmehr, weil meine Feinde dann nicht nur mehr mich als Gegner ansehen werden, sondern auch ihn. Kaspian wird eine Zielscheibe – noch mehr, als er dies für viele als König ohnehin schon ist. Meine Aufgabe ist es seit jeher, ihn zu schützen, ist diese Ehe dann eine gute Entscheidung? Als wir weiterhin unbewegt dort am Fenster stehen und einander in die Augen sehen, wird mir wieder einmal klar, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, Ja zu seinem Antrag zu sagen. In seinem liebevollen Blick entdecke ich dieselbe Sehnsucht, die mich immer wieder in seine Nähe treibt. Mit dem Gedanken daran, dass ich auf diese Weise auch sein Herz schütze, wische ich all diese Überlegungen beiseite und lenke meine Aufmerksamkeit auf hier und jetzt.

» Kaspian «, sage ich leise,

» Du musst mich verstehen. Ich sehe dich täglich deine Arbeit tun und weiß um die Verantwortung, die auf deinen Schultern lastet. Ich...ich will dir nicht noch mehr aufbürden, denn für mich musst du nicht verantwortlich sein «. Ein Schatten verdüstert seine Miene. Kaspian tritt näher zu mir und lässt meine Hände los, um mein Gesicht zu umschließen. Ich lasse meine Finger über seine Brust rutschen und blicke schließlich wieder zu ihm auf.

Die Reise des Löwen | Eine narnianische GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt