One Dream

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Er erwartete, dass Niall wieder am Küchentisch saß und neugierig auf ihn wartete, doch dem war nicht so. Stattdessen brannte überall in der WG Licht und aus dem Zimmer seines Mitbewohners drang Rascheln. „Hey, du bist ja schon wieder da." Niall tauchte hinter einem Stapel Kartons auf und sah ihn anerkennend an: „Wow, der Anzug steht dir gut. Wirklich schick, Louis. Wie wars denn?" Noch immer etwas verwirrt von der plötzlichen Nähe im Auto lockerte Louis seine Krawatte und setzte sich auf Nialls Bett: „Es war gut. Anstrengend, weil die Kollegen wirklich nur über Fachliches gesprochen haben, aber wirklich gut. Harry hat mich dem Arzt aus Deutschland empfohlen und wenn dem meine Zeugnisse zusagen, dann kann ich mein nächstes Praxisjahr bei ihm machen. Das ist doch toll oder? Harry will ihm heute Nacht noch eine Empfehlung von mir fertig machen." Louis gähnte und zwängte die Hemdsknöpfe einen nach dem anderen aus den Löchern. Niall nickte und grinste: „Der mag dich. Ich bin ganz sicher, dass er das nicht für jeden seiner Assistenten tun würde." - „Er hat mich auch nach Hause gefahren", gab Louis zu und Niall warf in dramatischer Geste eine Hose in die Luft, die er gerade in seinen Kleiderschrank hatte räumen wollen. „Ist nicht wahr!", rief er und schüttelte sich, als versuchte er seiner inneren Freude irgendwie Ausdruck zu verleihen. „Oh man Louis...das ist soo....das ist soooo toll. Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich kann es gar nicht glauben. Er gibt sich so viel Mühe ich bin mir sicher, dass du ihm wichtig bist. Oh man, wir müssen rausfinden, ob er schwul ist, das wird doch wohl nicht zu schwer sein. Vielleicht solltest du wirklich als Zayns Boyfriend die Patientinnen verarschen und vielleicht wird Harry dann eifersüchtig....Louis?" Niall unterbrach seinen Redefluss und sah seinen Mitbewohner an, der einfach nach hinten umgekippt und eingeschlafen war. „Na toll, dich scheint ja sehr zu interessieren, was ich zu sagen habe", murmelte er, lächelte dabei aber amüsiert. Louis hatte einen harten Tag gehabt, da war es klar, dass er nicht mehr lange wach bleiben konnte. Niall stand auf, ging auf Louis zu und hob ihn hoch.

Es war ein leichtes, ihn in sein Zimmer zu tragen. Dort legte er ihn aufs Bett, wo er zwar wieder aufwachte, allerdings schon so bedröppelt war, dass er ihm helfen musste, aus dem Anzug zu kommen. „Louis, wann soll ich dich morgen wecken?", fragte er leise und deckte seinen Freund zu. „10 Uhr Arbeitsbeginn....", nuschelte Louis und Niall stellte den Wecker auf seinem Handy. Sie lebten schon lange genug zusammen, sodass er wusste, wie viel Vorlauf Louis am Morgen brauchte. Er wollte das Handy gerade beiseite legen, als es vibrierte und eine SMS auf dem Bildschirm aufleuchtete. Sie war von Harry und Niall wollte es schon weglegen, denn was der Arzt Louis schrieb, ging ihn nichts an.

Überhaupt nichts.

Und doch platze er fast vor Neugier. Er konnte die SMS aber nicht einfach öffnen, das Handy war Privat und diese Grenze überschritt Niall nicht. Also musste er sich wohl oder übel damit begnügen, was er in der Vorschau sehen konnte.

„Danke für den Abend, es war mir der bisher schönste mit einem Assist...." Mehr wurde nicht angezeigt und Niall runzelte die Stirn. Bedankte sich Harry gerade wirklich dafür, dass Louis eine nette Gesellschaft gewesen war? Das passte gar nicht zu ihm, fand Niall und legte das Handy zur Seite. Vielleicht wollte Harry Louis damit zu noch mehr Engagement motivieren...oder er versuchte ihm ganz subtil klar zu machen, dass er ihn gern hatte. Er beschloss bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit mit Zayn zu sprechen. Vielleicht wusste er doch etwas mehr über Harry, als er bisher zugegeben hatte. Louis tastete nach seiner Bettdecke und drehte sich auf die andere Seite, während der Ire sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich.

.-.-.-.

Harry fuhr bis in die Einfahrt des kleinen Hauses, in das Louis mit Niall eingezogen war. Müde lächelnd wandte er den Blick zu ihm und sagte: „Ich wünsche dir eine gute Nacht. Du kannst morgen gerne erst um 10 Uhr da sein. Das war heute ein langer Tag für dich und ich bin den Vormittag sowieso noch damit beschäftigt, die Kollegen zu verabschieden. Ich gebe Dr Ritz deine Unterlagen mit und schreibe heute Nacht noch ein Empfehlungsschreiben für dich." Er gähnte und Louis bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Harry war doch sicherlich genauso müde wie er und da wollte er bestimmt nicht mehr arbeiten. „Nein, du musst das nicht noch heute machen...wirklich. Er hat mich ja jetzt ein wenig besser kennengelernt. Schlage dir meinetwegen bitte nicht die Nacht um die Ohren Harry." Doch Harry schüttelte nur den Kopf, nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. „Nein Louis, ich habe versprochen dich zu empfehlen und das werde ich mit bestem Gewissen tun. Das ist meine Sache und wenn ich mir für dich die Nacht um die Ohren schlagen will, dann tue ich das gern." Louis schluckte und sein Mund war ganz trocken. Etwas in Harrys Stimme hatte anders geklungen, als sonst. Sie war weicher und liebevoller – persönlicher – gewesen, als bisher und verursachte eine leichte Gänsehaut in seinem Nacken. Der feine Regen wurde stärker und das Wasser lief nun schon in weichen Bewegungen an der Windschutzscheibe herunter. Noch immer saßen sie im Wageninneren und sahen einander an. „Danke, dass du das für mich machst. Das werde ich nie vergessen." - „Das klingt wie eine Verabschiedung Louis. Ich darf dich daran erinnern, dass wir beide noch ein bisschen Zeit gemeinsam verbringen werden. Zeit in der du mich sicherlich auch das ein oder andere Mal verfluchen wirst...sei nicht zu voreilig", mahnte Harry ihn, lächelte dabei aber gerührt. Er beugte sich ein wenig vor und Louis schloss die Augen. Er war ihm ganz nah und wenn er sich nun noch ein wenig bewegte, würde er ihn berühren können. Sein Aftershave drang ihm bereits in die Nase und Louis hob den Kopf. Harry sah ihm direkt in die Augen und sagte leise, kaum hörbar: „Der Anzug heute steht dir sehr gut..." - „Danke", gab Louis verlegen zurück und versuchte dem Blick standzuhalten, den Harry ihm zuwarf. Harry hob die Hand und strich mit den Fingerspitzen ganz zart über die Haut an seinem Hals. Louis erschauderte und als die Hand in seinem Nacken liegenblieb wurde ihm ganz warm. „Ja, du siehst wunderschön aus...das wollte ich dir schon lange einmal sagen", wisperte Harry. Seine Lippen öffneten sich und er drückte sie auf Louis' Mund, saugte sofort an seiner Unterlippe und war ihm endlich so nahe, wie er es immer haben wollte. Sein ganzer Körper pochte und er lehnte sich noch ein wenig weiter vor, um Harry zurück gegen seinen Sitz zu drängen. Ihnen beiden entwich ein Seufzen und Louis schob sich über die Mittelkonsole auf Harrys Schoß. Er wollte endlich seine Nähe spüren....und fiel mit einem Rums aus dem Bett!

.-.-.-.

Ihr wart wieder der Knaller im letzten Kapitel Sorry, falls ich nicht auf alle Kommentare geantwortet habe, aber wir hatten heute Premiere und da war viel los, daher war ich nicht dazu aufgelegt, jetzt groß und breit zu antworten. (Kommentar von 2017 also unaktuell;)

LG

Six Months • Part IWhere stories live. Discover now