Runterkommen bei Payne

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Es war, als hätte der Nachtdienst den Knoten zwischen Dr Styles und Louis gelockert. Zwar fühlte sich Louis immer noch unwohl, wenn sein Mentor ihm eine unerwartete Aufgabe gab, doch er wirkte dabei nicht mehr so streng und die Angst, zurechtgestaucht zu werden, verschwand immer mehr.

In den folgenden Tagen ließ Dr Styles Louis eine OP zur Entfernung von Narbengewebe beinahe vollständig allein durchführen. Er stand dabei und assistierte, gab ihm ab und zu Tipps und reichte Louis das Besteck an. Er durfte seine OP Berichte in die Akten eintragen, ohne dass Dr Styles nochmal Kontrolle las und wenn er bei den Beratungsgesprächen einmal eine Zwischenfrage hatte, dann ließ man ihn tatsächlich zu Wort kommen.

Mit jedem Tag, der verging, fühlte sich Louis wohler und sicherer im Krankenhaus.

Auch die Yogastunden bei Liam Payne konnte er öfters besuchen und ab und an kam es sogar vor, dass er gemeinsam mit Dr Styles hinunter in den Sportraum ging, wenn sie gleichzeitig fertig waren. „Sie sind schon zwei Wochen hier, das ging schnell vorbei, denken Sie nicht?", fragte Dr Styles, als sie nach einer recht langweiligen Schicht gemeinsam in die Rehaabteilung gingen. „Ja, wenn das so weitergeht, dann sind die sechs Monate schnell rum", überlegte Louis und drückte die die Glastür der Turnhalle auf. „Sie wollen ins Ausland, richtig? Wenn Sie möchten, kann ich mal meine Kollegen kontaktieren. Vielleicht hat gerade Jemand einen Platz für Sie, dann schicke ich ein Empfehlungsschreiben raus." Mit großen Augen blieb Louis stehen und bekam dabei beinahe die zurückschwingende Glastür an den Kopf. „Das...das würden Sie tun?" - „Natürlich. Aber Sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass meine Empfehlungsschreiben sehr ehrlich sind. Ich werde also auch Ihre Schwächen aufzeigen, damit die Kollegen daran weiterarbeiten können."

War ja klar, dass Styles keine beschönigten Empfehlungsschreiben verfasste.

Louis hätte sich das eigentlich denken können und er verkniff sich gerade noch so ein Seufzen. Dr Styles klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und sagte: „Sie haben noch 5 Monate und zwei Wochen Zeit, um das Beste aus sich herauszuholen...machen Sie sich keinen Stress." - „Ach ich doch nicht....wie kommen Sie nur darauf...", brummte Louis. Gerade dieser Satz, machte ihm noch mehr Stress als er sich sowieso schon selbst machte. Wieder mal hatte er sich von der freundlichen Art des Arztes einlullen lassen und dabei vergessen, dass dieser Mann eine hohe Abbrecherquote seiner Assistenten hatte.

„Hey, wow du schaffst es ja wirklich häufig, herzukommen", freute sich Zayn, als er Louis sah und nickte auf die freie Matte neben ihm. Natürlich nahm er die Einladung an und setzte sich. Zayn trug eine weite Sporthose und ein Tank Top, bei dessen Anblick er heute sicherlich mehrere Patientinnen entzückt hätte. „Wie läufts bei dir?", fragte Louis und Zayn zuckte mit den Schultern. „Alles wie immer. Patienten kommen und gehen. Morgen stehen wieder zwei Entlassungen an und ich bin froh, wenn die endlich weg sind. Ich mag ja wirklich alle meine Patienten gerne, aber manche klingeln mich wegen jedem Kram zu sich ins Zimmer und ich habe das Gefühl, dass sie das nur bei mir machen. Meine Kollegen in den anderen Schichten, müssen nie so oft springen, wie ich. Sicher wollen die mich nur ein bisschen auf Trab halten. Oder sie machen sich über mich lustig." Nachdenklich fuhr er sich durch die dunklen Haare und musterte sich in dem großen Spiegel. Louis, der an die zerbrochene Tasse der weiblichen Patientin denken musste, wurde das Gefühl nicht los, dass manche Patienten Zayn einfach gerne um sich hatten und deswegen öfters die Klingel betätigten, als es vielleicht nötig gewesen wäre.

„Ich sollte mal wieder zum Friseur...", murmelte Zayn abwesend und zupfte an einer Haarsträhne, die bis zur Nasenspitze reichte.

Viele Kollegen waren heute nicht zum Yoga gekommen, außer Zayn, Dr Styles und Louis war Niemand da. Das stellte auch Liam ein wenig enttäuscht fest, als er hereinkam. Doch bevor er hatte anfangen können, öffnete sich die Tür und Niall kam herein. Er war ein wenig atemlos, weil er es offenbar nur ganz knapp geschafft hatte. „Hey, kann ich noch mitmachen?", fragte er und sah Liam unsicher an, weil der sich schon vor seiner kleinen Truppe aufgestellt hatte. „Klar, je mehr, desto besser. Ich bin Liam." - „Niall. Hi." - „Ich bin Zayn." - „Harry." So stellten sich alle dem Iren vor und er nickte jedem kurz zu, dann begann die Stunde.

Niall tat sich schwer, aber er war heute auch zum ersten Mal dabei. Louis bemerkte mit jeder Stunde, dass er besser wurde und er sich nicht mehr vorkam, als würde man ihn gegen seinen Willen verknoten. „Wie haltet ihr das nur aus?", ächzte Niall irgendwann, als sie alle den Krieger machten und er es einfach nicht schaffte, stehen zu bleiben. „Wir machen das schon eine ganze Weile", gab Zayn murmelnd zurück und starrte dabei, ohne zu blinzeln weiter nach vorne. „Such deinen Schwerpunkt Niall und lasse dich richtig in den Boden sinken", sagte Liam ruhig und drückte Niall noch ein wenig tiefer nach unten, was allerdings nur zur Folge hatte, dass seine Knie nachgaben und er wie eine Pappfigur umkippte. „Gut, wir belassen es dann für heute." Liam schaltete die Musik um und nun erfüllten entspannende Flötenklänge den Raum. „Legt euch auf den Rücken, schließt die Augen und spürt euren Körper. Fühlt, wie er den Boden berührt. Alles ist schwer und euer Geist ist vollkommen frei. Der Atem geht langsam vom Kopf bis hinunter in die Beine und alles schlechte des heutigen Tages wird herausgespült." Liam sprach ruhig, ging zwischen ihnen her. Bei jedem blieb er kurz stehen, strich ihnen über die Stirn und es hatte eine solche entspannende Wirkung, dass Louis beinahe wegdämmerte. Sie blieben liegen, bis die Musik aufhörte zu spielen und Louis bemerkte, dass Liam bei Harry in die Hocke geblieben war und mit den Händen sein linkes Bein massierte. Noch immer wusste er nicht genau, welche Beschwerden sein Chef hatte, doch er war neugierig und wusste, dass er das schon noch herausfinden würde.

Six Months • Part IWhere stories live. Discover now