Auf zum Chef

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Zu Weihnachten gibt es heute zwei Kapitel;)


Die Wohnungsbesichtigung verlief gut und das, obwohl Louis an diesem Tag so gar nicht in der Stimmung war, sich aus dem Haus zu begeben. Den ganzen freien Tag hatte er in seinem Zimmer gelegen und sich selbst bemitleidet. Niall schaffte es aber, ihn aus seinem Trott zu holen und hatte ihn regelrecht zur Besichtigung gezerrt.

Der Makler war ganz nett gewesen und die Wohnung hatte sie schon beim Eintreten überzeugt.

So war es also beschlossene Sache, dass sie umziehen würden und weil Louis damals den ersten Umzug organisiert hatte, war es nun an Niall, sich um die Kündigung des Vertrags, einen Nachmieter und die ganze Organisation zu kümmern. Da Louis ihm bereits gesagt hatte, dass Liam ihnen sein Auto leihen würde, war es kein Wunder, dass Niall in der nächsten Yogastunde den Physiotherapeuten ansprach.

Leider suchte er sich dafür einen äußerst ungünstigen Moment aus. Im Kopfstand stehend musste er sich so konzentrieren, dass er keinen vollständigen Satz zustande brachte. Auch Louis musste sich sehr anstrengen, um nicht umzufallen und fixierte seinen Blick auf den Zettel, der aus Harrys Shirt herausschaute, der direkt hinter ihm im Kopfstand stand. Liam, der Niall aufmerksam angesehen, aber nicht verstanden hatte, was er von ihm wollte, lachte nur und sagte: „Niall, sag mir einfach nach der Stunde, was du wolltest, ja? Ich kann dich so beim besten Willen nicht verstehen." Louis sah, wie Harrys Schultern bebten und hörte ihn leise lachen. „Was haben Sie da zu lachen, Mr Styles?" - „Ach, ich habe gerade nur gedacht, dass die vegan Ernährungsweise Ihnen vielleicht auf die Ohren schlagen könnte", presste er heraus und obwohl Louis sein Gesicht nicht sehen konnte, war deutlich zu hören, dass er sich amüsierte. Ohne etwas darauf zu erwidern stellte sich Liam neben Harry und tippte seine Wade mit dem Zeigefinger an. Daraufhin verlor der Arzt das Gleichgewicht und fiel um, wie ein Kartenhaus, das man in den Wind gestellt hatte. Leider waren seine Beine so lang, dass er Louis dabei gleich mit umriss. „Oh, tut mir Leid, hab ich dir wehgetan?", fragte er schnell, drehte sich auf den Rücken und sah Louis besorgt an, der auf dem Bauch lag und seine Beine mit denen Harrys gekreuzt hatte. „Nein, alles gut...ist nichts passiert." Sie lösten sich umständlich voneinander und Louis versuchte, seinen Chef dabei nicht häufiger, als notwendig zu berühren. „Tut mir wirklich Leid, mein Kopfstand ist nicht sonderlich stabil", entschuldigte sich Harry. "Dann solltest du dich nicht über mich lustig machen, ich sitze am längeren Hebel", sagte Liam amüsiert. Louis zuckte zu Harry gewandt nur mit den Schultern: „Meiner ja auch nicht." Niall, der wegen ihrer Karambolage so lachen musste, fiel wenig später ebenfalls um und so war Zayn der letzte, der noch stand. „Ich glaube ich habe gewonnen", stellte er fest und richtete sich dann mit hochrotem Kopf wieder auf. „Ich denke, wir beenden die Stunde heute. Das Cool Down spare ich mir. Ihr seid dafür schon wieder viel zu wach. Niall, was wolltest du mich fragen?"

Sie rollten ihre Matten ein und Niall erkundigte sich nach Liams Auto. Harry bekam das natürlich mit und fragte Louis sofort, ob sie sich für die Wohnung entschieden hatten. „Ja. Wir nehmen sie. Danke nochmal fürs Vermitteln. Wenn wir uns irgendwie erkenntlich zeigen können..." - „Ihr könnt mich gerne zu eurer Einweihungsparty einladen, das ist Dank genug." Louis nickte und wich dem Blick von Harry aus, bevor er sagte: „Hast du denn überhaupt Zeit für sowas?" Er versuchte die Info mit dem Baby aus ihm herauszukitzeln, doch Harry zuckte nur mit den Schultern. „Wieso nicht?" - „Ich dachte, als Oberarzt hat man viel zu tun." Harry schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die dunklen Haare, dann lächelte er Louis an und sagte nur: „Ab und zu hab ich auch ein Privatleben. Manchmal vergesse ich das zwar, aber es existiert noch." Jetzt wäre der passende Moment, um ihn nach dem Baby zu fragen, dachte Louis. Doch wenn er es sich genau überlegte, dann gehörte es sich einfach nicht und so sagte er nichts und sah Harry nach, der sein Handtuch vom Boden aufhob, es sich über die Schulter warf und lässig durch die Tür hinaus zu den Umkleideräumen verschwand. „Bis morgen. Schönen Feierabend." Zayn klopfte Louis auf die Schulter und wollte Harry gerade folgen, als ein junger Mann in der Tür auftauchte. Er wirkte unsicher und ein wenig fehl am Platz und daher waren sich alle sicher, dass sie hier einen Schülerpraktikanten vor sich hatten. „Hallo, ich soll zu Mr Malik. Der Klinikchef möchte ihn sprechen." Zayn sah verwirrt aus: „Mich? Wieso das?" - „Ich weiß nicht. Aber es hörte sich wichtig an", sagte der Praktikant und Zayn tauschte kurz einen nervösen Blick mit Liam, ehe er dem Jungen nach draußen folgte und in Trainingsklamotten ins Büro des Klinikchefs ging.

Der Klinikchef mischte sich nur selten in die einzelnen Abteilungen ein. Nur, wenn etwas wirklich wichtiges zu besprechen war, musste man zu ihm kommen. Niall, Liam und Louis sahen einander verunsichert an. „Wollen wir warten, bis er fertig ist? Ich meine ja nur, falls wir ihn trösten müssen oder so." - „Denkst du denn, dass er einen Anschiss kassiert, Liam? Zayn arbeitet doch gut und alle fühlen sich wohl bei ihm." - „Vielleicht geht es ja gerade darum", überlegte der Physiotherapeut und ging langsam zur Tür. „Ich schlage vor, wir ziehen uns um und warten am Haupteingang auf ihn. Falls er reden will, sollte jemand da sein. Soweit ich weiß, lebt Zayn allein und hat Zuhause niemanden." Ja, es war nur richtig, dass sie auf ihren Kollegen warteten. Zwar würde Louis Zayn jetzt nicht zu seinen engsten Freunden zählen, aber er war doch ein guter Kollege und vielleicht brauchte er Beistand.

Louis selbst wünschte sich auch Beistand, denn als sie die Umkleide betraten, schlüpfte Harry gerade in seine Boxershorts. Ein nasses Handtuch lag zu seinen Füßen. Vermutlich hatte er es einfach fallen gelassen. Louis schluckte, biss sich auf die Lippe und ging dann zügig zu seinem Schrank. Hinter der Tür konnte er sich gut verstecken und doch gelang es ihm gut, seinen Chef durch die schmalen Schlitze in der Tür zu beobachten. „Wir warten noch auf Zayn, der wurde gerade zum Klinikchef geben", sagte Liam zu Harry und begann ebenfalls damit sich umzuziehen. Im Vergleich zu ihm war Harry geradezu schmächtig. Ein warmer Atem streifte Louis Ohr und er wusste, ohne hinsehen zu müssen, dass Niall hinter ihm stand. „Wenn du noch mehr starrst, dann kannst du ihn gleich fragen, ob er mit dir ausgehen will, denn dann ist es so offensichtlich, dass es auch der letzte Depp mitbekommen hat. Reiß dich zusammen Lou."

Harry konnte sich ihnen nicht anschließen, weil er dringend nach Hause musste und so blieben Liam, Louis und Niall allein zurück. Niall packte seine Tasche und sah Harry nach, wobei er murmelte: „Klar muss er nach Hause. So ein Neugeborenes braucht seinen Vater. Ich wundere mich ja, wieso er es noch nicht herumerzählt hat. Ich denke man immer Fotos herum und ist so stolz, dass er fast platzt. Aber Dr Styles scheint da wohl nicht der Typ zu sein." - „Ich glaube er trennt Beruf und Privatleben ganz strikt", sagte Louis. Als sie zusammengepackt hatten, warf er sich die Tasche über die Schulter und als auch Liam endlich soweit war, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Haupteingang, um auf Zayn zu warten.

Hoffentlich hatte der keine allzu schlimmen Nachrichten bekommen.

Six Months • Part IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt