Kapitel 49

487 25 4
                                    

Cassadie POV

Aiden löst sich von mir, zieht mich an sich und legt sein Kinn auf meinem Kopf ab. Seine Hand streicht sacht über mein Haar.
Diese Geste hat etwas Vertrautes, was wir ja auch sind, wir sind miteinander vertraut. Ich kenne ihn wie ihn niemand sonst kennt, vielleicht nicht einmal sein Zwillingsbruder Ethan.

„Cassadie." sagt er leise und küsst meinen Haaransatz. „Ich bin hier her gekommen um mit dir zu sprechen. Deucalion hat mir erzählt was mit einer Sirene geschieht, wenn sie ihre Kräfte nicht kontrollieren kann. Deshalb mache ich mir Sorgen um dich. Ich möchte nicht das du dich noch verletzt. Ich möchte das..."
Aiden stockt, doch ich weiß was er sagen will. Er will, dass ich mit ihm gehe, zu Deucalion.
Zwei Schritte entferne ich mich von ihm.
„Bring mich zu ihm. Bring mich zu deinem Alpha." Ein Lächeln umspielt meine Lippen und der Werwolf mir gegenüber scheint im ersten Moment sehr überrascht. „Wirklich? Du willst mit uns kommen?" „Dir zu Liebe Aiden." Er grinst sein übliches Machogrinsen und will mich in seine Arme ziehen, doch mein Handy hindert ihn daran.
„Warte einen Moment, in Ordnung?" Er nickt und ich nehme das Telefonat an.

„Hallo?" Ich hätte vorher nachsehen sollen wer mich anruft. Ich war auf jeden vorbereitet, außer auf ihn.
Cassadie, geht es dir gut? Warum verdammt hast du nicht auf meine Nachrichten reagiert?"
„Derek?"
Nein, der Nikolaus, natürlich bin ich es! Stiles hat mir gesagt wo du bist, ich komme dich holen."

Mein Kopf, alles schwankt wieder etwas in meiner Sicht. Es ist als würde sich ein schwerer Nebel aus meinem Unterbewusstsein verflüchtigen. Langsam komme ich zu mir. Mir wird bewusst was eben alles mit Aiden geschehen ist.

„Cassadie hast du gehört? Beweg dich nicht vom Fleck ich bin in einer Minute bei dir!"
Er klingt sauer, was ich ihm nicht verübeln kann. „Ja." Es ist das einzige was ich aus mir heraus bekomme. Kurz ist es auch bei ihm still. „Ist etwas passiert?" Ich will ihm schon antworten, da höre ich immer lauter werdende Motorengeräusche. Derek's Auto biegt schon um die Ecke. Er bleibt halb auf dem Fußweg stehen, zieht die Schlüssel und kommt zu uns gerannt. Noch immer etwas neben mir, lege ich auf und lasse mein Handy wieder in meine Tasche gleiten. Derek will gerade etwas sagen, als die Tür hinter mir geöffnet wird. Lydia kommt aus dem Haus, sichtlich verwirrt über die ganze Situation die sie hier draußen vorfindet. „Derek? Was machst du denn hier? So war es doch gar nicht geplant." Derek kommt zu mir, stellt sich neben mich. Man muss keine übernatürlichen Fähigkeiten besitzen um zu bemerken wie er sich aufbaut und wütend wird.

„Geplant?" Ich sehe meine beste Freundin an, welche schuldbewusst den Blick senkt. „Was war geplant?" Derek's Stimme bebt vor Wut. Mein Blick schweift zwischen Aiden und Lydia hin und her. Keiner von ihnen scheint den Mund aufmachen zu wollen. „Ich schwöre euch, sagt mir was ihr mit ihr geplant hattet oder ich zerreiße eure Kehlen, mit meinen Zähnen!" Ein leichtes Knurren schwingt schon in Derek's Stimme mit, bei dem ich schon eine Gänsehaut bekomme. Ich trete ein Stück weiter nach vorn, zu Derek und lege ihm meine Hand auf den Arm, was ihn anscheinend etwas beruhigt.
Aiden antwortet ihm mit einem kampffreudigen Knurren. Lydia seufzt, anscheinend genervt von Aiden's Haltung gegenüber uns.

„Aiden kam einmal nach der Schule auf mich zu und wollte mit mir sprechen. Er wollte wissen wie weit du schon mit deinen Kräften zurechtkommst, ich habe ihm erzählt, dass es mal mehr und mal weniger gut läuft. Er erzählte mir auch, dass nur Deucalion weiß, wie eine Sirene, ihre Kräfte kontrollieren kann, da er sich schon immer für mythologische Wesen interessiert hat. Er besitzt sehr viele Aufzeichnungen und Bücher in denen alles Mögliche darübersteht. Aiden hat mich darum gebeten, das ich ihm, Bescheid gebe bevor es zu spät ist und er dich zu Deucalion mitnehmen kann. Das was du gesehen hast, wie wir alle verletzt werden, das wird geschehen, durch dich Cassadie. Ich wollte meine Freunde beschützen, ich musste es tun."

Ich bin fassungslos. Meine beste Freundin wollte mich an das Alpharudel ausliefern? Ich habe ihr doch erzählt wie es bei ihnen war. Eingesperrt, angekettet, das wollte sie mir wieder antun? Sie hat nicht gezögert. Ich spüre das Brennen aufkommender Tränen.

„Du wolltest deine Freundin, ohne mit der Wimper zu zucken, an das Alpharudel ausliefern?" Derek's volle Wut ist wieder zurück und ich kann ihn verstehen. Meine Hand rutscht von seinem Arm, ich stehe nur da und sehe Lydia aus tränenverschleierten Augen an.
„Du wolltest mich ausliefern?" leise, zittrig kommt es nur über meine Lippen.

Lydia schüttelt den Kopf.
„Ich kann doch nicht mit ansehen wie du die Kontrolle verlierst und all meine Freunde quälst oder sogar tötest. Aiden hat mir gesagt was geschehen wird und du weißt es doch auch, Deucalion hat es dir in deinen Fieberträumen gezeigt, du wirst sie foltern! Du sagtest mir noch vor wenigen Stunden auf der Veranda wie schwer es dir fällt, dass du dein bestes versuchst, doch das du Angst hast, das du es nicht mehr halten kannst. Isaac hast du heute schon in deinen Bann gezogen durch das singen, was wäre gewesen wenn Derek nicht gekommen wäre und dich abgelenkt hätte? Was hättest du Isaac angetan? Ihn gequält und danach getötet? Ich musste doch etwas tun um meine Freunde zu schützen." Derek sieht mich erschrocken an, ich hatte ihnen allen nichts von diesen Träumen gesagt, mit Absicht. Auch das es mir schon jetzt schwer fällt mich zusammen zu reißen.

„Und deshalb willst du das sie mich wieder festketten und wegsperren?" Lydia will mir wiedersprechen, doch ich lasse sie nicht, ich spreche mit brüchiger Stimme weiter. „Was haben sie dir gesagt? Ich verlasse mit ihnen die Stadt und sie bringen mir an einem abgelegenen Ort die Kontrolle bei die ich brauche?" Sie nickt, Derek muss kurz sarkastisch auflachen. „Das glaubst du doch wohl selber nicht!" knurrt er wieder.
„Lydia, sie wollen mir keine Kontrolle beibringen. Sie wollen das ich auch meinen letzten Willen ablege und den Kampf, um die Kontrolle, aufgebe. Deucalion will das ich mich der Sirenenkraft hingebe und zu dem Monster werde, was ich versuche von euch fern zu halten. Er will das einzig und allein für sich nutzen. Und es sind auch meine Freunde, welche du vor mir beschützen willst und welche ich versuche selbst die ganze Zeit zu schützen."

Laut ihrem Gesichtsausdruck beginnt sie zu verstehen und zu bereuen. Ich verstehe das sie unsere Freunde schützen will, doch durchdacht hat sie es nicht.
Derek führt meinen Gedankengang fort.
„Und was denkst du hätte ein Rudel mit Werwölfen als erstes zu beseitigen? Jäger. Du hättest nicht nur Cassadie ausgeliefert, sondern auch die Argent's, auch Allison. Jeder der dem Alpharudel im Weg steht wäre von Cassadie getötet worden, weil sie sie dazu zwingen würden es zuzulassen, ihre Kräfte. Scott steht auf ihrer Liste, Stiles, Isaac, ich und höchst wahrscheinlich auch du. Du hättest niemanden beschützt, du hättest das Todesurteil für uns alle unterzeichnet!"

Tränen sammeln sich in ihren Augen.

„Und du!" Derek wendet sich Aiden zu. „Wie wolltet ihr sie dazu bringen mit euch zu kommen?"
Aiden grinst wieder, was Derek sehr missfällt.

„Jennifer, Ms. Blake, ist so etwas wie ein Druide. Sie weiß welche genaue Kräutermischung ein übernatürliches Wesen gefügig macht, so auch bei Sirenen. Cassie wollte schon mit mir kommen, wärst du 2 Minuten später aufgetaucht, wären wir schon weg gewesen." Den letzten Satz knurrt er ihm entgegen. „Doch ich verstehe nicht, wieso sie während deines Anrufes wieder zu sich gekommen ist."

„Du hast mich VERZAUBERT?!" meine Stimme ist zittrig. Die Traurigkeit über Lydia's Verrat schwindet für die Wut die ich Aiden gegenüber empfinde.
Aiden zwinkert mir zu. „Oh ja, gib es doch zu, dir hat es doch auch gefallen."

Derek schnellt vor und schnappt Aiden am Kragen seines Shirts. Klar, Aiden ist eigentlich dadurch stärker, weil er einmal sein komplettes Rudel getötet hat um Alpha zu werden, doch er teilt sie die Kraft mit seinem Bruder. Allein kommt er gegen Derek nicht an. „VERSCHWINDE und richte Deucalion aus, dass er sie niemals mehr in die Finger bekommen wird!"

Er reißt sich los, funkelt Derek noch einmal böse an und geht.
Mein Blick fällt nun wieder auf Lydia, welche noch immer mit Tränen in den Augen vor uns steht. „Cassadie, es tut mir leid. Wenn ich gewusst hätte was sie vorhaben, hätte ich doch nicht..." Sie schluchzt. So verloren wie sie dort steht tut sie mir leid und ich will sie in den Arm nehmen.
„Wenn du nachgedacht hättest, HÄTTEST du es gewusst!" Derek verspannt sich wieder.
„Cassadie, ich...es,..." Sie tritt einen Schritt vor, ich einen zurück, was sie dazu veranlasst stehen zu bleiben und wieder zu schluchzen.

„Derek." Sage ich nur, wende meinen Blick aber nicht von meiner Freundin die wich verraten hat. Er dreht sein Gesicht zu mir und mustert mich. Ich streiche mir die Tränen von den Wangen. „Bring mich bitte hier weg." Er nickt, legt eine Hand in meinen Rücken und führt mich von der Veranda.

Rescue Me (Teen Wolf FF)Where stories live. Discover now