"Erzähl mir von damals"

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Alex:

Für einen kurzen Moment konnte ich alles Vergessen. Wirklich alles. Als Justin vor mir saß und mir sagte das ich nicht wieder zu Cole und John gehen durfte war ich bereit alles zu tun was er mir sagte. Die letzten Tage zählten nicht mehr, ich erinnerte mich nur noch daran wie glücklich ich mit ihm war. Würden meine Eltern nicht wollen das ich Glücklich wäre? 
Mein Vater mochte Justin ja schon, was meine Mutter und mein Stiefvater sagen würden, könnte ich nie erfahren. 
Ich merkte wirklich wie Leid es ihm tat und das er es wirklich bereute.
Ich wollte nichts anderes mehr als seine Lippen auf meinen zu spüren und so nährte ich mich ihm das ich es selber gar nicht mitbekam. 

Erst als ich merkte das ich ihm schon viel zu nah war, versteifte sich mein Körper und ich sah in seine wundervollen Braunen Augen.
“Du zitterst” bemerkte er. Natürlich, ich war ihm so nah das er selbst das mitbekam. Dann spürte er auch bestimmt meinen zittrigen Atem. Aber das zittern kam nicht davon das mir Kalt war, es kam davon das ich wusste das alles zuviel für mich wurde. 
Jeder Mensch merkt wann es zuviel für ihn wird. Und das tat ich gerade. 
Nachdem Tod meiner Eltern ging es noch, jeder wird mal mit dem Tod eines geliebten Menschen konfrontiert. Aber da war noch Aves Tod, Cole, mein Vater, die gespaltenen Gedanken, Justin…

Entweder ich bin weg und laufen Cole wie ein Hund hinterher damit er andere in Ruhe lässt oder ich sitze zuhause und denke darüber nach wie es weiter gehen soll und wie ich da wieder raus komme. 
Ich habe seit Wochen an nichts anderes mehr gedacht und ich konnte nur von Glück sprechen das ich eigentlich ja noch eine Woche Ferien hatte, bald würde die Schule wieder anfangen. Ich konnte mir das beim besten Willen nicht vorstellen wie ich das alles schaffen sollte. 
Wegen all dem zitterte ich schon seit einer Weile und deswegen fing Justins Bemerkung an mich jetzt ein wenig zu frustrieren. 

“Mir ist aber nicht kalt” flüsterte ich und wich ein Stück von ihm zurück. 
Er sah mich an und seinem Blick konnte ich entnehmen das er dachte etwas falsch gemacht zu haben.
Schnell lächelte ich ein wenig damit er wusste das ihn keine Schuld traf doch manchmal hatte ich das Gefühl das er mich besser kannte als ich selber. Er sah auf den Boden und erwiderte das Lachen nicht, sondern sah sehr ernst aus.
Ich traute mich ebenfalls nicht den Mund aufzumachen und so überkam uns eine Peinliche Stille, gerade als ich es aufgeben wollte und irgendetwas sagte kam er zu Wort.

“Hast du Hunger?” mir so einer Frage hatte ich gar nicht gerechnet aber ich sah ihn trotzdem kurz an und nickte woraufhin er vom Bett aufstand und mir eine Hand reichte um mir zu Helfen aufzustehen. Dankend nahm ich sie an und wir gingen zusammen runter in die Küche. 
Ich nahm auf einem Stuhl platz und sah Justin zu wie er eine Pfanne aus einem Schrank holte. 
Ich sah mich im Raum um und dachte an die Momente die ich hier schon verbracht hatte. 
Von der Küche aus konnte man, durch den Flur ins Wohnzimmer gucken, ich sah das Sofa an und dachte daran wie ich dort geschlafen hatte und wie ich dort saß und mich mit Justin unterhalten hatte. 

Hier in der Küche hatte ich auf ihn gewartet als er die Treppe mit Natascha an der Hand runterkam. 
Hier in der Küche war ich als wir von unserem ‘Ausflug’ zurück gekommen waren und ich meine Tasche gesucht hatte. 
Als letztes dachte ich daran wie ich hier auf dem gleichen Stuhl saß, nach draußen sah und es als meine einige Möglichkeit sah, wegzurennen. 
Ich hatte so ein Komisches Gefühl als würde ich mich selber in dieser Küche in einem Fernseher oder so sehen, wie ich aufstand und los rannte. So schnell ich konnte und ohne zurück zu sehen. 

“Willst du gehen oder woran denkst du gerade?” fragte mich Justin plötzlich. Ich drehte mich zu ihm um und sah das er noch gar nicht mit dem Essen machen angefangen hatte, stattdessen lehnte er sich auf die andere Seite der Kücheninsel an der ich saß und musterte mich. Wie lange tat er das schon?
Seiner Bemerkung nahm ich war das er mich dabei beobachtet hatte wie ich auf die Tür gestarrt hatte, deswegen dachte er bestimmt das ich gehen wollte. 
“Nein, ich war gerade nur in Gedanken” beruhigte ich ihn schnell. 
“Woran hast du gedacht?” 

Dangerous truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt