"Du musst dich entschuldigen"

1.6K 57 1
                                    

Justin:

Ich sah sie geschockt an und wusste immer noch nicht was ich sagen sollte.
“Was hast du damit zutun?” wiederholte sie noch einmal weil ich ihr immer noch keine Antwort gab.
“Ich habe damit nichts zutun” brachte ich schließlich heraus.
Sie sah mich mit diesem typischen willst-du-mich-verarschen- Blick an.
“Verarsch mich nicht, gerade hast du gesagt das du Schuld an all dem bist” Ich merkte das Michael mich ansah und ich drehte mich zu ihm während er mir einem Entschuldigenden Blick zuwarf bevor er schnell wieder zur Straße sah.
Er fühlte sich wohl schuldig weil er das Thema angesprochen hatte.
Ich drehte mich wieder nach vorne damit ich nicht gezwungen war sie weiterhin anzusehen denn sie würde merken das ich log.
“Ich habe damit gemeint das ich dich damals nicht hätte einfach so mitnehmen dürfen” ich sprach in einem ruhigen Ton und hoffte das sie sich auch wieder beruhigen würde.
“Warum hast du mich den damals mitgenommen?” Scheiße, konnte sie nicht mal aufhören mich auszufragen? Ich konnte zwar schon immer gut lügen aber im Moment fiel mir keine gute Lüge ein. Nach wenigen Sekunden atmete ich scharf aus um zu überspielen das ich so lange für eine Antwort brauchte.
“Ich habe dich mit jemandem Verwechselt” was besseres fiel mir nicht ein und ich traute mich nicht ihr ins Gesicht zu sehen.
Als sie weiter sprach hörte ich das ihre Stimme ziemlich zittrig klang aber das versuchte ich zu überhören.
“Du hast mich damals einfach so mitgenommen und mich in diesen Keller eingesperrt. Du hast mir mit einem Messer gedroht und Natascha hatte versucht mich fertig zumachen. Ich wollte nur noch sterben aber musste auch noch wegen dir in dieses Casino gehen. Nachdem ich weggelaufen bin hatte ich panische Angst vor dir und traute mich nicht mehr aus meiner Wohnung zukommen. Das alles weil du mich mit jemandem verwechselt hast?” Sie klang während sie das sagte ziemlich nachdenklich aber den letzten Satz schrie sie beinnahe.
Jetzt merkte ich das diese Ausrede wirklich dumm war und sie hatte mit dem was sie sagte recht. Ich wusste dass das alles ziemlich dumm war und ich wusste nicht mehr was ich noch sagen sollte denn ich hatte von Anfang an alles falsch gemacht.
Da sie auf eine Antwort wartete und ich nicht wusste was ich weiter machen sollte brachte ich nur ein leises “Ja” raus.
Sie blieb total lange still weil sie wohl genauso wenig wie ich wusste was sie sagen sollte. 
“Willst du dich nicht einmal entschuldigen?” sie klang total fertig, wahrscheinlich weil sie gerade mit ihrer ganzen Vergangenheit konfrontiert wurde.
Durch diese Worte waren bei mir alle Sicherungen durchgebrannt und ich drehte mich zu ihr um und fing an zu schreien.
“Ja ich habe dich einfach mitgenommen und ja das war falsch aber das passiert nun mal und anstatt mir zu danken das du zu deinem Vater kommst heulst du dir hier die Seele aus dem Leib. Ich mache Fehler aber ich entschuldige mich bei niemandem. 
Das hatte ich noch nie und damit fange ich jetzt auch ganz bestimmt nicht an also halt einfach deine Klappe und nerv nicht oder ich schmeiß noch auf der Autobahn raus”
Meine Worte kamen scharf raus aber ich hoffte das sie dadurch einfach mal ruhe geben würde.
“Von mir hörst du ganz bestimmt nichts mehr” sagte sie bevor sie sich wieder richtig hin setzte, ihre Füße auf den Sitz stellte und ihren Kopf in ihren Knien versteckte.
Ich hörte sie leise schluchzen aber verdrehte nur die Augen. Waren alle Frauen so nervig? Das war ja nicht zum Aushalten.
Ich merkte wieder wie Michael mich ansah und mir dieses mal einen enttäuschten Blick zuwarf. 
Verdammt ich wusste das es Falsch war sie anzuschreien aber in solchen Momenten wird mir einfach alles zuviel und dann dachte ich auch nicht mehr weiter nach sondern machte noch mehr falsch.
Jetzt hatte ich sie zum weinen gebracht und das hasste ich nach wie vor denn ich war Schuld daran.
Ich fuhr mir mit einer Hand durch die Haare und zog ein wenig an den Spitzen, warum musste ich sie jetzt unbedingt anschreien? Das war so unnötig von mir.
Ich drehte mich kurz zu ihr um und sah sie traurig aus dem Fenster schauen, es tat weh sie so zu sehen und in dem Moment fragte ich mich wirklich : Empfand ich nicht doch vielleicht mehr für sie als ich zugeben wollte?


Alex:

Ich konnte es nicht fassen das er mich anschrie obwohl er es verdiente das man ihn anschreien würde. Ich konnte es nicht fassen das ich mich so in ihm getäuscht hatte. 
Ich wusste zwar schon immer das er so sein konnte aber er hatte doch an all dem schuld und schob es mir in die Schuhe. So hatte ich mir das nicht vorgestellt jetzt saß ich hier heulend und sah zu wie die Häuser und die Autos an uns vorbei zogen.
Es tat weh das er mich so angeschrien hatte, das hätte ich niemals so erwartet, es war klar das es mal dazu kommen würde weil ich ihn kannte und ich wusste das ich ihm nicht immer alles recht machen konnte aber ich hätte nicht gedacht das es so weh tun würde.
Was war wenn das hier alles umsonst werden würde? 
Was wenn ich meinen Vater nicht finden würde?
Was wenn mein Vater mich nicht sehen möchte?
Was wenn er sich nicht mehr an mich erinnert?
Ich wüsste echt nicht mehr was ich dann noch machen sollte. Wozu noch Leben? Ich hatte doch nichts mehr.
In diesem Moment spürte ich Justins Blick auf mir aber ich tat so als würde ich das gar nicht merken. Ich hoffte nur das es ihm Leid tat aber so wie ich ihn erlebt hatte, hatte er nicht viele Gefühle für mich übrig und ich hoffte nur noch das dieser Albtraum irgendwann enden würde. Ich schloss meine Augen und versuchte einzuschlafen weil es die einzige Möglichkeit wäre das alles zu vergessen.
Tatsächlich war ich so ausgepowert das ich schon nach wenigen Minuten einschlief und ich träumte davon wie ich durch ganz Brasilien lief um meinen Vater zu finden.

Dangerous truthWhere stories live. Discover now