"Jetzt wird mir alles klar"

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(Ja ich habe die Autofahrt um einiges Verkürzt aber sonst würde es zu langweilig werden :) )

Justin:


Nach wenigen Minuten sah ich die beiden auch schon auf das Auto zukommen und sie schienen sich gut zu verstehen denn Michael hatte es geschafft Alex zum lachen zu bringen.
Das versetzte mir ein Stich ins Herz.
Ich hatte mich ja schon länger gefragt ob ich nicht mehr für Alex empfand aber jetzt wusste ich es. Ich wollte das nicht und verdammt das würde zu kompliziert werden! 
Was sollte ich tun? Ich würde Michael am liebsten in die Fresse hauen aber das konnte ich natürlich nicht also durfte ich mir nichts anmerken lassen.
Was ging nur in meinem Kopf falsch? Ich musste irgendwie einen klaren Gedanken fassen aber wie?
Wir waren doch gerade erst losgefahren, wie sollte ich da meine ruhe vor Alex kriegen?
So etwas hatte ich noch nie gefühlt und ich hatte absolut keine Ahnung wie ich damit umgehen sollte, vielleicht würde Michael mir helfen wenn ich mich ihm anvertrauen würde?
Nein, das würde kitschig klingen und schwach und so war ich nicht.
Als sie am Auto angekommen waren schloss Michael ohne ein weiteres Wort auf und ich verschwand sofort auf dem Beifahrersitz. 
Ich holte meine Kopfhörer aus meiner Tasche und tat so als würde ich Musik hören aber in Wirklichkeit wollte ich nur beschäftigt wirken damit sie mich in ruhe nachdenken lassen konnten.


Alex:

Als ich gerade runtergehen wollte sah ich Michael vor meiner Tür warten.
Wir gingen zusammen runter und gaben unsere Schlüssel bei der Rezeption ab bevor wir uns auf den Weg zum Auto machten, ich mochte Michael wirklich.
Er war total witzig und erzählte mir von seinem Job, er fuhr immer durch die Gegend um kleinere Päckchen oder andere illegale Dinge von einem zum anderen Ort zubringen, was ich natürlich nicht so toll fand aber er tat ja keinem was. 
“Einmal musste ich zehn Tüten Marihuana nach Mexiko bringen und mich hatte die Polizei angehalten” geschockt sah ich ihn an.
“Und? Was hast du gemacht?”
“Nichts, was soll ich den gemacht haben? Solange sie nicht in meinen Boxer nachschauen…”
“Das ist nicht dein ernst? Du hast alle zehn Tüten in deinen Boxer versteckt? Das passt doch gar nicht alles rein”
“Woran denkst du den? Natürlich nicht! Ich habe nur einen Schlüssel in den Boxern und in meinem Auto ist unter dem Beifahrersitz ein doppelter Boden. Wenn man den Teppich wegzieht sieht man ihn” Er lachte los und ich wurde ein wenig rot im Gesicht und um das zu überspielen schlug ich ihn einmal gegen den Arm
“Du Arsch!” Er lachte noch lauter wegen meiner Verlegenheit und ich musste einfach mitlachen.
Ich bemerkte Justins komischen Blick als wir am Auto ankamen aber ich konnte ihn nicht deuten, wahrscheinlich hasste er mich weil ich ihn so zurück gewiesen hatte vorhin im Hotelzimmer.

Ich setzte mich hinter Michael auf den Rücksitz und beobachte Justin ganz genau. Er hörte Musik aber dafür sah er ganz Nachdenklich aus während er aus dem Fenster sah, ich wollte es zwar nicht zugeben aber gerade jetzt wo wir Streit hatten und ich ihn so sah musste ich feststellen das ich ihn liebte.
Es tat weh ihn so zusehen weil er nicht nur nachdenklich sondern auch traurig aussah.
In diesem Moment drehte er sich zu mir um und wir sahen uns direkt in die Augen.

Sofort setzte bei mir die ganze Welt aus und ich sah nur noch diese Haselnuss braunen Augen die voller Schmerz gefüllt waren und ich schwöre bei Gott, ich würde in diesem Augenblick alles tun nur um ihn wieder lachen zu sehen.
Ich hatte so ein starkes Verlangen einfach meine Hand auszustrecken und sein Gesicht zu berühren um ihm den Schmerz zu nehmen.
Er sah in der nächsten Sekunde wieder aus seinem Fenster und innerlich konnte ich anfangen zu heulen.
Warum sah er so gequält aus? Ganz bestimmt nicht wegen dem Streit, dafür bedeute ich ihm zu wenig das er sich so fühlte.
Verdammt warum musste mir gerade während einem Streit auffallen das ich ihn liebte? 
Ich schloss sie Augen und dachte zurück…
Ich dachte daran wie ich die Augen öffnete nachdem er mich verschleppt hatte und ich ihn zum ersten mal gesehen hatte.
Daran wie er mir von den Menschen erzählte und wie heiß er aussah in dem schwachen Licht das von der Lampe kam.
Ich dachte daran wie er mir zum ersten mal die Waffe zeigte und daran wie wir von der Polizei davon gelaufen sind, daran wie ich mit ihm vom Dach gesprungen bin und an das Gefühl das ich hatte als er nach meiner Hand geschnappt hatte…
Die Erinnerungen kamen einfach so hoch ohne das ich mich an sie erinnern musste, sie kamen von selbst und lösten heftiges Bauchkribbeln in mir aus. 
Zum Schluss dachte ich daran wie Justin mich von diesem widerlichen Typen aus dem Casino gerettet hatte und musste lächeln.
Ich öffnete die Augen und sah wieder in Justins Augen, wie lange hatte er mich schon beobachtet? Er sah immer noch verletzt aus und ich wüsste nur zu gerne an was er dachte.
Als er bemerkte das ich meine Augen geöffnet hatte sah er sofort wieder nach vorne und tat so als wäre nichts. 
In diesem Augenblick wurde mir alles zuviel. Mein Herz verkrampfte sich und ich konnte an nichts anderes mehr als an ihn denken. 
“Michael, wann machen wir die nächste Pause?” ich kam näher an seinen Sitz weil ich irgendetwas machen musste, ich konnte nicht mehr still sitzen.
“Ich weiß nicht, wann ihr wollt.”
Ich dachte kurz darüber nach.
“Übernachten wir heute wieder irgendwo?” 
“Ja” er sah mich verwirrt durch den Rückspiegel an.
Ich nickte nur und setzte mich wieder richtig hin. 
Ich konnte Justin nicht mehr so sehen, ich musste mit ihm reden und das würde ich machen sobald wir im Hotel waren. Ich wollte das unter vier Augen machen und ganz bestimmt nicht in einem Auto von der Rückbank aus.
Ich wusste nicht ob ich ihm von meinen Gefühlen erzählen sollte aber ich wusste das ich diesen Streit beenden musste weil ich nicht sauer auf ihn sein konnte und es war mir egal das er wollte das ich meine Klappe hielt.
Ich holte mein Handy raus um mich in wenig abzulenken und um nicht über das Gespräch am Abend nachzudenken. 
Ich hatte dieses mal nicht so viele Nachrichten wie sonst weil alle wohl wussten das ich sowieso nicht so schnell zurück schrieb und das es mir gut ging.
Doch eine Nachricht von Cole konnte ich nicht ignorieren, ich öffnete sie sofort weil ich einfach neugierig war. Ich hatte sie schon vor zwei Tagen bekommen aber ich hatte sie damals ignoriert.

Hey Schatz ;)
Ich habe gehört das du jetzt mit Justin abhängst? Wie weit kann man den noch sinken? Naja es ist nicht mehr meine Sache aber pass auf, Drake hat es auf dich abgesehen ;)

Ich bekam ein Schock, von wo wusste er über Justin und Drake bescheid? Wer hatte ihm davon erzählt und was hatte er mit der Geschichte zutun?
Schnell schrieb ich zurück.

Ja du hast recht, das ist nicht deine Sache aber von wo weißt du über Justin und Drake bescheid? Was hast du mit der ganzen Sache zutun? 

Ich wollte so schnell wie Möglich eine Antwort von ihm aber ich bezweifelte das ich überhaupt eine bekommen würde. Er hasste mich also warum sollte er mir die Wahrheit sagen?

Ich nahm meine Kopfhörer raus und machte irgendein Lied an während ich aus dem Fenster sah und hoffte das die Zeit schnell verging.
Michael schien auch nicht nach sprechen zumute zu sein und so fuhren wir schweigend etwa drei Stunden bis wir eine kleine Pause machten in der ich kurz raus ging um mich ein wenig zu bewegen und dann weiter fuhren bis spät in den Abend.


Justin:

Im Auto dachte ich ununterbrochen an Alex obwohl sie nur hinter mir saß. Mir wurde bewusst wie sehr ich sie brauchte.
Ich sah nach hinten zu ihr und sofort lagen meine Augen auf ihren, ich musste feststellen das sie mich die ganze Zeit ansah und das machte alles nur noch schwieriger. Ich wollte nichts für sie empfinden, was würde sie machen wenn sie erfuhr das ich ihre Eltern umgebracht hatte? Sie würde nichts mehr mit mir zutun haben wollen.

Ich konnte nichts machen und ich war selber Schuld daran.
Ich sah wieder deprimiert nach vorne und wusste einfach nicht mehr weiter, nach kurzem konnte ich nicht mehr, ich musste sie einfach sehen und zum Glück hatte sie dieses mal die Augen geschlossen und man sah ihr sehr deutlich an das sie gerade an etwas dachte. 

Kurz darauf lächelte sie und für kurze Zeit machte mich das auch glücklich aber dann dachte ich daran das sie wohl früher öfter so gelacht hatte und nur ich sie zum weinen gebracht hatte.
Man Justin was ist los mit dir? Ich fasste mir aus Verzweiflung an den Kopf und war schon kurz davor einfach los zuheulen aber ich riss mich doch wieder zusammen und sah sie weiter an.

Sie öffnete die Augen und das ich sie anstarrte, sofort kam ich mir total bescheuert vor und sah schnell wieder nach vorne. Man ich würde diese Fahrt nicht überstehen.

Ich schaltete die Musik an und bevor ich aus dem Fenster sah warf ich noch einen letzten Blick zu Alex die gerade geschockt auf ihr Handy sah, an dieser Stelle müsste ich mich eigentlich einmischen weil die Nachricht von Drake hätte sein können und das ging mich natürlich was an aber dazu war ich gerade nicht in der Lage also drehte ich mich zum Fenster und machte ich Musik so laut das ich alles ausblenden konnte. 
Michael würde das zwar hören und mich komisch ansehen aber das würde sich lohnen wenn ich dadurch alles vergas.

Alex:

Als wir gegen halb elf anhielten sah ich vor dem Auto ein etwas kleines Hotel stehen. Es war ja auch genau neben der Autobahn also brauchte es gar nicht so groß zu sein weil die Gäste sich hier bestimmt nur über die Nacht aufhielten.

“Okey, na dann kommt, wir bleiben über Nacht im Hotel wie gesagt” dabei sah er mich wieder durch den Rückspiegel an und ich lächelte nur leicht während ich die Kopfhörer aus meinem Handy nahm bei dem ich mittlerweile eh nur noch 3 % Akku hatte und packte alles weg. 
Cole hatte mir immer noch nicht geschrieben aber das war mir gerade relativ egal weil ich mich gleich mit Justin auseinander setzen würde voraus gesetzt das er mit mir reden würde.
Ich nahm meine Tasche und öffnete die Tür was die beiden auch kurz darauf taten.
Ich war wirklich Verdammt müde aber ich musste mich nun mal versuchen wach zuhalten.
Sobald ich den Schlüssel für mein Zimmer bekam wartete ich noch ab bis ich wusste welches Zimmer die Jungs hatten und dann ging ich schnell hoch.
Ich warf meine Tasche auf das Bett das ich als erstes sah und setzte mich daneben. Das Zimmer war relativ schön dafür dass das Hotel so selten genutzt wurde und klein war es auch nicht gerade.
(Zimmer: http://www.prestonpalace.de/content/experiencepage_items/264/500x310/Preston-hotelkamer-001.jpg )
Ich nahm meinen Kopf in die Hände während ich meine Ellbogen in meine Knie stützte und wartete.
Unbewusst wollte ich kneifen, das wusste ich aber das würde ich auf keinen Fall, ich würde nur fünf Minuten warte bis die zwei in ihrem Zimmer waren und ich konnte Justin auf keinen Fall noch länger in die Augen sehen wenn er so traurig war.

Ich wollte ihm alle Schmerzen und die Traurigkeit nehmen und jetzt wusste ich sogar warum : Ich liebte ihn.
Als die fünf Minuten vorbei waren, stand ich auf und warf noch einen Blick in den Spiegel. Ich sah etwas fertig aus aber wenigstens nicht mehr so verheult wie gestern, ich ging mir mit den Fingerspitzen kurz durch die Haare und ging dann zu dem Zimmer der beiden, das sich gleich gegenüber von meinem befand. 

Ich klopfte einmal und Michael öffnete mir die Tür.
Doch anstatt mich rein zulassen, kam er zu mir raus und auf einmal kam mir der nette und lustige Michael von heute morgen total fremd vor denn er sah mich etwas wütend an aber versuchte das zu überspielen. Mir konnte er nichts vormachen.

“Was willst du?” er klang total durcheinander und er war sehr unfreundlich und sofort hatte ich das Gefühl hier fehl am Platz zu sein.
Ich war kurz davor zurück in mein Zimmer zu rennen und mich einfach einzuschließen um loszuheulen aber die Tatsache das er mich nicht rein ließ, ließ mich befürchten das etwas los war.
“Was ist los?” fragte ich ganz direkt.
“Nichts, aber was willst du hier?”
“Wenn nichts wäre dann hättest du mich rein gelassen und mich nicht so komisch angesehen”
“Es ist nicht wichtig okay? Tut mir Leid aber was ist denn?”
“Ich möchte mit Justin sprechen”
“Er kann gerade nicht”
“Warum?” Ich verstand gar nicht was hier auf einmal los war.
“Weil er beschäftigt ist”
“Ich glaube da kann er auch ganz gut für sich selber sprechen”
Ich ging einfach an ihm vorbei und quetschte mich durch die Tür und sah einen verheulten Justin auf dem Bett hocken.
Ohne daran zu denken ob er mich sehen wollte oder nicht, rannte ich zu ihm und setzte mich neben ihn.
“Justin was ist los?”
“Alex ich habe dir gesagt das du gehen sollst!” Michael stand plötzlich wieder neben mir und packte mich schon an den Arm.
Es war nicht feste nur ein Zeichen dafür das ich aufstehen sollte.
“Nein, Justin jetzt sag doch was” flehte ich schon fast während ich versuchte ihm ins Gesicht zusehen.
“Was willst du hier?” Er sagte das ohne mich anzusehen und das ließ mein Herz bluten.
“Ich wollte mit dir reden” 
“Worüber?” Ich atmete erleichtert aus weil er mich nicht wegschickte sondern darauf einging.
“Können wir eben rüber zu mir gehen und unter vier Augen reden?”
“Nein! Alex du musst jetzt gehen” mischte sich Michael plötzlich ein.
“Michael ich mag dich echt aber halt jetzt bitte die Klappe” wenn er sich mir gegenüber so benahm dann konnte ich das auch.
“Nein” hörte ich darauf auch von Justin
“Justin bitte” ich sprach es langsam und deutlich aus sodass er nicht nein sagen konnte - hoffte ich.
Tatsächlich stand er kurz darauf auf und ging ins Bad.
“Geh schon mal rüber, ich komme in fünf Minuten” seine Stimme war total brüchig und Michael sah mich böse an aber das war mir egal.

Ich ging an ihm vorbei und in mein Zimmer, wo ich mir wieder auf mein Bett setzte und auf ein klopfen wartete. Ich hoffte so sehr das er kommen würde und mit mir reden würde.

Dangerous truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt