39-Brendons Rede

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„Von Anfang an war ich nicht gut genug für dich, May Richards. Als würde ich deinem Niveau nicht entsprechen oder die falsche Kleidung tragen. Vielleicht war mein Gesicht zu hässlich für dich oder meine Haaren waren der große Abstoßer. Ich weiß es ehrlich gesagt bis heute nicht.

Trotzdem war ich immer nett zu dir, habe dir geholfen, wo es nur ging. Ich habe deine Bücher getragen, habe deinen Spind mit Gewalt geöffnet, als du zu schwach dafür warst, weil du dich hinunter gehungert hast. Ich habe dich von meinen Tests abschreiben lassen, habe Hausaufgaben für dich gemacht.

Und was habe ich bekommen? Abfuhren.

Kannst du dich überhaupt noch erinnern, wie oft ich dich nach einem Date gefragt habe? Viel zu oft, nicht einmal ich weiß, wie oft genau. Ich wollte mit dir in dein Lieblingsrestaurant oder mit dir in einer Bibliothek lernen. Ich wollte dir, verdammt noch einmal, nicht an die Wäsche, wie all die anderen Jungen, denen du eine Chance gegeben hast. Alles, was ich von dir verlangt hätte, wäre ein wenig Aufmerksamkeit. Nur ein kleines Lächeln, das nur mir gilt, oder eine freundschaftliche Umarmung, alles wäre genug für mich gewesen. Ich hätte wenigstens gewusst, dass du mich beachtest.

Aber anscheinend war ich unsichtbar für dich. Kein einziges Mal hast du mein Auto direkt gegenüber von dem Haus deiner Eltern gesehen. Kein einziges Mal hast du mich bemerkt, als ich dir gefolgt bin oder mich hinter einem Busch versteckt habe, um dir zuzusehen, wie du dein Leben lebst. Du hast meine Ferngläser nicht beachtet oder die Kameras, mit denen ich Bilder von dir gemacht habe.

Die einzigen Male, die du mich nicht ignoriert oder ausgeblendet hast, waren die Male, die du mich abblitzen lassen hast. Weißt du überhaupt, wie sehr es mich verletzt hat, von dir eine Abfuhr zu bekommen? Scheiße, ich war und bin noch immer so sehr in dich verliebt, dass es mir in meinem Herz wehtut. Folglich auch auf meiner Stirn, nachdem ich diese früher immer gegen die Wand geschlagen habe, oder auf meinen Knöcheln, nachdem ich mit diesen gegen Holz geschlagen habe.

Meine Eltern haben sich immer gefragt, woher die blauen Flecken in meinem Gesicht kamen, wieso meine Hände so zerschunden und wund aussahen. Meine Mutter hat meine Haut immer mit Abdeckcreme zugekleistert, damit die Mitschüler nicht bemerken, dass etwas nicht stimmt. Niemand hätte wissen sollen, dass ich besessen war.

Ich wurde zu einem Psychologen geschickt, der meinen Eltern sagen sollte, was bei mir falsch gelaufen ist. Sie wollten nicht wahrhaben, dass ich verliebt in ein Mädchen war. Sie wollten, dass ich eine Freundin habe, diese meiner Familie vorstelle. Nicht, dass ich jemanden beobachte, und diesen jemanden fotografiere.

Er ist ein Stalker.

Die Erziehung muss bei ihm gescheitert sein.

Er ist ein Psychopath, wie es sie nur in den Filmen gibt.

Er braucht Therapie.

Er sollte hinter Gittern verwahrt werden, bevor etwas passiert.

Wie können seine Eltern überhaupt einem Psycho wie ihm noch ins Gesicht sehen und ihn lieben?

Und weißt du, was ich gebraucht hätte? May, ich hätte Liebe gebraucht. Nicht nur die scheinbare von meinen Eltern, nein. Du hättest mich beachten können, mir Aufmerksamkeit schenken können. Aber stattdessen hast du dich in Harry verliebt. Du hast ihn vor meinen beschissenen Augen geküsst, weil du nicht mit mir auf ein Date gehen wolltest. Du hast dich in Spanisch über mich lustig gemacht.

Klingelt es jetzt bei dir?

Du hast mich Enrique-Paolo genannt, mich ignoriert und in der letzten Reihe mit Harry herumgescherzt. Das hat mich verletzt und ich wollte Rache.

Rache an dem Menschen, der dich mir weggenommen hat. Bestenfalls noch so, dass du zu mir angekrochen kommst.

Also bin ich durch einen glücklichen Zufall eines Tages auf Zayn gestoßen. Genauer gesagt an dem Tag, an dem er sich das Leben nehmen wollte. Ich habe ihm einen Joint angeboten, ihn von der Brücke weggezerrt und ihm ein Angebot gemacht.

Und da er nichts mehr zu verlieren hatte, hat er eingewilligt.

Zayn hat eingewilligt, Menschen umzubringen, nur für einige Stunden, in denen Crystal Meth in seinen Adern pocht und ausblendet, wie scheiße sein Leben ist. Zu Anfang hat er sich geziert, er wollte keine Kugeln durch die Schädel anderer Personen jagen. Er wollte keinen Unschuldigen ihr Herz herausreißen.

Bis er angefangen hat, Spaß daran zu haben.

Schließlich ist er zu dieser unzerstörbaren, flinken Killer-Maschine geworden, die nur mir gehorcht. Einzig allein mir, wartend auf meinen nächsten Befehl. Bis jetzt wurde er noch nie von der Polizei erwischt, nicht einmal die Leichen von den Menschen wurden gefunden.

Ihr müsst zugeben, das hat bis jetzt noch niemand geschafft. Genial.

Mein letzter, großer Befehl war die psychische Zerstörung von Harry Styles. Ich habe Zayn den Auftrag gegeben, seine düstersten Vorstellungen und Fantasien in die Tat umzusetzen, habe ihm die richtige Adresse übermittelt und fertig war der Mord.

Ich habe keinerlei Schuld an den grausamen Dingen, die Zayn angestellt hat. Das war alles der Verdienst seiner abgefuckten Seele.

Ich habe gedacht, dass du, meine geliebte May Richards, zu mir angekrochen kommst, sobald Harry als geisteskrank abgestempelt wird. Es wäre das einzig Plausible gewesen, dass du dich von ihm trennst. Wer will denn mit jemandem zusammen sein, der unberechenbar ist? Der jede Nacht Albträume hat und zahlreiche Medikamente, die er zum Großteil nicht einmal braucht, schlucken muss?

An Letzterem bin übrigens auch ich schuld, wenn wir schon bei Geständnissen sind. Mein guter, alter Freund, Niall Horan, der Oberarzt in der psychiatrischen Klinik von London hat mir einen Gefallen getan damit. Er hatte noch etwas gut bei mir, weil ich seinen Vater verschont hat, als dieser beinahe mein Imperium zerstört hat. Harry, du solltest von irgendwelchen Mittelchen zu gedröhnt werden, damit sich die Nebenwirkungen auf deinen Körper auswirken.

Vergesslichkeit, Paranoia, Wahnvorstellungen, körperliche Schwäche, die Stimmen in deinem Kopf.

Allesamt Symptome, die du nur dank mir hast. Gern geschehen.

Aber, mein lieber Harry, jetzt habe ich genug. Meine Geduld ist am Ende, du hattest mehr als eine Chance, dich von May fernzuhalten. Ich habe auch ihr unendlich viele Gelegenheiten gegeben, die richtige Entscheidung zu treffen, aber ihr seid einfach zu idiotisch.

Ich habe genug!"

Unfreeze / h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt