Kapitel 76

2.1K 162 32
                                    

-Palle's POV-
Der Rest des Abends verlief normal. Wir tranken viel, unterhielten uns einwenig und schon wenige Stunden später lag ich im Bett und schlief tief und fest. Das was heute passiert war, würde ich nie wieder vergessen. Aber warum ist mir nie zuvor aufgefallen, wie auffällig Nadja sich in meiner Nähe verhält? Hätte ich doch nicht zugestimmt mit ihr unter vier Augen zu sprechen. Dann wäre das alles nicht passiert. Wäre ich Manu hinterhergelaufen und hätte ihn in die Arme geschlossen.


Ein lautes Rauschen riss mich aus dem Schlaf. Es war der Wind, der sich in unser Zimmer schlängelte. Hastig schaute ich auf mein Handydisplay und musste mit Entsetzen feststellen, dass es erst 2:38 Uhr war. Die anderen schliefen tief und fest, wenn auch laut. Der Mond hatte sich über den dunklen Himmel gelegt und erstrahlte in einem hellen Weißton. Sterne verzierten die Himmelsdecke ebenso, wie einige Wolken, die dem Mond die Sicht versperren wollten. Ich wollte nochmals Schlafen gehen, doch es klappte einfach nicht. Etwas lag mir auf dem Herzen. Ich musste mit Manu reden. Jetzt!


Leise stand ich auf, zog mir einen dicken Pulli über den Oberkörper und stülpte mir eine dunkle Jogginghose über. Nun tapste ich still zu Manu herüber und lauschte kurz seinem gleichmäßigen Atem, der mich beruhigte. Vorsichtig stieg ich die ersten zwei Stufen der Leiter hinauf und strich durch Manu's zu allen Seiten abstehendes Haar, das im Schein des Mondes verblasste. Gerade wollte ich mich über ihm erstrecken und ihm einen Kuss auf die Wange geben, da hörte ich Knacken von der Seite. Hastig drehte ich meinen Kopf zur Seite und betrachtete das Zimmer skeptisch. Nichts. Freddi und Tim schliefen ebenfalls, also erschien keine Gefahr, entlarvt zu werden. Zügig zog ich mich an der Leiter hoch, ließ mich leise neben Manu fallen und drückte mich fest an ihn. Wie gut es doch tat, ihn wieder bei mir zu haben.


Von Weitem war eine Eule zu hören, die anscheinend so verzweifelt schien, wie ich es war. Ein leises Geräusch ertönte, als ich Manu einen hastigen Kuss auf die Wange drückte. Sogleich zuckte dieser zusammen, doch schon kurz darauf lag er wieder ruhig da und auch sein Puls war normal. "Manu.." , flüsterte ich leise in sein Ohr, doch er regte sich nicht. Ich ging näher an ihn heran und murmelte noch einmal seinen Namen. Dieses Mal zeigte er eine Reaktion. Er rüttelte sich, sodass ich beinahe vom Bett fiel und seine Augen öffneten sich plötzlich. "Palle?! Was machst du in meinem Bett?" , fragte er müde und rieb sich die Augen. "Ehmm.. Ich muss mit dir, was besprechen.." , gab ich schnell als Antwort und sprang vom Bett. "Wie viel Uhr haben wir überhaupt?!" , kam es dann von Manu, der wie betrunken durch den Raum trottete, auf der Suche nach etwas zum Anziehen. "Halb Drei."-"Und wie kommst du darauf, mich um diese Uhrzeit aufzuwecken?!" , befragte mich Manu entnervt und zog sich eine dunkelblau- schwarz gestreifte Jacke über. "Ist mir einfach so in den Sinn gekommen." , kicherte ich darauf und schnappte mir den Zimmerschlüssel, der zuvor auf dem Nachtisch von Tim gelegen hatte. "Komm." , meinte ich lächelnd, nahm Manu an der Hand und zog ihn mit mir.
"Wohin willst du?" , besorgt musterte er mich, doch ich lachte nur kurz auf: "Wirst du schon sehen. Aber jetzt: Pssst!" Er nickte widerwillig und wir schlichen leise durch den Flur der Jugendherberge, in dem Stille herrschte und sich rein gar nichts regte. Leise stiegen wir die Treppen hinab, doch hin und wieder erzeugten meine Schuhe ein dermaßen lautes Geräusch, es hätte gleich die ganze Stadt hören können.


Unten brannte noch Licht, was signalisierte, dass sich dort jemand aufhalten musste. Vorsichtig luchste ich um die Ecke und erkannte einen Mann, mittleren Alter's. Er trug eine Sonnenbrille, dazu ein Holzhackerhemd und eine dunkle Jeanshose. Ein Grinsen befiel sein Gesicht und er starrte durchgehend zur Reptzeption hin. Seine schwarzen Haare, die nach hinten zurück gegelt waren, wurden von dem schwachen Licht, der Straßenlaternen angeleuchtet.


Gerade wollte Manu um die Ecke laufen, da hielt ich ihn zurück und deutete mit fuchtelnden Habdbewegungen an, dass eine Gefahr dort lauerte.


Herzblut || Kürbistumor Where stories live. Discover now