Kapitel 52

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„Ich mach dich kalt", keife ich, bevor ich überhaupt im Wohnraum angekommen bin und Conny verzieht unwissend die Mundwinkel, als ich sie erreiche und sie fröhlich an mir vorbei in Richtung Küche trabt. „Cornelia Meier!", knirsche ich und knalle meine geballten Fäuste auf die Kücheninsel. „Jop?", erwidert sie und öffnet den Kühlschrank, um sich was zum Futtern zu suchen. „Tu nicht so. Du weißt ganz genau, wo der Hase läuft! Ich warne dich. Wenn du jetzt auch noch so tust, als wüsstest du von nichts, dann bringe ich dich wirklich um!" Sie ist sich der Gefahr in der sie sich befindet, absolut nicht bewusst und zieht unbeeindruckt die Packung mit dem Toast hervor. In einer Seelenruhe öffnet sie die raschelnde Verpackung, steckt zwei Scheiben in den Toaster und holt noch anschließend die Wurst raus.

„Irgendwas passiert heute?", fragt sie grinsend und beißt von der Salami ab, „jemand besonderen getroffen?" Dann lacht sie und ich bin kurz davor, ihr an die Kehle zu springen. „Findest du das wirklich witzig, ja?" Meine Fäuste prallen erneut auf die Theke und ich schnaufe tief durch, versuche angestrengt meine Lautstärke zu dämpfen um Johnny nicht aufzuwecken. „Ich hab dir deine ganzen Kommentare durchgehen lassen. Ich hab dir auch durchgehen lassen, dass du mir immer wieder unter die Nase schmieren musstest, dass ich Scheiße gebaut habe. Aber das geht zu weit, Conny!" Meine Brust plustert sich auf und ich beobachte mit zusammengekniffenen Augen, wie sie genüsslich vor sich hinmampft. Die lässt sich gar nicht beirren! Die tut so, als würde ich gerade mit ihr über das Wetter diskutieren! Ich glaube langsam echt, es hakt. Womit zum Teufel habe ich so eine Freundin verdient. „Du hast dich gefälligst nicht in mein Leben einzumischen und erst Recht, hast du nicht meinen Bruder da mit reinzuziehen! Hast du eigentlich auch nur im Entferntesten eine Ahnung, was du mit deiner abgefuckten Aktion angerichtet hast?", schreie ich sie einfach weiter an und hoffe, dass sie endlich eine Reaktion zeigt. Doch das bleibt aus. Außer einem Augenverdrehen kommt nichts. Die scheint wirklich Todessehnsucht zu haben.

„Fertig? Oder kommt da noch was?", sagt sie und ich zucke kurz zusammen, da der Toaster schnalzt. Conny stemmt ihre Hände rechts und links von sich auf der Arbeitsplatte ab und funkelt mich an. Ich schnaube und schiele kurz zu dem Messer, das sie neben sich liegen hat. Nur kurz. Aber es wirkt so verlockend auf mich. Dann wäre sie sicher nicht mehr so entspannt. „Leck mich doch", zische ich und recke ihr stürmisch den Mittelfinger vor die Nase.

„Liebend gerne, aber du willst ja immer nicht", erwidert sie trocken und ich habe das Gefühl, als würde mein Kopf gleich platzen. Ihre Gelassenheit geht mir so dermaßen auf den Sack und dabei habe ich gerade das überdimensionale Bedürfnis, mich zu streiten. Aber sie lässt das nicht zu und meine Wut steigt immer weiter an. „Wie war's denn? Hat Jonny es hingekriegt, euch alleine zu lassen?", fragt sie und ich schließe die Augen, zähle bis zehn. „Ach komm schon, Kim. Jetzt schraub doch mal für eine Sekunde deinen Stolz zurück und erzähl mir, wie es war." Sie lächelt mich milde an, ehe sie sich zum Toaster dreht und sich ihr Brot schmiert. Doofe Kuh.

„Das hat hier nix mit Stolz zutun, Madame! Hier geht es rein um die Tatsache, dass ich dir schon am Wochenende gesagt habe, dass ich keinerlei Interesse daran habe, ihn wieder zu sehen und du hast nichts Besseres zu tun, als irgendwelche Pläne zu schmieden. Und das nur, weil du dir einbildest, dass ich ihn vermisse, oder was?", rede ich mich weiter in Rage und beginne vor ihr auf und ab zu laufen, um mich irgendwie abzureagieren. Es funktioniert nicht.

„Ich bilde mir das nicht ein! Ein Blinder mit Krückstock sieht, dass er dir fehlt. Du bist die Einzige hier, die sich was anderes einredet. Dank deinem verdammten Sturkopf! Ich begreife bis heute nicht, wieso du ihm damals nicht um den Hals gefallen und ihn abgeknutscht hast. Es will nicht in meinen Kopf rein, Kim.", schreit sie los und tippt sich gegen die Stirn. Aha. Sie kann wohl doch streiten. Sehr gut, das kann sie nämlich haben. „Wieso ich was?", stoße ich hervor, „Hast du nicht mitgekriegt, dass er mich monatelang verarscht hat? Dass er gelogen hat wie gedruckt und mich in eine Lage gebracht hat, in der ich sogar meinen Freund betrogen habe? Dieser Typ bringt mich auf die Palme! Immer. Und dann fragst du, wieso ich mich nicht auf ihn eingelassen habe? Was rauchst du neuerdings?"

Regenbogen [Marco Reus]On viuen les histories. Descobreix ara