Kapitel 13

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Nachdem ich mein zweites Becks Lemon geleert habe, bereue ich es sichtlich, mir nicht die Kante gegeben zu haben. Alle anderen haben das nämlich getan und ganz ehrlich jetzt – nüchtern betrachtet, macht es einfach keinen Spaß den ganzen Besoffenen zuzusehen. Conny hat auch schon ordentlich einen Sitzen und diskutiert aufgeregt mit Robin und Marco, was mir so gar nicht passt. Ist ja nicht so, als würde ich sie nicht kennen. Um dem Ganzen mal ein bisschen die Luft raus zu nehmen, geselle ich mich zu den dreien, woraufhin Timo, auch einer von Marcels Tanzgruppe, erleichtert aufatmet. Den habe ich nämlich mit einer ausführlichen Erörterung darüber, was die besten Gummibärchen sind, gegen die Wand gelabert. Fand er glaube ich nicht so interessant, aber er saß nun mal in meinem Gesprächsfeld. Pech gehabt.

„Na?" Conny grinst mich an, als ich mich neben sie schmeiße und fast wieder von der Couch geplumpst wäre.

„Was geht bei euch?", meine ich daraufhin und hoffe, dass sie sich benommen hat. Robin zuckt nur lässig mit den Schultern und ich folge Marcos Blick, der auf eine Brünette Barbie gerichtet ist, die unweit von uns an einem der anderen Tische sitzt. Den komischen Schmerz in meiner Brust, verdränge ich und nehme nochmal einen Schluck aus meinem Glas. Conny starrt diese Tussi jetzt auch an, hebt süffisant die Mundwinkel und zwinkert mir zu.

„Meins!", ruft sie laut und wirft die Arme in die Luft, was ihr nur allgemeine Verwirrtheit einbringt.

„Die heiße Braut da." Sie nickt in die Richtung der Brünetten und die Fragezeichen in Robins und Marcos Augen werden noch ein bisschen größer. Conny stöhnt genervt und murmelt etwas wie: „Immer muss man das erklären" und wendet sich zu Marco.

„Keine Chance, Großer. Die ist vom anderen Ufer." Aufmunternd klopft sie ihm auf die Schulter und er zuckt kurz mit dem Kopf.

„Niemals! Wie willst du das wissen?", stößt er ungläubig hervor und Robin schaut noch immer wie ein Auto.

Conny und ich sehen uns an und grinsen.

„Lesbenradar!", schreien wir gleichzeitig und geben uns ein überschwängliches High-Five. Den hat sie wirklich. Keine Ahnung, wie sie das macht, aber es ist wirklich als hätte sie ein Ortungsgerät für Lesben. Die Augen der beiden werden immer größer und Robin grunzt leicht, bevor er sich über Marco beugt und zwischen uns hin und her sieht.

„Du bist lesbisch?" Dabei zeigt er auf meine beste Freundin, die mit hochgezogenen Augenbrauen nickt.

„Und ihr seid b...befreundet?" Nun geht sein Finger auch in meine Richtung und ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht total los zu prusten. Wir sind das ja gewöhnt. Ich weiß nicht woran das liegt, vielleicht weil wir beide nicht unbedingt hässlich sind, aber sobald das männliche Geschlecht das erfährt, geht bei denen ein Kopfkino los. Die denken dann wahrscheinlich an die typischen Hollywood-Pyjama-Partys mit Kissenschlachten und Flaschendrehen. Anschließend fallen wir dann natürlich übereinander her und befummeln uns. Klar, was auch sonst? Da wird der Fakt, dass ich hetero bin gerne mal ignoriert.

Außerdem ist es schließlich bekannt, dass Männer total auf Lesben abfahren. Im wirklichen Leben muss man leider zugeben, dass das meist nicht ganz so abläuft, wie in Pornos. Aber das schnallen die nicht. Die hören ‚Lesbe' und dann wird alles andere ausgeblendet. Und wir wären nicht wir, wenn wir uns nicht jedes Mal einen Spaß daraus machen würden. Also lehne ich mich zu Conny, lege meine Hand auf ihren Oberschenkel und hauche ein verführerisches: „Ja, wieso?". Robin zieht scharf Luft ein und auch Marco starrt uns perplex an. Als meine beste Freundin dann auch noch ihren Arm um meine Taille legt, kann ich mich nicht mehr halten. Nicht, dass der gute Robin an einem Herzinfarkt draufgeht. Wir lachen schallend los und ich schlage ihm leicht gegen die Stirn.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now