Kapitel 27

1.9K 93 19
                                    


Okay. Mir tut höllisch der Schädel weh und ich blinzele flattrig mit den Lidern, um mich möglichst langsam an die herrschende Helligkeit gewöhnen zu können. Nein. Das geht nicht. Stöhnend drücke ich mir das Kissen aufs Gesicht und versuche das penetrante Pochen in meinem Kopf irgendwie abzustellen. Das ist alles andere als angenehm und als ich mich zumindest an das Gefühl gewöhne, merke ich wie mir kotzübel ist. Ich schlucke, um die überflüssige Magensäure loszuwerden und spüre, dass mein Hals brennt. Höllisch brennt und furztrocken ist. Und irgendwie kann ich meine Beine nicht ausstrecken. Argh.

Da mir diese Situation langsam zu suspekt wird, nehme ich das Kissen runter und wiederhole meinen Versuch, die Augen aufzukriegen. Leider verschafft mir das bei weitem nicht die Klarheit, die ich mir erhofft habe und ich starre unbeeindruckt auf die meterweit entfernte Decke. Wo bin ich?

Schwerfällig drehe ich mich auf die Seite und sehe einen Leinwandgroßen Fernseher an der Wand hängen. Gehört der nicht eigentlich in Marcos Haus? Oh Scheiße.

Vor mein geistiges Auge schieben sich viele komische Bilder von ganz viel Wodka, einer Taxifahrt und wieso zur Hölle sehe ich ununterbrochen einen nur in Boxershorts bekleideten Marco vor mir? Abrupt richte ich mich auf, um festzustellen, dass ich mich tatsächlich im Casa del Reus befinde. Allerdings zu meinem Glück auf dem Sofa. Schnell hebe ich die Decke und gucke an mir herunter. Angezogen bin ich und weiß jetzt auch, wieso ich meine Beine nicht ausstrecken kann. Robin liegt zu meinen Füßen und umklammert meine Knöchel wie ein Kissen. Mit einem gezielten Strampeln, schüttele ich ihn ab und gucke ihn entschuldigend an, während er seine Augen öffnet, um sich anschließend sofort die Birne zu halten. Der sieht ungefähr so aus, wie ich mich fühle.

„Morgen.", brummt er und ich drücke schmerzerfüllt die Augen zusammen. „Nicht so brüllen.", flüstere ich und schwinge schwerfällig meine Beine auf den Boden. Wieder schwappt die Magensäure hoch und ich halte mir angeekelt den Bauch. Mein Blick fällt auf die Treppe, die in Richtung Badezimmer führt und ich überlege für den Hauch einer Sekunde, ob ich es einfach laufen lassen soll. Ich kann mir in meinem jetzigen Zustand nicht vorstellen, wie ich da hoch kommen soll und dennoch verwerfe ich meinen Gedanken, Marcos Couch zu ruinieren und stehe auf. Robin beobachtet mich amüsiert dabei, wie ich stehen bleibe und wackele, wie ein Baby bei seinen ersten Gehversuchen und ich setze mich langsam in Bewegung. Bevor ich mich daran mache, die Treppe zu erklimmen, seufze ich und versuche meinen Kopfschmerz irgendwie zu dämmen.

Im Bad angekommen, fühle ich mich, als hätte ich einen Marathon hinter mir und nachdem die menschlichen Bedürfnisse erledigt sind, stecke ich meinen Kopf unter den Wasserhahn. Während das kühle Wasser über mein Gesicht plätschert, versuche ich die Puzzleteile in meinem Hirn irgendwie aneinanderzusetzen. Ich weiß nur noch, dass ich im Club war und mich hab voll laufen lassen, was jetzt angesichts meines Katers nicht allzu scharfsinnig ist. Da bleibt echt die Frage offen, weshalb bin ich bei Marco gelandet und weshalb zum Teufel ist der Hausbesitzer dabei halb nackt? Das verfolgt mich regelrecht.

Mit möglichst wenig Bewegung, trockne ich mich ab und binde meine nassen Haare zu einem Dutt, um anschließend wieder den Weg nach unten anzutreten. Bereits von oben kann ich Stimmen vernehmen, die je näher ich komme, umso lauter werden. Schließlich verziehe ich das Gesicht und halte mir die Ohren zu, um die Küche betreten zu können. Robin, Marco und Marcel, sitzen am Tisch und gucken mich an. Ja, ich muss ziemlich beschissen aussehen und ich will das haben, was Robin hatte. Wenn der so schnell wieder geheilt ist, mag ich das auch haben.

„Na, gut geschlafen?", flötet Marco in ohrenbetäubender Lautstärke und lacht, als ich meine Mundwinkel schmerzverzerrt verziehe. Arsch.

Dankend nehme ich den Kaffee von Marcel an und lehne mich gegen die Kücheninsel.

Regenbogen [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt