Regenbogen [Marco Reus]

Kapitel 21

„Wusste gar nicht, dass du so böse werden kannst.", lacht Marcel leise und ich kann mir ein Grinsen auch nicht verkneifen.

„Sorry, aber bei so viel geballter Blödheit, kann ich nichts machen. Und meine Haare antatschen geht mal gar nicht.", rechtfertige ich mich, was sein Lachen nur lauter werden lässt. „Ich hoffe, ich habe dir den Abend nicht versaut.", füge ich reumütig hinzu und lege meine Hand auf seinem Oberschenkel ab, die er sogleich tätschelt.

„Ach was, ich fand's lustig.", winkt er ab und ich atme erleichtert aus. Auch, wenn er meine Seiten irgendwann alle kennenlernen wird, muss man die schlechten ja nicht gleich am Anfang der Beziehung so raushängen lassen. Aber ich konnte wirklich nichts mache. Barbie Marie und dann auch noch Obermacho Marco; der sich ja heute ausnahmsweise nett verhalten hat, sind zu viel für meine Gutmütigkeit gewesen. Auf den Mund gefallen bin ich nun mal nicht und wenn bei mir der Faden reißt, kann ich mich nicht mehr halten. Meine Finger tippen nervös auf meinem Oberschenkel herum, während ich die vorbeiziehenden Lichter der Häuser betrachte und ich spüre immer wieder Marcels Blicke von der Seite auf mir. Ich hoffe wirklich, dass er von meinem inneren Eifersuchtsmonolog nichts mitgekriegt hat. Ehrlich gesagt, kann ich mir den selbst nicht erklären und schiebe das einfach Mal auf die billige Art und Weise, wie das alles abgelaufen ist.

„Ich hab echt nicht gedacht, dass sie so doof ist.", sagt Marcel und zieht die Nase kraus. „Aber wenigstens hat sich das heute für Marco gelohnt." Sein Lachen ist dreckig und sofort spanne ich mich an, was auch von ihm nicht unbemerkt bleibt und er meine Hand nimmt.

„Macht ihr sowas öfter?", frage ich und mustere Marcis Profil.

„Also, solche Verkupplungsdinger.", erkläre ich mich weiter und er presst die Lippen aufeinander.

„Eigentlich nicht, aber Marie hat mich schon ewig genervt, dass sie Marco kennenlernen möchte und nachdem ich ihm ein Foto gezeigt habe, war er nicht abgeneigt." Er guckt mich kurz an, ehe er sich wieder dem Verkehr zuwendet und auf seinem Multifunktionslenkrad das Lied wechselt. Mir entringt nur unverständliches Grummeln, was ihn anscheinend zum Weiterreden veranlasst. „Marco ist nicht so ein Typ, der wild durch die Gegend vögelt. Ab und zu hat er schon Mal die ein oder andere, aber mehr eben auch nicht." Verblüfft schnellt mein Kopf herum und ich unterdrücke ein Grunzen. Also wenn ich eins nicht gedacht hätte, dann dass Marco keine männliche Hure ist. Schließlich wird er sich kaum vor Angeboten retten können; was man ganz nebenbei niemandem verübeln kann und außerdem, kommt er mir nicht wirklich zurückhaltend rüber. Was mir persönlich ja auch schon bewiesen wurde.

Marcel schmunzelt leicht und er dreht sich zu mir, als wir an einer roten Ampel stehen bleiben. „Na ja, es ist in seiner Position schwierig jemanden zu finden, der es ernst mit ihm meint und auch bei den schnellen Sachen, weißt du ja nie, ob nicht doch mal eine plaudern könnte.", erklärt er weiter und ich schürze die Lippen, als wir uns wieder in Bewegung setzen. Aus dieser Sparte habe ich das noch nie betrachtet und ich muss zugeben, dass sich ein Fünkchen Mitleid in mir drinnen ausbreitet. „Und Marco war sowieso nie so einer. Da haben Robin und ich eindeutig mehr anbrennen lassen.", spricht er weiter und räuspert sich, um anschließend meine Reaktion auf seine Aussage zu überprüfen. Wie es aussieht, haben wir jetzt das Exfreunde-Gespräch aus der Luft gegriffen und ich kämpfe angestrengt mit meiner inneren Stimme, die mehr über Marcos Liebesleben erfahren möchte. Und das kann ich jetzt wohl schlecht bringen, weshalb ich sie Mundtot mache und heftig schlucke, ehe ich wieder ein Wort zu Stande bringe.

„So so, was soll das denn bedeuten, Herr Fornell?" Gespielt entrüstet reiße ich die Augen auf und lache in mich rein.

„Dass Robin ein echter Schlingel ist?", grinst er und ich boxe ihn leicht gegen den Oberarm. Robin kann ich mir so was von überhaupt nicht als Aufreißer vorstellen und schüttele ungläubig den Kopf.