Kapitel 49

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„Bist du dir sicher, dass du nicht doch mit möchtest?", fragt Conny zum tausendsten Mal und ich bleibe dabei, schüttle mit dem Kopf und ziehe meine Beine auf der Couch an. Sie seufzt, stellt sich direkt vor die Glotze und stemmt ihre Hände in die Hüften. Wie immer sieht sie unglaublich scharf aus und ich grummele leise bei ihrem Anblick. Ihr Kleid geht gerade bis zur Hälfte der Oberschenkel, schmeichelt ihren Kurven und das helle rot unterstreicht ihren dunklen Teint. Ich dagegen sehe in meinem Gammelmodus ziemlich scheiße aus. „Komm schon, du kleiner Langweiler. Raff dich auf, schmeiß dich in Schale und setz sich wieder auf's Pferd", sagt sie grinsend, „da unten ist doch bestimmt schon alles eingetrocknet." Sie reißt ihre Augen auf und fängt an total dumm vor mir her zu tänzeln. Auch wenn mir das ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert, kann sie mich nicht umstimmen und ich ziehe bestätigend dazu meine Decke höher ins Gesicht. „Du kannst dich nicht für den Rest deines Lebens verstecken und einen auf Deckenroulade machen ", bemerkt sie seufzend und jetzt wird ihr Blick wieder mitleidig. Wie ich das hasse. Als wäre ich irgendein hoffnungsloser Fall, den man in irgendeiner Form bedauern und aufpäppeln müsste. Bin ich nämlich nicht. Nur weil ich nicht feiern gehen möchte, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nicht aufraffen könnte. Ich bin einfach nur müde und möchte in Ruhe einen Film gucken und danach ins Bett. Nicht mehr und nicht weniger. „Ehrlich, Kim. Du brauchst mal wieder Alkohol und am besten einen Kerl, der dir deine schlechte Laune rausvögelt. Das hält ja kein Mensch mehr aus", will sie nicht locker lassen und ich verdrehe die Augen, rutsche etwas tiefer in die Couch und schiebe meine Unterlippe vor. „Ich habe keine schlechte Laune. Ich hab einfach keinen Bock dir auch noch dabei zuzusehen, wie du die Weiber abschleppst. Reicht das Gestöhne jede Nacht", erwidere ich schnippisch und funkele sie böse an. Ihr Gelaber was sexuelle Aktivitäten betrifft, ignoriere ich mit Absicht. Sie weiß, dass das nicht geht. Zum einen, weil ich noch nie der Typ für einmalige Sachen war und zum anderen...Nein. Es geht einfach nicht.

Ihre Augen verengen sich zu einem schmalen Schlitz und sie kommt auf mich zu. Mit einem Ruck packt sie meine Hände und beginnt an ihnen zu ziehen. „Nöööö. Hör auf damit", nörgle ich und wehre mich mit aller Kraft dagegen, dass sie mich hier von meiner geliebten Couch zerrt. Das geht ja Mal gar nicht! „Ich schau mir das nicht mehr länger an!", motzt sie und ich plumpse unsanft auf den Boden. Die Olle lässt mich aber nicht los. Nein. Wieso auch? Sie schleift mich weiter über den Holzboden im Wohnzimmer und sieht mich dabei böse an. Nach ein paar Metern habe ich es gewaltsam, indem ich meine Fingernägel benutzt habe, geschafft mich loszureißen und bleibe einfach auf dem Rücken liegen, wie ein umgefallener Käfer. „Aufstehen!", befiehlt sie und ich bleibe im Schmollmodus und schüttle mit dem Kopf. „Move your fucking ass!", donnert sie los und fischt wieder nach meinen Händen, die ich unter meinen Rücken geschoben habe, sodass sie gar nicht mehr die Möglichkeit kriegt mich hier durch die Gegend zu schleifen. Hah! Ausgetrickst hab ich die. Mein Blick gleitet durch den Raum und ich funkele nun auch meinen Hund böse an, da der mir ja auch mal zur Hilfe eilen hätte können. Doch der gähnt nur und schaut diesem höchst amüsanten Schauspiel weiter zu.

Als Conny dann anfängt mit ihren flachen Händen auf mein Gesicht einzuschlagen, gebe ich dann doch nach und erhebe mich. Allerdings um wieder zurück aufs Sofa zu gehen. „Kimberly Ellen Johnson!", warnt sie mich, „du gehst jetzt duschen, ziehst dir was Hübsches an und dann gehen wird los. Entweder so, oder ich schleife dich in Jogginghose mit. Und ich bluffe nicht." Leicht unbeeindruckt rolle ich mit den Augen und zeige ihr den Vogel. „Ich habe keine Lust. Hast du das nicht geschnallt? Oder hast du auf der Arbeit zu lange an der Farbe geschnüffelt, sodass neuerdings Worte nicht mehr in dein Hirn gelangen?", zische ich und sie stöhnt genervt, fährt sich durch die Haare. „Hab ich verstanden, aber ich will verhindern, dass du in dreißig Jahren von deinen hundert Katzen aufgefressen wirst, weil du nie wieder vor die Tür gegangen bist", entgegnet sie und ihre Mundwinkel fangen ganz gefährlich an zu zucken.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now