Kapitel 30

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„Ähm, i don't think so.", erwidert Marco und kratzt sich mit seiner freien Hand den Nacken. Mein erster Gedanke ist, dass man an seinem ‚TH' definitiv noch arbeiten kann und mein zweiter, ist die Verwunderung darüber, dass Sarah neuerdings deutsche Fußballer kennt. Also löse ich mich aus Marcels Umarmung und stelle mich neben die beiden.

„He's a famous german soccerplayer.", mische ich mich ein, während Sarah ihn weiterhin genauestens anguckt und die Augen zusammenkneift. Marco löst sich von ihrer Hand und räuspert sich. „Soll ich Johnny irgendwie ins Bett bringen?", fragt er und bevor ich eine Antwort geben kann, ist er auch schon weg. Ich komme gar nicht dazu, mich über seinen höchst bizarren Abgang zu wundern, da werde ich auch schon wieder zur Bar geschoben. Robin gießt uns zwei Tequila ein und prostet mir zu, ehe wir zusammen den Schnaps hinunterschütten.

„Jetzt lernt ihr mal, was eine richtige Party ist." Grinsend zwinkere ich ihm zu und lasse meinen Blick über meine Freunde schweifen. Wenn jemand feiern kann, dann wir.

„Erstmal gibt es noch Geschenke.", haucht mir jemand von hinten ins Ohr und ich spüre, wie sich auf meinem Nacken eine wohlige Gänsehaut bildet. „Du hast doch schon die Party organisiert.", sage ich lachend, als ich mich zu Marcel umdrehe, der mittlerweile seine Arme um meinen Bauch geschlungen hat und ignoriere das beleidigte Schnauben von Conny, die sich ebenfalls einen Shot hinter kippt. Mir ist schon bewusst, dass sie die meiste Arbeit gemacht hat. Schließlich kennt sie die Leute und alles, aber dennoch war es Marcels Idee. Und das finde ich echt verdammt süß.

Verwirrt suche ich den Raum nach Sarah ab, die ich in dem Getümmel gar nicht mehr entdecke und zucke zusammen, als jemand mit einem Umschlag vor meinen Augen herumwedelt. „Aufmachen.", fordert Marcel und ich ziehe die Augenbrauen hoch, sowie seine Augen funkeln. Hoffentlich ist das Geschenk nicht scheiße. Ich bin echt schlecht darin, Freude vorzutäuschen.

Deswegen reiße ich das Kuvert nur ganz langsam auf und schiebe die Karte nach oben, die mir ein Hochhaus zeigt. Aha. Sehr aufschlussreich.

Skeptisch nehme ich das Stück Papier raus und drehe es in meiner Hand um, nur um zu lesen, dass da irgendwas von Silvester und Bangkok steht. Fragend sehe ich meinen Freund an, der strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Ich weiß ja, dass sie nach Weihnachten Männerurlaub in Thailand machen, aber ich verstehe nicht, weshalb ich eine Einladung zu einer Silvesterparty in Bangkok in meinen Händen halte. Nein, ich will es nicht verstehen.

„Du kommst mit zu unserem Thailand-Urlaub.", haut Robin die Worte raus, die ich nicht hören will und Conny lacht schallend neben mir los. Mein geschockter, ängstlicher Blick, muss sie dazu verleitet haben. „Ich tue bitte was?", hake ich nach und Marcel drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich bin ganz froh, dass er noch immer hinter mir steht und meinen Ausdruck nicht voll und ganz mitkriegt. Wie gesagt, ich kann Freude ganz schlecht heucheln. „Oh Jungs." Meine beste Freundin klopft Marcel auf den Rücken und schüttelt mit dem Kopf. „Das nenn ich mal Fettnäpfchen."

„Freust du dich gar nicht?" Marcel scheint verwirrt und ich seufze leise. „Die kriegst du nur mit acht Packungen Valium und zusätzlicher Narkose in ein Flugzeug.", faselt meine beste Freundin weiter und kriegt sich gar nicht mehr ein. Robin zieht irritiert einen weiteren Umschlag aus seiner hinteren Hosentasche und streckt ihn der nach Luft japsenden Conny entgegen, die daraufhin verstummt. Sie reißt das Teil auf und zum Vorschein kommt die gleiche Einladung, wie ich erhalten habe.

„Wir dachten, du fühlst dich wohler, wenn sie mitkommt.", säuselt Marcel und der hat anscheinend den Ernst der Lage noch nicht wirklich verstanden. Ich steige ganz sicher in kein Flugzeug und schippere fünfzehn Stunden bis nach Thailand. Für kein Geld der Welt. „Oh mein Gott!", kreischt Conny los und ich schlucke, während ich mich auf dem Barhocker drehe und meine Hände auf Marcels Brust ablege. „Danke, ehrlich. Aber..." Vorsichtig schiele ich in seine Teddybäraugen und nage an meiner Unterlippe herum. „Das ist alles ziemlich kurzfristig. Ich habe Kunden und Johnny muss ich auch irgendwo unterbringen.", rede ich mich raus und fühle mich furchtbar schuldig, als sich seine Miene augenblicklich verdunkelt. „Papperlapapp.", schaltet sich Conny ein und ich drehe mich mit wütenden Augen zu ihr um. „Deine Kunden rufe ich persönlich an, um die Termine zu verschieben und für Johnny finden wir locker jemanden.", winkt sie ab und ich bin kurz davor ihr meine Faust ins Gesicht zu rammen. Marcel lächelt wieder und ich schnaufe tief durch. „Außerdem habe ich panische Platzangst, das habe ich dir doch erzählt." Meine Stimme klingt leise, reumütig und wieder funkt mir Conny bei meinem Rausredeversuch rein. „Kein Ding. Habe ne Freundin, die ist Ärztin. Die soll dir Valium verschreiben." Sie ist ganz hibbelig und klatscht in die Hände. „Wir fliegen nach Thailand! Yay!" Sie hebt die Tequilaflasche an ihre Lippen und setzt an. Ja, die Flasche. Ich will sie töten.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now