Kapitel 10

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Als wir am Taxi ankommen springe ich schnell auf die Rückbank, was mir einige verwirrte Blicke der Jungs einbringt. Panisch verstecke ich mein Gesicht an Marcos Brust.

„Ich hab sooooo Angst vor Taxifahrern." Flüstere ich ihm erklärend zu und schiele nach vorne zu dem Mann auf dem Fahrersitz. Seitdem ich so einen komischen Horrorfilm gesehen habe, indem ein Taxifahrer mit komischer Fratze Menschen tötet, ist das in mein Hirn eingebrannt. Neben ihm sitzt André, der Sachen mit seinen Lippen macht, die ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Erschrocken quieke ich los, als der Fahrer sich umdreht und seufze erleichtert aus, dass es ein normaler Mensch ist und kein Scarface oder sowas. Marco kichert nur und tätschelt mir beruhigend den Arm. Da sich alles um mich herum dreht, verharre ich weiter in meiner Position und nehme Marcos herrlichen Duft in mich auf. Sein Herz pocht wie wild in seiner Brust und ich hebe verwirrt die Augenbraue. Für einen Profisportler hat der aber nicht gerade einen gesunden Ruhepuls.

Nach geschätzten zehn Minuten fahren wir am Hotel vor und ich richte mich schwerfällig auf. Grinsend sehe ich zu Mario, der seinen Kopf nach hinten an die Lehne platziert hat und tief und fest schläft. Sein Mund steht weit offen und ich kann mir einfach nicht verkneifen, ein Bild davon zu knipsen, bevor ich ihn heftig gegen die Wange stupse. Grummelnd öffnet er die Augen, schüttelt sich und tut so, als wäre er die ganze Zeit wach gewesen. Marco gibt dem Taxifahrer sein Geld, weil er der Einzige von uns ist, der noch halbwegs die Kontrolle über seine Sinne hat und wir schälen uns nach und nach aus dem Wagen. André plumpst auf den Boden und lacht sich selbst darüber schlapp, ehe er sich schwankend aufrappelt und ein Auge zukneift, um den Eingang anzuvisieren.

„Pscht." Geht es ungefähr acht Mal hin und her, als wir durch die Eingangshalle treten und in Richtung der Fahrstühle schleichen. Keine Ahnung wieso wir das tun, ist ja nicht so, dass wir unter 18 wären und unsere Eltern auf uns lauern könnten, aber wer versteht Betrunkene schon? Mit einem lauten ‚Pling' öffnet sich der Aufzug und ich stapfe als erste rein. Mit erhobenen Haupte, da ich davon überzeugt bin, noch immer die volle Kontrolle über mich zu haben, mache ich einen weiteren Schritt und fliege bäuchlings auf die Fresse. Lachend über meine eigene Tollpatschigkeit versuche ich mich nach vorne zu robben und mich aufzurappeln, doch ich stecke fest. Mein verfluchter Absatz ist im Spalt des Aufzugs hängen geblieben.

„Oh Goooott! Jetzt gehst du drauf wie bei Final Destination und wirst von den Türen zerquetscht." André kreischt panisch auf und schlägt die Hände vors Gesicht, dass er nichts mehr sieht. Marco beugt sich zu meinem Fuß und versucht angestrengt meinen Schuh da rauszukriegen, während ich noch immer wie ein gestrandeter Wal auf dem Boden liege und total abkacke.

„Aua. Du brichst mir noch den Knöchel." Jammere ich, als er gewalttätig an mir rumzerrt und mit einem Ruck hat er mich tatsächlich befreit. Allerdings steckt der Absatz jetzt abgebrochen in dem Spalt drinnen und meine Lieblingsschuhe sind damit am Arsch.

„Och Menno." Traurig über meinen Verlust schmolle ich und streife mir die Treter ab, da ich heute sicherlich nicht mehr die Balance besitze, um mit einem kaputten Schuh durch die Gegend zu humpelnd. Marco gibt Mario einen Stoß in die Seite, der an der Wand lehnt und wieder weggenickt ist und André guckt ängstlich zwischen seinen Händen hervor, atmet erleichtert aus, als er mich stehen sieht und nimmt mich stürmisch in den Arm.

„Gott sei Dank lebst du noch!" seufzend lässt er wieder von mir ab und ich rolle schmunzelnd mit den Augen. Die anderen beiden gesellen sich zu uns und wir fahren hinauf in den vierten Stock. Das ‚Pscht-Spiel' geht von vorne los, als wir durch die Gänge geistern und ich bin ununterbrochen am Kichern darüber, dass da hinter den Türen die komplette Nationalmannschaft pennt.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now