Kapitel 12

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„Also so wie das scheint, hat der gute Marcel keinen blassen Schimmer, dass du mit seinem Kumpel rumgemacht hast, wie eine durchtriebene Schlampe." Conny lacht hämisch, als wir umgestylt aus dem Hotel treten und ich stoße ihr daraufhin in die Seite.

„Tja, verheimlicht der das vor seinem Bro. Bööööööser Reus.", legt sie nach und funkelt mich belustigt an. Ganz Unrecht hat sie damit nicht, aber mir ist es so natürlich viel lieber. Ohne weiter auf ihre Bemerkungen einzugehen, laufen wir wieder zurück zur Halle und ich betrachte nochmal in den vorbeiziehenden Schaufenstern mein Outfit. Da ich heute noch tanzen will, habe ich mich für eine schwarze Lederleggins, ein weißes Top und hohe Pumps ebenfalls mit Ledereinsätzen entschieden und stempele das als völlig in Ordnung ab. Dank dem mittlerweile blauen Knutschfleck auf meinem Schlüsselbein habe ich mir einen dünnen Schal um den Hals gewickelt, der mich jetzt schon nervt. Meine Haare fallen, dank Conny in leichten Wellen über meine Schultern. Die Gute selbst, hat sich total aufgetakelt und trägt ein marineblaues Minikleid und dazu passende, weiße Ankle Boots. Sie will heute jemanden abschleppen, hat sie mir mitgeteilt und deswegen sind wir auch so vorausschauend gewesen und haben uns zwei Einzelzimmer gebucht. Mit unseren Backstage Pässen kommen wir ganz leicht ins Innere, das mittlerweile brechend voll mit Zuschauern ist und ich suche die Stuhlreihen nach Robin ab. Der ist ja recht groß, den kann man nicht so leicht übersehen. Fluchend quetsche ich mich durch die Reihen hindurch, als ich ihn erblicke und verdränge mit Absicht die Tatsache, dass ein attraktiver, blonder Kerl neben ihm sitzt, der seine Cap ins Gesicht gezogen hat und eine Sonnenbrille trägt. Total unauffällig.

Robin winkt wie ein Verrückter, als er mich sieht und das macht auch Marco auf uns aufmerksam, der kurz seinen Kopf vom iPhone hebt und mich prüfend von oben bis unten mustert.

„Perfektes Timing.", lächelt Robin und umarmt Conny und mich. Marco drückt mich extrem flüchtig und reckt meiner besten Freundin die Hand hin.

„Marco."

„Aha." Sie mustert ihn abschätzig von Kopf bis Fuß und stöhnt genervt, als ich ihr einen Stoß in die Rippen gebe.

„Conny.", erwidert sie nun und er lässt sich wieder auf den Sitz plumpsen, um die Jacken von den freien Stühlen neben sich zu räumen. Gerade als ich mich auf dem äußeren Platz niederlassen will, zwängt sich eine murrende Conny an mir vorbei und lässt sich siegessicher grinsend darauf nieder. Ich werde sie töten. Was hat die Olle eigentlich vor?

Widerwillig setze ich mich neben Marco und schlage Conny so unauffällig wie möglich gegen das Schienbein.

„Was?", flötet sie ganz unauffällig und kassiert dafür einen vernichtenden Blick von mir. Da der erste Act angekündigt wird, wenden wir uns alle der Bühne zu und ich seufze, als mir wieder Marcos Duft in die Nase steigt. Wirklich begeistert scheint er ja nicht zu sein, dass ich hier bin, aber was habe ich erwartet? Trotzdem dachte ich nicht, dass wir wieder bei Phase eins: Dem Ignorieren angekommen wären. Das tut er nämlich. Hat ja noch nicht einmal ‚Hallo' zu mir gesagt und ich persönlich finde, das wäre das Mindeste gewesen. Kann ich schon verstehen, dass die Situation für ihn auch ein wenig verzwickt sein mag, aber Ich hab schließlich nicht ihn geküsst. Sondern Andersrum. Na gut, hab mich auch nicht wirklich mit Händen und Füßen gewehrt, aber er hat angefangen.

„Soll ich ihm wirklich nicht in die Eier boxen?", flüstert mir Conny ins Ohr und ich hebe nur tadeln die Augenbraue und schüttle mit dem Kopf. Auch wenn er es irgendwie verdient hätte.

Den Blick stur auf die Bühne gerichtet, nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, wie er mich immer wieder von der Seite anstarrt und anscheinend überlegt, ob er was sagen soll. Leider macht mich das aber irgendwie nervös und ich rutsche auf dem Stuhl hin und her, als müsse ich dringend pinkeln. Als ginge mir in diesem Moment ein Licht auf, beschließe ich, das in die Tat umzusetzen und flüstere Conny zu, dass ich kurz auf Toilette bin. Räuspernd erhebe ich mich und schlängele mich durch die viel zu enge Stuhlreihe. Mal ehrlich, hätte man da nicht 20 cm mehr Platz lassen können? Mein Arsch streift mindestens fünf Hinterköpfe und ich trete geschätzt acht Leuten auf den Fuß, während ich mich da durchquetsche. Nicht, dass ich dick bin, das ist echt eng.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now