Kapitel 41

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„Ich will das immer noch nicht in mein Hirn kriegen, wie du mich da so in die Ecke zwängen konntest", rufe ich und werfe meine Arme in die Luft, während ich vor dem Bett auf und ab laufe, „nur weil du irgendwelche Hirngespinste hast, weil ich im Schlaf irgendetwas sage." Seit einer halben Stunde geht das so. Ich renne aufgescheucht und aufgebracht durch Marcels Schlafzimmer und er liegt unbeeindruckt auf dem Bett. Mir wird immer mehr klar, was es für mich bedeutet, dass ich zu dem verfluchten Ballon d'Or mitsoll. Nicht nur, dass die Tatsache mit Marco da hinzugehen schon schlimm genug ist, ist das immer noch eine verdammte Riesenveranstaltung im Fußball. Da ist alles da, was Rang und Namen hat und ich mittendrin. Nein. Das ist nichts für mich. Punkt aus Ende. „Und ich verstehe nicht, weshalb du dich darüber so aufregst." Marcel rollt mit den Augen und verschränkt seine Hände im Nacken, während er mich weiterhin beobachtet. „Ich bin der tollpatschigste Mensch auf Erden. Irgendwas wird meinem Körper schon einfallen, um mich da zu blamieren." Und ich laufe Gefahr, dass ich diesmal wirklich mit deinem besten Kumpel vögele, füge ich in Gedanken hinzu und bleibe stehen, stemme die Hände in die Hüften.

„Stell dich nicht so an. Andere würden Luftsprünge machen, wenn sie da hin dürften. Also freu dich doch einfach drauf?" Seine Augen funkeln vielsagend auf und ich verfluche diesen Tag. Ich verfluche diesen ganzen beschissenen Urlaub, der mich in diese aussichtslose Lage gebracht hat. Seufzend setze ich mich auf die Bettkante und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. „Weißt du, ihr braucht euch nicht wundern, wieso ich langsam misstrauisch werde. Seitdem ihr im Aufzug stecken geblieben seid, benehmt ihr euch komisch. Ihr geht mir beide aus dem Weg und sprecht kaum mehr ein Wort miteinander. Jeder würde da stutzig werden und ich will verdammt nochmal wissen, wenn mein bester Freund meine Freundin fickt", schrie er und ich zuckte zusammen, hoffte dass mein Bruder und Conny im Wohnzimmer davon nicht wach wurden. „Und das findest du raus, weil ich mit ihm da nicht hingehen will, oder wie?" Der Spott in meiner Stimme ist nicht zu überhören und ich bin wirklich kurz davor in die Luft zu gehen. „Na zumindest hab ich eure Reaktion gesehen", sagt er trocken und ich stampfe mit dem Fuß am Boden auf. „Die besagt, dass ich keine Lust habe mit ihm dahin zu gehen, weil ich ihn A: nicht leiden kann und B: nicht scharf darauf bin, nun offiziell als seine Freundin abgestempelt zu werden?" Marcel schnaubt nur lautstark sein eiskalter Blick lässt mich frösteln.

„Weißt du was?", schnaufe ich und stehe wieder auf, „Marco und ich konnten uns seit der ersten Sekunde nicht leiden. Zwischen uns war nichts und wird auch nie etwas sein. Entweder du lernst mir zu vertrauen, oder ich packe gleich meine Sachen und verschwinde von hier!" Mein Herz zieht sich zusammen und es fühlt sich an, als würde ein Stromschlag durch meinen Körper tosen. Jetzt ist es also raus. Die ultimative Lüge. Ich bin offiziell eine verlogene Schlampe, die ihren Freund mitten ins Gesicht flunkert. Ohne mit der Wimper zu zucken. Aber wieso macht er mich auch so wütend? Diese blöden Wörter sind einfach nur aus meinem Mund gesprudelt und jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich muss bei dieser Lüge bleiben. Kann das nicht mehr Ungeschehen machen. „Und deswegen bist du an diesem Abend auch gleich zu mir gerannt und hast mir deine Liebe gestanden? Soll ich dir das wirklich abnehmen?", knurrt er und schüttelt ungläubig mit dem Kopf. „Wir haben uns über dich gestritten, mein Gott. In diesem Aufzug ist nichts weiter passiert, als dass wir uns beinahe die Köpfe eingeschlagen hätten. Wie immer und dank deiner Paranoia darf ich mit diesem arroganten Arschloch ein halbes Wochenende verbringen. Danke nochmal." Meine Wanderschaft beginnt von neuem und ich zucke zusammen, als mich eine Hand am Handgelenk packt und zum Stehenbleiben zwingt. Ohne wirklich reagieren zu können, zieht mich Marcel zu sich hin und presst mir wild seine Lippen auf. Es tut noch immer weh. Es brennt und dieses Gefühl wandert durch meinen gesamten Körper. Was tue ich hier nur? Solche Qualen wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht und doch entwickele ich einen Selbstzerstörungstrieb, der mir sagt, dass ich das verdient habe. Ich habe Marcel verarscht und werde durch mein Gewissen dafür bestraft. An sich nur gerecht.

Regenbogen [Marco Reus]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora