Kapitel 22

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Nach einer ausgiebigen Dusche und gleich zwei Runden ausgiebigem Sex, stelle ich zu meinem Leidtragen fest, dass ich noch immer nicht den Entspannungslevel erreicht habe, der mich schlafen lässt. Mit einem prüfenden Blick auf den selenruhig pennenden Marcel neben mir, rolle ich mich leise von der Matratze, streife mir eine Jogginghose und eine Jacke über, um mir anschließend meinen vorgebauten Joint zu schnappen und auf den Balkon zu gehen. Ich kneife die Augen zusammen, als ich die Tür hinter mir schließe, diese leicht quietscht und ich knalle erstmal volle Möhre mit meinem Zeh gegen ein Stuhlbein. Fluchend halte ich mir die Stelle und hüpfe dabei auf und ab, als ich plötzlich neben mir ein leises Lachen höre. Vor lauter Schreck kippe ich vorn über und kann mich gerade noch so an besagtem Stuhl festhalten, um nicht auf die Fresse zu fliegen. Das lässt das Lachen nur noch lauter werden und ich gucke mit noch immer leicht panischem Gesichtsausdruck zu Marco, der lässig die Arme hinter seinem Kopf verschränkt hat und mich beobachtet.

„Leck.", stöhne ich und halte mir das Herz. „Willst du mich umbringen, oder so?" Mit noch immer beschleunigtem Puls, setze ich mich neben ihn und lege mein Handy auf dem Tischchen zwischen uns ab. „Was machst du hier draußen?" Das ist dann wohl der Nachteil daran, dass der Balkon sich über die komplette Hausseite erstreckt und auch das Gästezimmer Zugang dazu hat. Seinem schmutzigen Grinsen nach zu urteilen, kann ich mir fast denken, wieso er hier draußen sitzt und wende schnell meinen Kopf ab, sodass er meine errötenden Wangen nicht sehen kann. Ich dachte eigentlich, dass wir leise gewesen waren. Falsch gedacht.

Einen Moment lang hadere ich mit mir, ob ich tatsächlich meinen Joint auspacken soll, entschließe mich aber dann doch ziemlich schnell dafür. Spätestens in dem Moment, als ich mich zu ihm drehe und feststelle, dass er frisch geduscht sein muss. Seine Haare sind unfrisiert und stehen in alle Richtungen von seinem Kopf, was extrem schnuckelig aussieht.

Ja, ich brauche Marihuana. Und er wird bestimmt keinen Nebenjob bei der Drogenfahndung haben, also packe ich den kleinen Glimmstängel hervor und mache leise Musik auf meinem Handy an. Vorsichtig schiele ich zur Seite, als ich das Teil zwischen meine Lippen klemme und ihn anzünde. Marcos Kopf schnellt in meine Richtung, als das Feuerzeug klickt und ich tue einfach mal so, als wäre er nicht da.

„Du kiffst?", stößt er hervor und ich puste den Rauch in die kühle Nachtluft hinaus. „Nein.", sage ich in absolut ernstem Tonfall und presse meine Lippen aufeinander, als er eine Augenbraue nach oben zieht. „Mhm.", macht er belustigt und beobachtet mich, wie ich erneut das Gras in meine Lungen ziehe. Sofort bildet sich ein beruhigender Nebel in meinem Hirn aus und ich spüre, wie ich mich langsam fallen lassen kann.

„Läuft das immer so bei dir?", wechselt er das Thema und da ich keinen blassen Schimmer habe, wovon er da redet, drehe ich mich zu ihm und gucke ihn fragend an. „Na ja, Arbeit, Johnny und so.", murmelt er und ich zucke mit den Schultern.

„Wie genau meinst du das?", hake ich nach und er streicht sich durch seine Haare. Gott, sieht das heiß aus. „Also das, was ich bisher mitgekriegt habe, bist du ständig auf Achse. Du scheinst ganz schön viel Stress zu haben."

„Ne, läuft bei mir." Mir entringt ein leises Kichern, das eindeutig dem Gras zuzuschreiben ist und ich seufze leise vor mich hin. Grinsend schnappe ich mir mein Handy und lege Bob Marley auf, was mich erneut zum Glucksen bringt.

„Gibt es denn sonst niemanden, der sich um deinen Bruder kümmern kann?" Anscheinend will er echt nicht aufgeben und als ich mich zu ihm wende, zucke ich leicht zusammen. Seine Augen haften stur auf mir und wieder habe ich das Gefühl, dass er mir direkt in die Seele schauen kann. Was ich echt gruselig finde.

„Quatsch. Du hast ja bestimmt schon gemerkt, dass er nicht so einfach ist. Das will ich niemand anderem aufbürden.", erwidere ich und hoffe, dass das Thema damit gegessen ist; aber wie immer habe ich diesen Plan ohne einen Marco Reus gemacht.

Regenbogen [Marco Reus]Where stories live. Discover now