Ablenken 52

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Amelies Sicht

Langsam drehte ich die Tasse zwischen meinen Finger und starrte ein Loch in die Luft. Ich saß auf meinem kleinen Balkon und hatte keine Lust auf Party, doch Clara ließ mir keine Ruhe. Sie bestand erst recht darauf, nach dem ich ihr erzählt hatte was am Tag zuvor zwischen Marco und mir abgelaufen war. Ich wüsste auch gar nicht was ich bei einer Party sollte? Ich wäre nur die Spaßbremse Nummer 1, bei meiner Laune. Meine Lust war mehr darauf ausgerichtet, ins Bett zu liegen. Die Decke bis zur Nase und dazu eine Schnulze bei der ich mir die Augen aus dem Kopf heulen könnte ohne dumm angeschaut zu werden. "Clara sei mir nicht böse aber ich glaube nicht, dass mit mir heute noch viel anzufangen ist" ich zog eine Schnute und hoffte, dass sie von der fixen Idee abzubringen war. "Nix da! Du brauchst jetzt Abwechslung. Etwas, womit du das gestern vergessen kannst. Andere Mütter haben auch schöne Söhne und da ist sicher einer für dich dabei"-"es klingt, als wäre es für dich ganz abwegig, dass sich die Sache mit Marco wieder einrenkt?" aus großen Augen sah mich meine beste Freundin an, fast so, als hätte ich ihr erklärt, ich wolle eine Bank ausrauben. Mir ging ein leises Seufzen über die Lippen und ich ließ die Schultern hängen. "Willst du ihm etwa noch eine Chance geben?"-"ich finde einfach, dass wir uns benommen haben wie im Kindergarten und es sinnvoll wäre, nochmal darüber zu reden"-"reden, reden, reden" maulte Clara und raufte sich die Haare. Danach sah sie aus wie eine Hexe, da sie auch noch eine Grimasse zog und mir so ein Lächeln abrang. "Ich finde, ihr habt echt genug geredet. Er mag wirklich kein schlechter Kerl sein aber irgendwann ist gut und auch der dümmste sollte mal aufwachen". Es klang alles so einfach aus Claras Mund, doch es war alles andere als einfach. Ich liebte Marco und dies auch mit seinen Macken, doch ich konnte nicht diesen letzten Schritt gehen. Die Action bei Marcel war keine Sache, die mal eben passierte. Es zeigte eine Seite von Marco, die gelinde gesagt, echt mies ist. Dennoch war ich mir meiner Schuld bewusst. Zu allem gehörten zwei und seine Frage war im Grunde recht harmlos und ich schlug ihm einige böse Worte um die Ohren, die zum Teil gar nicht so gemeint waren. Nur er konnte ja auch nicht wieder aufhören und musste weiter bohren und sticheln. Bis es schlussendlich eskalierte und das Gespräch danach, trennte uns statt alles besser werden zu lassen. Seufzend nahm ich meine Tasse in die Hand, um mir einen großen Schluck zu gönnen. Dabei malte ich mir meinen Abend im Bett aus. „Es wird den Moment nicht ändern und bevor du mir versauerst" Clara stand auf und ging ins Innere der Wohnung, „werde ich dir jetzt was zum Anziehen raus suchen und du gehst so lange duschen"-„hatte ich jetzt nicht dir was gesagt?"-„juckt mich nicht! Geh duschen" schon war ich endgültig alleine auf dem Balkon. Ich sah in den Abendhimmel und biss mir auf die Unterlippe beim Nachdenken. Was sollte ich auf einer Party? Clara konnte wirklich stur sein und weitere Diskussionen hätten uns nicht weiter gebracht, also erhob ich mich zögerlich und schleppte mich in mein Badezimmer.

Als ich Claras Kleiderwahl auf dem Bett liegen sah, wurde ich etwas wütend. Da meine Freundin nicht im Raum war, schnappte ich mir das schwarze Etwas und ging auf die Suche. Clara genoss die letzten Abendsonnenstrahlen und nippte an ihrem Glas Wein. Ich hielt ihr das Stück Stoff unter die Nase „hast du einen Vogel? Was soll das für eine Party sein? Nutten sind V.I.P.?" Es war das kürzeste und engste Kleid was ich besaß und mir war es in Rätsel, warum es immer noch in meinem Schrank einen Platz hatte. „Babe, du wirst heiß darin aussehen und die Kerle werden sich die Augen raus schauen. Sie werden sich auf dem Boden werfen und dich anbeten" gab sie nur als Antwort, rollte mit den Augen und grinste frech. „Und wenn ich das nicht will?"-„dann tust du es trotzdem. Kannst ja über das sich am Boden windende Gewürm drüber steigen aber du hast es ihnen dann gezeigt wer das Sagen hat"-„das will ich aber nicht. Ich will einfach was in Ruhe trinken, wenn ich schon mit Muss" etwas beleidigt zog ich wieder ab um mich selbst um die Kleiderfrage zu kümmern. Schlussendlich hatte ich zwar ein Kleid an, aber es war deutlich länger und man konnte auch nicht vom Hals zum Bauchnabel schauen. Wenn auch der Rücken etwas freier lag, doch das störte mich um einiges weniger. Schnell waren auch noch Schuhe dazu gefunden und ich packte mir eine Clutch, in die mein Schlüssel und etwas Geld passte. „Also was ist? Soll ich es mir nochmal überlegen?" motzte ich Clara ungewollt an und sah sie abwartend, mit den Armen vor der Brust verschränkt, an. Sie sah mich von Kopf bis Fuß an, grinste und schüttelte leicht den Kopf „du bist solch eine Langweilerin" und stand aber dann auf. „Überlegt wird hier überhaupt nix mehr. Wir sind eh schon Promis, so spät wie wir kommen" sie schnappte sich nochmal ihr Glas, exte es und wir konnte endlich gehen. Vor der Tür angekommen, musste ich dann doch schmunzeln. „Wer fährt den?"-„Oh! Taxi?"-„hätte man ja dann schon mal rufen können" bemerkte ich trocken und nach einem kurzen Anruf, ging es gar nicht so lang, bis ein Wagen um die Ecke kam.


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