Wo bist du? 33

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Marcos Sicht

Es war gar nicht so einfach einen Spagat zu machen zwischen Fußball, Familie und Amelie. Geheimhalten war noch weniger einfach, sowieso nicht vor der eigenen Mutter. Als ich bei meinen Eltern zum Essen war, erkannte sie direkt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Vehement schüttelte ich ständig mit dem Kopf und erklärte mit festem Ton, dass alles ok wäre. Ich schob es auf meine Verletzung und auf das steigende Training seit der Gips runter war. Irgendwie glaubte sie es mir nicht wirklich, ließ mich aber dann in Ruhe. Marcel und Robin, die wesentlich mehr um mich herum waren, gestalteten sich noch schwerer zu belügen. Ich war kein Mensch der gerne log. Mir lag viel an Ehrlichkeit, sehr viel sogar. Denn wenn ich mich auf die Menschen in meiner nächsten Umgebung nicht verlassen konnte, könnte dies zu unbequemen Problemen für mich führen. Ich hielt dennoch meinen Mund, weil es besser war. Zumindest bis das zwischen Amelie und mir auch wirklich spruchreif war, um es an die große Glocke zu hängen. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es mir niemals reichen würde pünktlich bei mir zu sein, wie mit Amelie ausgemacht. Darum schrieb ich ihr erstmal eine Nachricht um sie zu beruhigen und trieb den Taxifahrer an, etwas schneller zu fahren. Nicht mehr lang und ich könnte endlich wieder selbst fahren. Als das Taxi um die Ecke fuhr und es nur noch ein kleines Stück bis zu meinem Haus war, konnte ich schon Amelie und ihr Auto erkennen. Ich freute mich richtig sie zu sehen, da eben die Zeit, die uns blieb, nicht sonderlich viel war, so war jede Minute mit ihr richtig kostbar. Ich zahlte den Fahrer, stieg aus und wollte von der Rückbank meine Tasche nehmen als hinter mir ein Geschnatter losging. Entsetzt darüber, drehte ich mich um und sah in einige überschminkte Gesichter von jungen Mädchen, die mich mit großen Augen anschauten. Ich wusste genau was auf mich zukam und sah kurz zu Amelie rüber. Sie dürfte jetzt um keinen Preis der Welt zu mir kommen und schon gar nicht mit mir hoch kommen. Zumindest nicht so lang die Mädchen hier standen. Ich drehte mich schnell um, beugte mich nochmal zurück ins Taxi und schrieb schnell Amelie eine Nachricht. Ich wusste aus Erfahrung, dass ihr diese Nachricht sicher nicht schmecken würde. Nicht weil Amelie der Typ dafür war, sondern weil ich solch eine Situation in meinem Leben schon hatte. Ich vermied jeden Blick zu ihr rüber und sah nur noch in jedes Handy was man mir vor die Nase hielt und unterschrieb Fotos und Trikots. Es war ein Teil meines Jobs und gehörte dazu, auch wenn ich solche Szenen vor meinem Haus hasste. Schnell versuchte ich mich durch die Menge durch zu drücken und verschwand im Haus. Als ich in meiner Wohnung endlich ankam, sah ich direkt zum Fenster raus und erkannte, dass Amelie immer noch da stand, aber auch die Mädchen. Sie hatten einen Kreis gebildet und es schien als würden sie ihre Handys rum reichen. Es war mir immer wieder aufs Neue ein Rätsel, obwohl ich dies schon so oft gesehen hatte. Mir blieb nichts weiter übrig als zu warten bis sie weg waren und ich hoffte das Amelie so lange warten würde um nicht aufzufallen. Ich brachte meine Tasche ins Badezimmer um die Wäsche, die nicht durch den Verein gewaschen wurde, auszupacken und in den Wäschekorb zu drücken. „Lisa wird sich freuen" grinste ich frech und ging zurück ans Fenster. Die Luft war endlich rein! Doch war sie so rein, wie ein klarer Wintermorgen. Denn auch Amelie war weg! Wo konnte sie nur sein? Ich sah zu einem anderen Fenster raus und schaute ob sie vielleicht einfach nur ihr Auto umgepackt hätte, doch dies war nicht so. Sie war weg! Fuhr sie vielleicht noch eine Runde um den Block? Das wäre natürlich sehr geschickt von ihr und ich holte mir etwas zu trinken. Überlegte mir dabei, ob ich was zu essen selbst kochen sollte oder warten bis Amelie kam und wir uns einfach etwas bestellten. Die Zeit verging und sie war immer noch nicht zurück. Ich stand wieder am Fenster, doch von ihrem Auto war weiterhin keine Spur. Es beunruhigte mich dann so sehr, dass ich ihr kurzerhand eine Nachricht schrieb.

„Hey Süße! Wo steckst du?"

Es ging recht lang bis eine Antwort kam, doch als endlich eine kam, verwirrte sie mich doch ganz schön.

„Zu Hause? Wo sonst?"
„Wie zu Hause? Ich dachte du wartest bis die Mädchen weg sind?"
„Warum sollte ich?"
„Na weil du dann zu mir rauf hättest können?"

Ich verstand überhaupt nicht wo das Problem nun war und ein wenig beschlich mich ein ungutes Gefühl.

„Amelie, was glaubst du wie lang es geheim bleiben würde, wenn wir uns, Händchen haltend, vor eine Meute von weiblicher, junger Fans stellen?"

Minuten später gab es immer noch keine Antwort und ich wurde sauer!

„Hast du das Gefühl ich hätte das mit Absicht gemacht? Es war deine Idee mit dem geheim halten! Ja ich weiß, ich war damit einverstanden, aber dir sollte dann auch klar sein, das gewisse Dinge dann einfach nicht gehen. Das habe ich dir lang und breit erklärt!"

Da die WhatsApp Anzeige mir immer noch kein „...schreibt" oder überhaupt nur Amelie als „online" anzeigte, warf ich mein Handy wütend auf das Sofa und schmollte vor mich hin. „Was bildet die sich eigentlich ein?" maulte ich in die Richtung, in der das Telefon lag. Seit zwei Wochen riss ich mir für sie ein Bein aus um jede erdenkliche Minute mit ihr zu verbringen. Sie hielt mich dann auch noch an der kurzen Leine, was den Sex betraf und es machte mich richtig sauer. Wir Reden sehr viel und zwischen durch, wenn wir zum gemütlichen Teil übergingen, schmiegte sie sich sexy an mich ran und ließ mich dann doch stehen. Ich wusste schon langsam nicht mehr wie sich ihre Haut anfühlte, solch eine Sperrzone hatte sie um sich aufgebaut und dennoch hielt ich mich zurück. Ich wollte sie ja nicht verärgern! Sie sollte mir vertrauen, doch die Aktion nun, toppte irgendwie alles.

Mein Magen meldete sich und ich verzog mich in die Küche. Schnell hatte ich mir etwas zu essen gemacht. Endprodukt Spagetti Napoli, die ich mir auf einen Teller machte und ließ mich wieder auf das Sofa plumpsen. Machte den Fernseher an und zappte mich sinnlos durch die Programlandschaft. Die Spagetti waren immer noch unberührt und kalt auf meinem Schoß, als sich mein Handy meldete. Schnell griff ich danach und hätte fast dabei mein Sofa in eine neue Farbe gefärbt. Es war Marcel und nicht wie erwartet Amelie. Der Vorschlag von Marcel war nicht schlecht, den er mir geschrieben hatte, doch auf Party hatte ich wirklich kein Bock. Ich lud ihn aber kurzerhand zu mir ein und Robin auch. Vielleicht würde meine Laune etwas besser, wenn ich die zwei beim Fifa spielen abziehen konnte.

Bed-Time-StoryTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon