Fehlende Worte 49

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Marcos Sicht

Nach dem ich im Schlafzimmer in den Schrank geschaut hatte und diesen leer vorfand, warf ich mich auf mein Sofa und starrte zur Decke. Warum war Amelie nur so empfindlich und warum lief es immer wieder auf Streit bei uns hinaus? Seit 3 Tagen beschäftige mich nun diese Frage und eine Antwort ließ sich einfach nicht aus der Luft greifen. Kein Kleidungstück hatte den Weg in meine Wohnung gefunden und ich wusste genau, dass sie zum Beispiel ihre Zähne hier regelmäßig putzte und auch frische Kleidung an hatte, wenn sie am nächsten Morgen aufstand. Ich dachte wieder an den Samstagabend und musste gestehen, dass es natürlich einfach voll daneben von mir war, diese Aktion bei Marcel. Nur beschäftigte mich in dem Moment wirklich diese Frage, was sie an mir störte. Dass ihre Antwort dann solch einen Umfang hatte und mich mit jedem Wort so traf, hätte ich nicht gedacht. Vielleicht hielt ich auch einfach nur an etwas fest, was überhaupt gar nicht zum Festhalten gedacht war? Ich hatte mich in etwas verrannt und hätte auf meine Freunde hören sollen. Die Notbremse hätte ich 100-Mal ziehen können und hatte es nicht getan, weil ich mit dem Kopf durch die Wand wollte. „Mist!" fluchte ich laut aus, als mir dieser Gedanke durch den Kopf ging. Was hatte Amelie mir vorgehalten? Ich würde mit dem Kopf durch die Wand wollen? „Verdammt! Verdammt! Verdammt!" theatralisch riss ich die Arme in die Luft und schlug mir die Hände vor die Stirn. „Warum um alles in der Welt muss sie schon wieder recht haben?" nuschelte ich in meine Handflächen und hätte laut schreien können. Ich rieb mir durch die Augen und stand auf um mir etwas zu trinken zu holen. Zurück beim Sofa, schnappte ich mir mein Handy vom Wohnzimmertisch und machte WhatsApp auf. Ich sollte ihr eine Nachricht schreiben! Nur WAS? Was könnte ich schreiben um es nicht dämlich klingen zu lassen? Diese Entschuldigung musste wohl überlegt sein, denn irgendwie war es mir auf der anderen Seite gar nicht so recht, als Depp da zu stehen. Den Eindruck wollte ich aber nicht noch verstärken, in dem ich rum stammelte und unüberlegt ins nächste Fettnäpfchen stand. Vielleicht hörte sie mir aber auch gar nicht zu oder noch schlimmer! Was ist, wenn für sie die Sache beendet war? War es denn beendet? Wie sah die Sache denn für mich aus? Wollte ich diesen Zickenkrieg ewig haben? Ich setzte mich auf, stützte meine Arme auf die Knie und raufte mir die Haare. Warum genau wollte ich keine Beziehung mehr haben? Lange Zeit war in meinem Leben alles ok und ich hatte sogar eine ernste Beziehung nur dann kam die Sache mit dem Ruhm und dem Geld. Meine Ex-Freundin ging sehr unschön aus meinem Leben, um es freundlich zu sagen und das zu einem Zeitpunkt, in dem ich sie gebraucht hätte. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen. Wäre sie an meiner Seite geblieben, hätte es bestimmt die ganzen Weibergeschichten nicht geben. Es war aber ebenso wenig fair, so vielen Jahre später, ihr immer noch die Schuld an allem zu geben. Auch wenn sie zu 70% schuld war. Nein, sie war es nicht. Ich allein war es, der schuld war. Ich hätte einfach nur „Nein" sagen müssen, doch die Verlockung war einfach zu süß und ich wollte sie nicht betrügen und hatte es doch geschafft. Ich ging rüber zum Fenster und sah raus auf den See. Die Flasche Wasser in meiner Hand zischte leise als ich sie aufdrehte und ich nahm einen großen Schluck.

Wir hatten nach einem Sieg gefeiert und da stand plötzlich diese junge, hübsche Blondine vor mir, die mir schöne Augen machte und ich ließ mir den Kopf verdrehen. Es war nichts Besonderes was sie mir gab und ich war schon gar nicht mehr in der Lage wirklich meinen Mann zu stehen. Dennoch hatte ich sie in dem Hinterhof der Kneipe, in der wir gefeiert hatten, gegen die Wand gedrückt und war gerade dabei in sie einzudringen als jemand hinter mir brüllte. In flagranti erwischt! Mit hinuntergelassener Hose! Von meiner Freundin. Ex-Freundin. All meine Versuche mich zu erklären, liefen ins Leere. Sie war ausgezogen als ich zum Auswärtsspiel war und kam auch nie wieder zurück. Keine Ahnung mehr wie lange ich gebettelt hatte und was ich ihr alles für Geschenke zukommen ließ. Es war sinn- und zwecklos. Fast 6 Monate lief ich ihr hinterher, bis ich mich aus Frust zulaufen ließ, dass mir alles scheiß egal wurde. Es war die Nacht, in der ich mir fest vorgenommen hatte, nie mehr eine Frau in mein Leben zu lassen. Ja ich war schuld aber ich habe sie geliebt und es war nicht meine Absicht sie zu verletzten. Doch hätte ich mir mehr gewünscht, sie hätte sich mit mir nach dem Ausrutscher auseinander gesetzt. Alkohol ist keine Entschuldigung, darum hatte ich damit aufgehört, nur die Frauen, sah ich einfach mit andern Augen. Anfangs noch vorsichtig und als mir auffiel, wie die Mehrheit gestrickt war, stumpfte ich ab. Erst Amelie änderte dies und nun saß ich hier und war um Jahre zurück geworfen worden, ganz ohne einen Ausrutsche.

Ich legte mein Handy wieder weg, denn mir wollte nichts einfallen, was ich ihr hätte schreiben können. Hätte ich gewusst, wie einfach eine Ausrede ist, hätte ich nicht mir die Nächte um die Ohren geschlagen mit nachdenken. Schon am nächsten Tag passierte ein kleiner Unfall beim Training und ich konnte nicht mehr Auto fahren. Es war ein Blitzgedanke und ich wählte direkt Amelies Nummer. Sie klang wirklich nicht erfreut und ich konnte es ihr nicht übel nehmen, dennoch drückte es mir das Herz zusammen. Dennoch wollte ich nicht locker lassen und zog den letzten Trumpf „ich hab sonst niemanden" sagte ich gerade heraus und hoffte sie würde nun wenigstens etwas nachgeben. „Marco, ich werde schauen was ich machen kann. Falls du dich erinnerst, bin ich um die Uhrzeit noch auf der Arbeit"-„ja, ich weiß" gab ich kleinlaut von mir und hoffte das Beste. „Schön wenn du das noch weißt. Ich melde mich" sagte sie noch und ich konnte deutlich ein Seufzen hören, dann war die Leitung tot. Ich wusste nicht ob sie nun kam oder nicht. Sie ließ mich warten und ich hatte es verdient.

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