Vertrauen 37

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Marcos Sicht

Amelie sah mich mit ihren wunderschönen großen Augen an als wäre ich ein Geist. „Hey, das bin doch nur ich" lächelte ich sie milde an. „Das kann ich sehen"-„schön ... ähm wir haben keine Zeit" zwinkerte ich und hob den Schal auf ihre Augenhöhe. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte mit einem „mhmh" den Kopf. „Amelie ich weiß, du magst das nicht, aber ich verspreche dir, es wird dir gefallen. Entweder du lässt dich auf mich ein und das mit allem was dazu gehört oder, ja oder ich glaube Plan B wäre nicht das was uns glücklich machen würde" grinste ich. Zwar war kein Plan B vorhanden, aber in meinem Kofferraum war für sie Platz. Bei dem Gedanken musste ich meinen Mund noch breiter ziehen, weil es auf jeden Fall keine Option war. Da sie mich weiter stur ansah, merkte ich wie sich eine Mischung aus Wut und Traurigkeit in mir ausbreiten wollte. Nein, ich musste es unterdrücken, denn es würde uns nicht weiter bringen. Ich verdrehte die Augen und sah zur Seite, wo die anderen immer noch standen und eigentlich sehr abwartend aussahen. „Amelie, tu es einfach. Vertrau mir!" sie zögerte und war ganz und gar im Zwiespalt, das konnte ich ihr deutlich ansehen. Ich versuchte es ein weiteres Mal und legte meine Hände auf ihre Schultern, „bitte tu mir einfach den Gefallen". Sie sah mich fragend an als würde sie antworten in meinen Augen suchen. „Ok. Ich komm mit dir mit aber ohne das Ding!" sie zeigte auf das Halstuch in meiner Hand. „Du sollst mir vertrauen und ich würde dir gern damit die Augen verbinden"-„Da könntest du auf Knien gehen, das würde ich nicht machen"-„ok, dann steigen wir erst mal ins Auto ein" Amelie ließ sich Zeit und sah wieder zu ihrer Freundin rüber. Vielleicht war es doch falsch und irgendwie konnte ich sie verstehen. Dann eben ohne den Schal, zumindest auf der Fahr. „Und wohin fahren wir dann?"-„Das ist ja eben die Überraschung". Hatte sie eben aufgestöhnt? Oder war es nur ein Seufzen? Was auch immer es war, sie gab offensichtlich wirklich nach und ging auf das Auto zu. „Viel Spaß!" rief Clara und winkte als wären wir schon unterwegs. „Viel Spaß?"-„Ja Amelie, deine Freundin wünscht uns viel Spaß. Ist doch ne schöne Sache oder nicht" schulterzuckend sah ich schon leicht genervt zu ihr rüber. Warum musste für Amelie immer alles einen Grund haben und bis ins kleinste Detail erklärt werden? Manches wäre mit ihr wirklich einfacher, wenn sie mal los lassen könnte. Es schien als würde sie wirklich nur wiederwillig einsteigen und als sie endlich saß, konnte die Fahrt losgehen.

Die Fahrt war erst ruhig und ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte, nur kamen die Zweifel wieder in mir hoch. Sollte ich sie wirklich noch tiefer in mein Leben lassen? Sie war schon sehr tief drin, aber noch konnte ich aussteigen, da es keine öffentliche Schlammschlacht geben würde. Manchmal war sie einfach wirklich sehr kompliziert und, dass wir schon seit einer kleinen Ewigkeit keinen Sex mehr hatten, machte die Sache auch nicht besser. „Amelie, ich weiß das du dir Gedanken machst, aber die Überraschung ist noch ein ganzes Stück weit weg und naja ..." ich suchte wirklich nach den richtigen Worten die überhaupt nicht leicht zu finden waren. „Also es geht darum, das du doch auch einfach mal etwas so hinnehmen kannst wie es ist oder nicht? Wie soll man dich denn mit etwas überraschen, wenn du immer alles genau wissen magst?"-„das stimmt doch gar nicht! Ich mag nur nicht so ins Ungewisse laufen"-„Es ist aber auch mal schön sich überraschen zu lassen oder nicht? Und den Hauch von Luxus sich gönnen von der Norm abzuweichen. Es gibt Dinge, die kann man nicht immer bis ins Detail zerpflücken wie du es gern machst. Manchmal glaube ich, dass ist der Grund warum ich niemanden in mein Leben lasse, zumindest nicht auf Dauer. Es gibt immer nur Ärger"-„ich verstehe nicht ganz?"-„Das ganze Erklären und drum herum. Wenn ich dir jetzt auch noch erzähle, dass du morgen nicht zur Arbeit kannst, will ich gar nicht wissen was los ist" ich war gespannt wie sie diese Information aufnahm. „Was?" ich schwieg und ließ sie selbst erst einmal grübeln „was soll das heißen ich kann morgen nicht zur Arbeit?" Ich musste schmunzeln „ja du hast richtig gehört, du kannst nicht zur Arbeit, weil du Urlaub nehmen oder dich krank melden musst"-„das ist mir gerade zu hoch und ich überlege ob ich nicht einfach an der nächsten Ampel aussteigen sollte", da wir gerade an eine solche Ampel ran fuhren, überlegte ich, ob ich nicht einfach drüber donnern sollte. Ich besann mich eines besseren und versuchte es mit Vernunft. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre und drückte sie leicht „Nein! Amelie" mein Ton wurde etwas schroffer, so nett wie ich bisher war, wollte sie von etwas überzeugen und da ich keine Lust mehr hatte auf dieses Detail-Gequatsche, half dann eben doch nur Gewalt und eine Entführung. „Ganz oder gar nicht, vertrau mir! Dir wird bestimmt gefallen was ich für dich vorhabe. Du hast doch morgen Geburtstag und darum habe ich mir etwas Besonderes einfallen lassen." Den Rest bis Düsseldorf schwiegen wir und kurz bevor wir am Flughafen ankamen, hielt ich an. „Amelie" ich zog den Schal wieder hervor den ich einfach so halb in meine Hosentasche gestopft hatte, „bitte lass mich dir deine Augen verbinden"-„niemals!" sie straffte ihre Schultern, setzte sich ganz gerade hin und nahm eine Haltung von Angriff an. „Würdest du es dann selbst tun?"-„Mein niemals schloss auch meine eigenen Handlungen mit ein"-„man Amelie, mach doch einmal in deinem Leben etwas ohne zu wissen was dich erwartet!"-„Oh das hab ich schon mal gemacht und kenne das Ergebnis". Die Bedeutung ihrer Worte, war wie eine Ohrfeige für mich und ich war gewillt, direkt wieder nach Hause zu fahren.


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