Viel Glück 21

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Amelies Sicht

Das war jetzt der gefühlte hundertste Anruf mit unterdrückter Nummer seit ich die Wohnung von Marco verlassen hatte. Bei keinem einzigen ging ich ran! Er sollte sehen was er davon hatte, dass er seine Worte vorher nicht bedacht hatte. So schnell würde das nicht nochmal passieren, dass ich stundenlang heulend auf meinem Bett lag. Selbst Clara konnte ich zuerst davon nichts erzählen, nicht nach den Worten, die ich eindeutig in dem Club von ihr gehört hatte. Erst ein paar Tage später rief ich sie an, weil ich endlich begriffen hatte welche Bedeutung ihre Worte hatten und sie schließlich meine beste Freundin war. Diese harte Lektion wäre mir lieber erspart geblieben aber ich konnte ihr beim besten Willen keinen Vorwurf machen. Ich kanalisierte meine ganze Wut einzig alleine auf Marco, denn ich verstand immer noch nicht was ich ihm getan hatte, dass er solch ein Schwachsinn von sich gab. Er hatte mich einfach raus geschmissen! Bums. Kein respektvolles „bitte geh, wir haben nur Sex" nein, das war ein Arschtritt mit Ansage. Claras Ausraster als ich ihr endlich davon erzählte, war kaum zu überhören. Sie erzählte mir was sie an dem ersten Abend zu Marco gesagt hatte und sie wäre wohl am liebsten zu ihm gefahren, um ihm ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt. Ich hingegen fragte mich immer wieder, an welchen Punkt ich es verpasst hatte, zu merken, was für ein Arschloch er war. Nur eins konnte mir Clara nicht nehmen, die Frage nach dem Warum. In den ersten Tagen quälte ich mich damit, die Situation immer wieder zu hinterfragen, doch eine Antwort war mir aber nicht vergönnt.

Mein Handy klingelte erneut und ich nahm es genervt in die Hand, drückte den Anruf weg und schaltete es endgültig aus. Dafür, dass er mir so ziemlich klar gemacht hatte, was er von mir hielt, war er jetzt eindeutig schwer von Begriff. Ich schnappte mir meine Jacke und machte mich auf den Weg zu meinen Freunden. Ein Grillabend stand an und diesmal würde ich bei den Leuten bleiben, die meine Würde und meinen Stolz respektierten. Es war ein idealer Vorwand, meinen Kummer in Alkohol zu ertränken.

Marcos Sicht

Punkt! Ende! Aus! Die Sache war erledigt! Amelie hatte ohne ein weiteres Wort meine Wohnung verlassen und ich stand am Fenster. Sah ihr dabei zu, wie sie auf und abging, bis das Taxi sie erlöste. Es war besser so. Für mich, für sie und den Rest der Welt. Wie konnte mir nur solch ein dummer Fehler unterlaufen? Ich stand 10 Minuten später immer noch am Fenster und schaute in die Richtung, in die das Auto gefahren war. Leicht schüttelte und senkte ich den Kopf, drehte ab und ging ins Schlafzimmer um mir etwas zum Anziehen raus zu suchen. Ich merkte beim Laufen, dass der Gips immer weicher wurde und mich so daran erinnerte, dass ich zum Arzt musste. Marcel, mein persönlicher Chauffeur, ging erst nach meinem zweiten Anruf ran und ich gab ihm nur in kurzen knappen Worten an, was ich von ihm wollte.

Wie zu erwarten, war der Arzt wirklich nicht begeistert von meinem "Unfall mit dem Nudeltopf" und er fragte dezent, wie viel Liter denn dieser Topf so hatte. Ich wusste direkt, er würde es mir nicht glauben aber etwas Dämlicheres war mir nicht eingefallen. Nur Marcel beließ es nicht so einfach, bei ein bisschen Wasser. Er wollte es genauer wissen. Bei einer Runde Fifa, Pizza und Bier, erzählte ich meinen Freund, das ich die Sache mit Amelie beendet hatte. "Du hast das echt durchgezogen mit Abschlussgeschenk?"-"Es war ein Kaffee Robin" klärte Marcel ihn auf und Robin fing an zu lachen "Bro, ich meinte nicht den. Sondern das hier unser Frauenheld, vorher noch einen weggesteckt hat" stotterte er in sein Lachen, was mich ansteckte, obwohl mich diese nüchterne Zusammenfassung, tiefer traf als erst angenommen. Ich hatte genau das getan, was ich nicht wollte, nämlich Amelie zu nah an mich ran gelassen. Warum konnte ich auch nicht auf meine Freunde hören und Clara hatte ich auch nicht den Gefallen erfüllt, Amelie mit Respekt zu behandeln.

Zwei Tage später fand mich Lisa im Bett und ich hatte keine Lust aufzustehen. "Sind sie krank? Soll ich jemanden benachrichtigen?" Führsorglich kümmerte sich meine Raumpflegerin um mich, mit Suppe und Tee, weil ich sie glauben ließ, es wäre was Ernstes. Irgendwann fragte ich mich, ob sie sich auch mal auf mich setzen würde, nur damit es mir noch was besser ging. Anfangs war der Gedanke wirklich verlockend, denn Lisa war nicht unattraktiv, nur einfach ein bisschen älter als ich. Doch es würde sicher nicht das Stillen, was wirklich in meiner Brust brannte und darum griff ich zum Telefon und rief Amelie an. Wenn sie endlich ran ging, würde mir bestimmt etwas einfallen, was ich ihr erzählen konnte als Entschuldigung. Hauptsache sie würde wieder zu mir kommen, für etwas Spaß.

Ich hatte den Überblick verloren wie oft ich sie nun angerufen hatte und da mich das alles nicht weiter brachte, gönnte ich mir Ablenkung. Jana war auch direkt bereit mir den Abend zu versüßen und ging nach getaner Arbeit. Da es aber nicht lange anhielt, mit dem gestillten Trieb, berief ich eine private Party bei mir ein und die sollte es richtig in sich haben. Ein paar Freunde, mit einigen Six-Pack Bier und härteren Sachen kamen zu Besuch und Jana brachte das Fleisch mit. Die ganze Nacht waren wir am Feiern. Jeder hatte genug zu trinken und fast jeder hatte eine Halbnackte auf dem Schoß sitzen. Der Rest der Mädchen, die Jana mitgebracht hatte, gaben Lapdance und heizten die Jungs noch mehr an. Nur ich saß mit einer Flasche Wasser in der Ecke und schaute dem Treiben zu. "Was los Kleiner?" Jana gesellte sich zu mir und sah mich ernst an. "Das geht dich nix an. Dafür bezahle ich dich nicht"-"du glaubst gar nicht, für was die Kerle alles bezahlen"-"will ich mir auch gar nicht vorstellen"-"du solltest sie anrufen, wenn du sie gern hast"-"wie kommst du drauf das es um eine Frau geht?"-"Ich mache meinen Job nicht erst seit gestern und ich weiß, wenn ich einen Kunden verliere wegen der Liebe" sie zwinkerte mir zu und meinte schon im halben weggehen "du hast es geschafft, dein Herz zu öffnen. Das hab ich schon beim letzten Fick gemerkt. Du hast dich verändert. Viel Glück" dann ging sie und ich verzog mich in mein Schlafzimmer. Ein letztes Mal wollte ich versuchen Amelie zu erreichen.


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