Einsicht 34

2.1K 65 2
                                    

Amelies Sicht

Nervös und hin und her gerissen, stand ich vor seiner Tür und wartete darauf, dass er mich rein ließ. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, wie eine beleidigte Zicke davon zu fahren? Er konnte doch gar nichts dafür, dass die Mädchen hier von seinem Haus standen. Was also hatte mich an seinem Verhalten so gestört? War es, wie die Nachricht geschrieben war? Oder war es einfach nur mein verletzter Stolz? Ich befürchtete, dass es wohl das letztere war und ich fühlte mich deswegen schlecht. Genau das war der Grund warum ich mich erneut ins Auto gesetzt hatte und zu ihm gefahren war. Ich wollte mich bei ihm Entschuldigen und ihn gleichzeitig um mehr Verständnis mir gegenüber zu bitten. Wir mussten sowas klären können ansonsten gab es für uns keine Zukunft.

„Amelie, was machst du denn hier?", ertönte es aus dem Lautsprecher. „Ja zu dir kommen, was sonst?", gab ich irritiert zurück. Was war denn jetzt bitte sein Problem? „Ähm" – „Darf ich jetzt rein kommen oder bist du jetzt sauer?", fragte ich unsicher, da ich nicht verstand warum er sich so verhielt. „Ähm nein, also ja komm hoch", und sofort ertönte der Türsummer. Mich beschlich ein komisches Gefühl als ich das Haus betrat und zu ihm hochfuhr. Wenn ich daran dachte, wie sehr ich mich noch vor ein paar Stunden auf ihn gefreut hatte und jetzt hatten wir bereits den ersten kleinen Streit. Konnte man das überhaupt so nennen? Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, stand die Wohnungstür leicht offen, doch von Marco war nichts zu sehen und ich nahm an, dass ich einfach so eintreten durfte. Gerade als ich die Jacke aufgehängt hatte, kam er aus dem Wohnzimmer an. Laute Stimmen waren zu hören und er schloss die Tür schnell hinter sich. Ich fackelte nicht lange und fing sofort an zu reden. „Du, es tut mir Leid. Ich weiß auch nicht warum ich einfach gefahren bin. Das war so absurd mit anzusehen und irgendwie....", weiter kam ich nicht, denn seine Lippen verschlossen meinen Mund. Ja, jetzt wusste ich wieder warum ich mich auf ihn gefreut hatte. Mein ganzer Körper prickelte vor Aufregung und Glücksgefühlen und ich erwiderte seinen Kuss, denn er leider viel zu schnell beendete. „jetzt bist du ja da", strahlte er mich an und ich schmolz bei dem Anblick nur so dahin. „Ja aber....." und auch diesmal kam ich nicht weiter, weil die Wohnzimmertür aufgerissen wurde.

Marcos Sicht

Das ausgerechnet Amelie nun auf einmal bei mir vor der Tür stand, passt gar nicht mehr in meiner Planung. Ich machte ihr dennoch die Tür auf und wusste genau, was nun auf mich zukommen würde. Sie war gerade dabei, das Kartenhaus zusammen brechen zu lassen und die Wut, die ich noch vor gut einer Stunde auf sie hatte, kehrte zurück. Wie stand ich jetzt vor meinen Freunden da? Erst haut sie ab, dabei hatte ich eine Überraschung für sie in der Tasche, die mir vielleicht auch mal wieder etwas Poppen einbrachte und nun stand sie einfach da. Dennoch musste ich seufzend feststellen, ich würde irgendwie da durch gehen für sie und mir zusätzlich wegen ihr, ein blaues Auge abholen. „Bro wer ist das?" hörte ich auch schon die Stimme von Marcel aus dem Wohnzimmer und ich grübelte. Ich machte die Tür auf, so, dass Amelie einfach rein kommen konnte und ging zu meinen Freunden rüber. „Ich bekomm besuch"-„ach? Wir sind auch Besuch! Wer kommt also?"-„Amelie" sagte ich einfach gerade aus, weil lügen brachte nun auch nichts mehr. „Amelie?" zwei Augenpaare sahen mich ungläubig an und ich konnte schon fast deutlich ihre Gedanken hören. „Was meinst du mit Amelie kommt zu besuch?"-„Man, so wie ich es gesagt habe"-„ich dachte zwischen euch läuft nichts mehr? Du hast doch gesagt, dass du sie abgeschossen hast? Wie kann sie dann als Besuch, vor deiner Tür stehen?" donnerte Marcel eine Fragenlawine auf mich nieder und Robin setzte noch einen oben drauf „ich hab dich gewarnt. Treib das Spiel nicht zu lang mit ihr, du wirst sie nicht mehr los. Vielleicht kommt sie ja um dir zu sagen, dass sie schwanger ist". Er hing quer über das Sofa und grinste mich dümmlich an. „Blödsinn" ich hörte Schritte und ging schnell in den Flur, zog die Tür hinter mir zu und da stand auch schon Amelie vor mir. Das was sie direkt erzählte, klang wie eine Entschuldigung und obwohl ich ihr überhaupt nicht richtig zuhörte, zog ich sie an mich und küsste sie einfach. Kurz hielt ich den Kuss, da ich ihr, trotz der Entschuldigung und meiner inneren Freude, eine kleine Erklärung abgeben wollte, warum es gerade nicht so passend war. Sie redete aber direkt los und ich wollte ihr die Finger auf die Lippen legen als die Tür hinter uns auf ging. „Ach Amelie! Schön dich wieder zu sehen, oder auch weniger schön" Marcel kam die paar Schritte zu uns und legte mir seine Hände auf die Schultern. „Amelie, ich weiß nicht was du hier suchst? Robin rätselte ob du vielleicht Marco eine frohe Botschaft überbringen willst und ihm erzählen magst, dass du schwanger bist! Wir haben schon gewettet. Also sag bitte, dass du nicht Marco mit einem Kind an dich binden willst. Sonst hab ich echt eine große Summe Geld verloren" abwartend schaute er Amelie an und ich wusste gar nicht was ich sagen sollte. Amelie sog hörbar die Luft ein und eigentlich musste ich schmunzeln. Marcel tat seinen Job, den er immer tat, wenn jemand aufdringlich wurde und da er im Glauben war, zwischen Amelie und mir wäre nichts, war er dabei sie raus zu ekeln. Bevor es aber noch ausarten konnte, drehte ich mich zu ihm um und legte meine Hände ihm auf die Schultern, beugte mich etwas zu ihm runter und sagte „Marcel, sie ist meine Freundin. Wenn du jetzt nicht lieb bist, geht es zurück in den Zwinger. An die Kette. Ohne Abendessen"-„WAS?" ich hatte gerade ein leichtes Problem, meinem besten Freund weiter in die Augen zu schauen. Sah stattdessen auf den Boden, drehte mich wieder von ihm weg und zog Amelie an mich ran. „Ja Marcel, es ist wie ich es gesagt habe. Wir sind zusammen und ja ich hab euch angelogen und ja ich kann auch erklären warum"-„Marco, du bist seit ewiger Zeit mein bester Freund. Du hast mich noch nie angelogen. Schon gar nicht wenn es um Weiber ging. Obwohl ich gerade kurz vor der Explosion stehe und ich weiß, Robin wird meiner Meinung sein, das ist eine echt miese Nummer Reus! Trotzdem bin ich auf die Erklärung gespannt."


Mit dem Kapitel schick ich euch in die Woche und freu mich, dass ihr mir so viel Feedback gebt.
Natürlich gib ich auch all die Zwischenergebnise weiter an meine Partnerin, die ja fleißig mit dran schreibt :)

Bed-Time-StoryWhere stories live. Discover now