Die Nächste 23

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Marcos Sicht

Nach dem die Party am Vorabend so ein Wahnsinns Erfolg war, in dem es mir überhaupt nichts brachte, freute ich mich auf den ruhigen Abend, den ich mir vorgenommen hatte. Am Vormittag hatte ich endlich diesen Gips vom Bein bekommen aber mit der Auflage, „noch keine volle Belastung". Dennoch ging ich direkt in die Reha und machte leichtes Training unter Aufsicht und fühlte mich dann am Abend fix und fertig. Das war wohl der Grund, warum ich vor der Flimmerkiste bei einem sinnlosen Film und einer halb aufgegessener Pizza vom Lieferservice, einschlief. Unruhig war der Schlaf. Denn Amelie bewegte sich wieder einmal rege durch meine Traumwelt und als sie mich gerade küsste, wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Es klingelte immer wieder Sturm und nahm kein Ende. Wutentbrannt ging ich mit großen Schritten zur Gegensprechanlage und ohne auf den Bildschirm der Überwachungskamera zu sehen, wetterte ich los "Alta, du kannst aufhören, du Spast!". Ich brauchte nicht lang um die Stimme einzuordnen, die mit mir sprach und als ich es dann auch per Bild sah, musste ich mich zusammen reißen um nicht zu lachen. Amelie war hier und der Zustand war erst einmal zweitrangig, obwohl es wirklich interessant war sie so zu sehen. Was sie mir aber alles an den Kopf warf, war weniger schön. Als ich Amelie dann davon torkeln sah und sie aus meinem Blickwinkel verschwand, schnappte ich mir meinen Schlüssel und machte, dass ich runter kam auch gegen ihren Willen. Es war mein Glück das ich meinen Gips nicht mehr hatte, so konnte ich die Treppe nutzen, über die ich schneller war als mit dem Aufzug. Kaum hatte ich den letzten Absatz der Treppe erreicht, war ich auch schon fast an der Haustür und war draußen. Ich rief nach ihr. Doch Amelie schien weg zu sein, oder nicht? Ich hörte sie fluchen und als ich nachsah, kämpfte sie mit einem Busch und im nächsten Moment landete sie, Hintern voraus, mitten drin. Die übliche Schadenfreude, die man bei so etwas hatte, durchzuckte mich und ich hätte fast laut angefangen zu lachen. Es sah aber auch einfach zu komisch aus wie sie da lag. Rasch ging ich zu ihr hin um ihr meine Hilfe anzubieten, die sie aber, wie zu erwarten, ablehnte. Schlussendlich überging ich einfach ihr Gezicke und hob sie vom Boden auf. Direkt machte sich mein Bein bemerkbar und ich fühlte, wie es sich gegen das Mehrgewicht wehrte. Wie war das nochmal mit der Belastung? Amelie zappelte und giftete weiter rum, was mich wirklich Mühe kostete sie weiter festzuhalten. Kaum hatte ich Amelie aber dann sicher auf meinen Armen, gab sie auf und lehnte ihren Kopf gegen meine Brust. Irgendetwas hatte sie noch gemurmelt, was ich nicht verstand, vielleicht war es auch einfach nur sinnloses Geplapper. Kaum waren wir im Aufzug, war sie ganz still und ich vermutete, dass sie weggedämmert war.

Vorsichtig legte ich sie in mein Bett und überlegte mir ob ich sie ausziehen sollte, doch erst brauchte mein Bein eine Pause. Ich sah sie an und konnte meine Finger nicht von ihr lassen. Die Haarsträhne, die in ihr Gesicht gefallen war, lud aber auch dazu ein. Also streifte ich ihr sachte über die Wange und legte die Strähne hinter ihr Ohr. Sie war bildhübsch und ließ die Alkoholfahne ganz vergessen. Dann zuckte Amelie mit ihren Augen und ich flüsterte „schlaf Amelie". Sie fing dennoch an zu reden, mit schwerer Zunge und großen Bemühen. Ich musste mich setzen, so hauten mich die Worte um. Was meinte sie damit? Wollte sie wirklich mehr oder war es wie ich sie behandelt hatte? Am liebsten hätte ich sie geweckt und sie um eine Antwort gezwungen, nur war mir klar, dass dies in ihrem Zustand sinnlos war. Ich war also dazu verdonnert, zu warten bis sie ihren Rausch ausgeschlafen hatte. Ich zog den Sessel um mein Bett herum, setzte mich und konnte so Amelie besser anschauen. Ein innerer Dialog, mit meinem Gewissen, brachte mich auch nicht weiter. Zumal ich von ihrem Anblick mehr als nur etwas abgelenkt war. Ich schob die Unterhaltung bei Seite, stand auf und zog ihr entschlossen die Hose und den Rest aus.

Eine Tür schlug erst gegen die Wand, dann ins Schloss und ich schrak auf. Ich hatte auf dem Sofa geschlafen, da ich es einfach nicht aushalten konnte neben ihr zu liegen. Immer wieder musste ich mit mir selbst kämpfen um die Situation nicht scharmlos auszunutzen. Die Konsequenz war das Auswandern mit Kissen und Decke. Doch jetzt brauchte ich einen Moment, um mir klar zu werden, wo ich war. Ich orientierte mich und auch die Geräusche konnte ich zuordnen und mir war klar, dass es nicht die Haustüre war, sondern die Badezimmertür. Ich lauschte ob sie nur duschte oder sich übergab. Ich konnte aber nur das Rauschen vom Waschbecken vernehmen und stand auf. Ich klopfte diesmal, wie es sich eigentlich gehörte, an die Tür „hau ab Marco!"-„Dir auch einen guten Morgen. Wie geht es deinem Kopf?"-„Was zum Teufel hast du an –hau ab- nicht verstanden?"-„Amelie du bist zu mir gekommen"-„aber nicht damit du mich in dein Bett entführst! Wo sind eigentlich meine Klamotten verflucht nochmal?"-„Die liegen neben dem Bett". Ich hasste Unterhaltungen durch Türen, aber ich wusste das erste Mal in meinem Leben nicht wie ich mich einer Frau gegenüber verhalten sollte. Sie machte die Tür auf und sah mich zornig, mit nassem Gesicht, an. Amelie hatte nur das Bettlaken um sich geschlungen, was stellenweiße auch nass war und ich musste schlucken, denn der Stoff war nicht sonderlich dick und zudem weiß. „Du bist wirklich die Höhe Herr Reus, absolut!" Sie hob den Zeigefinger um mir damit zu drohen. Am liebsten hätte ich sie zurück ins Bad gedrückt. Die kalte Dusche an gemacht um sie abzukühlen und gleichzeitig sie geil zu machen, wie beim letzten Mal. Wut sprühte aus ihren Augen und schnell ging sie zurück in mein Schlafzimmer. „Amelie können wir nicht einfach reden?"-„Einfach reden? Dein –einfach reden- kenn ich. Nee, nee mein Lieber so nicht" Ich stand im Türrahmen, an den ich mich lehnte und sah Amelie zu, wie sie sich verwirrt im Zimmer drehte. Offensichtlich auf der Suche nach ihren Klamotten. „Warum können wir nicht einfach über die Sache reden?" ich merkte wie ich ungehaltener wurde, dabei wollte ich mich doch nur über die letzte Nacht unterhalten. Ich war neugierig darauf was sie mit ihrem letzten Satz meinte. Was für Erwartungen hatte ich nicht erfüllt? „Ich will nicht Marco!"-„Du willst nicht? Mich hat letzte Nacht auch keiner gefragt, ob ich will, das mir eine wildgewordene Besoffene, die Klingel kaputt klingelt!" Ja ich war sauer! Amelie hatte es geschafft mich auf die Palme zu bringen. „Och hör doch auf!" Ich nahm den Stapel Klamotten, den ich auf den Stuhl neben der Kommode gelegt hatte und ging einen Schritt auf sie zu. „Letzter Versuch, rede mit mir"-„Letzte Antwort, vergiss es"-„dann zieh dich endlich an und VERSCHWINDE!" Ich warf ihr ihre Kleider entgegen und stampfte selbst davon. Kurz darauf rauschte sie an mir vorbei und steuerte zielstrebig die Wohnungstüre an. „Den Weg kennst du ja!" Rief ich ihr hinterher und sie machte auch schon die Tür auf und sah direkt in das Gesicht von Lisa. Die hatte ich komplett vergessen und Amelie drehte sich zu mir um „genau das ist es Marco, was ich eigentlich meine. Ich wollte nicht deine ach so tolle Prinzessin werden auf deinem scheiß Schloss, sondern einfach nur mit Würde behandelt werden aber hier steht ja schon die Nächste" sie zeigte auf Lisa und sah mich noch wütender an, falls dies ging und war dann weg. Wie angewurzelt blieb ich stehen, unfähig zu handeln und sah ihr einfach nur nach und blickte dann Lisa an. „Wow, ich hab das Beste wohl verpasst? Ich verfluche den Dortmunder Verkehr" lachte mich Lisa an, doch nach Lachen war mir wirklich nicht zu mute.


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