Geständnisse 42

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Amelies Sicht

Ich lehnte neben der Türe, mit dem Rücken an der Wand und lauschte den Worten von Marco. Worte, die so viel mehr über ihn aussagten als ihm wahrscheinlich bewusst war. Doch was fing ich damit an? Wollte ich damit überhaupt was anfangen? Er hatte so ein falsches Weltbild von Frauen, das es mir eiskalt den Rücken runter lief. Mir war die Würde eines jeden Menschen so wichtig, dass ich Schwierigkeiten damit hatte zu verstehen wie Marco sowas tun konnte. Wie konnte man so stumpf mit jemandem intim werden ohne ein Gefühl zu haben, und dies immer und immer wieder? Und dennoch hatte ich fast Mitleid mit ihm aber das wollte er vermutlich am wenigsten. Ich wollte ihn ja näher kennen lernen, ihn als Mensch. Doch die Aktionen, die mich verletzten wenn es etwas tiefer in die Gefühlswelt ging, waren nicht so einfach hinzunehmen. Es würde schwer werden das wieder hinzubekommen und ich wusste genau, dass es jetzt an mir lag zu entscheiden wo es hin ging. Ich musste ihm wohl eine Welt zeigen, in der man nicht von Frauen das schlimmste anzunehmen hatte. In der es noch so etwas wie Ehrlichkeit gab wenn es um solch eine Kleinigkeit wie Liebe ging. Partnerschaft und Beziehung.

Ich rappelte mich mühsam auf, da die Tränen mich mehr Kraft gekostet hatten als zunächst geglaubt, legte meine Hand an den Schlüssel und drehte ihn im Schloss. Ja, ich hatte mich dafür entschieden ihm entgegen zu treten. Langsam öffnete ich die Tür, die nach innen auf ging und blickte auf Marco, der auf dem Boden saß und den Kopf zu mir drehte. Ohne ein Wort zu sagen, machte ich einen Schritt aus dem Bad raus, schloss die Tür und setzte mich schließlich neben ihn. Dass ich vermutlich total verheult aussah, machte mir im Gegensatz zu vorhin, nichts mehr aus. Die ganze Sache mit Marco fing so leicht an doch jetzt war es so kompliziert, das ich mich fragte ob dies alles noch Sinn machte und überhaupt zu retten war? Doch wenn ich es nicht versuchte, würde ich es mir dann nicht ewig vorhalten? So kratzte ich all meinen Mut zusammen und fing an zu sprechen. „Ich bin noch nie mit einem Kerl einfach so mitgegangen ...„ ich legte eine kurze Pause ein die Marco nicht nutzte um rein zu reden, darum erklärte ich weiter, „ ...ohne ihn zu kennen aber genau zu wissen, dass man, na du weißt schon. Im Grunde war ich immer in einer Beziehung." Ich fing deshalb damit an, weil ich das Gefühl hatte, dass es einfach mal geklärt werden musste was in einem vorging und auch weil ich nicht wollte, dass er dachte ich würde dies des Öfteren machen. „Deswegen hat mich dein Rauswurf auch so getroffen. Ich hatte doch keine Ahnung wie man sich da verhält ...", ich brach ab weiter zu reden, da in meinem Kopf das reinste Gefühlschaos herrschte. So viele Gedanke die ich hatte. So viele Empfindungen und Eindrücke. Ich brauchte einen Moment um mich zu sortieren ehe ich weiter sprach. „Ich wusste nicht wie ich das ganze einschätzen sollte. Dann meldest du dich. Dann wieder nicht. Dann wieder doch und jedes Mal hatten wir diesen unglaublichen Sex." Sehr deutlich und ohne Umwege spürte ich, wie bei den gesprochenen Worten mein Blut noch schneller durch meinen Körper rauschte. Nachdem meine Wut und meine Enttäuschung so langsam verblasst waren, machte sich deutlich die Anziehung zu Marco bemerkbar. Aber nein, ich durfte mich jetzt nicht ablenken lassen und so redete ich einfach weiter. „Ich weiß einfach nicht was ich denken soll Marco. Ich sehe dich da mit anderen Frauen. Dann sagst du zu mir ich soll bleiben nur um mir am Morgen danach ne Abfuhr zu geben. Das hat mich verletzt auch weil du nie gesagt hast was du möchtest." Ich drehte mich leicht zu ihm weil ich sein Gesicht in dem halbdunkeln sehen wollte und mich traf ein sanftmütiger Blick. „Dann haben wir endlich zueinander gefunden und redeten davon, dass wir es versuchen wollten. Wir lernten uns kennen und ich fing dir an zu vertrauen und ich muss sagen, dass du mich trotz allem, was bis jetzt in den letzten Wochen zwischen uns passiert ist, immer noch auf dieselbe Stufe stellst mit diesen anderen Ischen, finde ich sehr ungerecht. Dann veranstaltest du das hier", ich machte eine ausladende Handbewegung „was viel zu übertrieben ist und du genau weißt das ich überhaupt nicht an dein Geld ran will. Zumindest hatte ich dir es schon oft genug gesagt. Ich... „ plötzlich ergriff Marco einfach meine rechte Hand und legte sie, verschlungen mit seiner, auf sein Bein. „Das ist gerade nicht hilfreich was du machst.", kam es aus meinen Mund da mich diese Berührung ablenkte aber auch irgendwie ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zauberte. -„Tschuldigung aber ich kann gerade einfach nicht anders aber bitte rede weiter"- erwiderte er mit einem kleinen Lächeln. Das war einfach gesagt als getan, denn ich hatte bei der Berührung das Gefühl, das ich gerade dabei war, alles zu vergessen. Ich sah mich in dem halbdunklen Raum um in dem wir, satt die kostbaren Stühle zu benutzen, auf dem Boden saßen. Mir wurde die Ironie an dem allem bewusst, als mein Blick durch eine offene Tür auf ein noch prächtigeres Bett fiel. Erneut versuchte ich mich zu sammeln, was durch seine warme Hand gar nicht so einfach war. Marcos Worte geisterten mir immer noch im Kopf herum aber ich glaubte auch, dass ich kein Recht darauf hatte darüber zu Urteilen und so beschloss ich darüber kein Wort zu verlieren. Ich konnte nur versuchen ihn zu verstehen, auch wenn mir das unbeschreiblich schwer fiel. „Amelie, wenn du an meiner Seite sein willst musst du damit klar kommen das ich dir nicht nur alles kaufen kann was du willst, sondern auch alles was ich will. Ich wollte dich nicht verletzten. Es wäre das letzte gewesen was ich gewollt hätte. Ich wollte einfach nur deinen Geburtstag zu etwas ganz besonderem machen" Seine offenen und klaren Worte wischten mit einem mal alles aus was in meinen Kopf war. Er legte seine Hand mir unter das Kinn und streifte sachte mit dem Daumen über meine Lippen. Ich blickte in seine Augen und fühlte Schmetterlinge in meinem Bauch, die sich von ihren Blüten erhoben und wild anfingen zu flattern.


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