Überwältigt 38

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Amelies Sicht

Marco sah mich entsetzt an und mir wurde bewusst, was ich da eben gesagt
hatte und wie meine Worte zu verstehen waren, nämlich alles andere als nett.
„Was soll das heißen?" kam es auch schon direkt von ihm und ich überlegte mir,
was ich am besten sagen konnte. „Ich wollte damit nur sagen, dass es für mich
nicht so leicht ist, wenn ich einfach so überrumpelt werde"-„Das klang gerade
irgendwie anders?"-„Ja, ich weiß. Aber versuch mich doch auch zu verstehen.
Jeder hier weiß Bescheid und ich tappe im Dunkeln und soll dafür noch meine
Arbeit schwänzen". So sehr die Überraschung liebevoll gemeint war, so sehr war
ich auch ängstlich. „Das ist nur, weil du immer alles durchgeplant haben musst.
Als du damals in mein Auto gestiegen bist, hast du doch sicher auch keinen Plan
gehabt oder?"-„Nein"-„und wohin hat es uns gebracht?"-„Auf sehr turbulentem
Umweg hier hin. Das ist auch der Grund, warum ein Plan für mich gar nicht so
schlecht ist. Wir hätten uns sicher viel Ärger sparen können"-„hätten wir,
haben wir aber nicht. Also sei einfach nochmal so spontan und lass dich drauf
ein, das ich dich gerne richtig überraschen möchte. Du wirst es sicher nicht
bereuen". Langsam hob ich die Hand in Richtung des Stoffes und griff mit einem
Seufzen danach. Er hatte ja irgendwie Recht, aber ich war nun mal einfach so,
dass ich gewisse Situation eher zögerlich entgegen trat. Wenn man wusste was
auf einen zukam, waren manche Dinge einfacher. Es reichte doch schon wenn mich
Clara hin und wieder aus meinen Träumereien raus holte, in die ich mich zu tief
verstrickt hatte. Ich blickte in das Gesicht von Marco und musste mir
eingestehen, dass er mehr dafür tat, dass das zwischen uns funktionierte als
ich. Schließlich band ich mir das scheiß Tuch über die Augen, um ihm zu zeigen
das mir doch auch was daran lag, dass das mit uns klappte. „Zufrieden?"
murmelte ich und lehnte mich in den Sitz zurück. „Ja!" kam es von ihm und ich
merkte wie er weiter fuhr.

„Wir müssen gleich ein gutes Stück gehen, aber ich werde dich führen also
keine Angst" flüsterte er als er die Autotür auf meiner Seite öffnete und meine
Hände griff. „Marco ich schwör dir, ich weiß nicht was alles, aber ..."-„ja kein
Ding, du darfst mich umbringen wenn du es bereuen solltest" fiel er mir ins
Wort und zog mich lachend aus dem Auto raus.

Man konnte es schlecht verheimlichen wo man sich befand, wenn überall
Motorengeräusche waren von den schweren großen Triebwerken. „Kann es sein, dass
wir an einem Flughafen sind?" ich musste nun doch leicht schmunzeln.
„Vielleicht?" kam auch schon die Gegenfrage, mit einem belustigten Unterton. Meine
Frage war genauso bescheuert wie seine Antwort und ich wollte mir irgendwie den
Schal von den Augen ziehen. Hob auch schon die Hand, als mich Marco in meiner
Aktion direkt stoppte. „Könntest du vielleicht noch einen Moment warten?" raunte
er mir zu und löste, nur Sekunden später, selbst den Knoten, nach dem er sich
offensichtlich hinter mich gestellt hatte.

Da stand ich, vollkommen sprachlos, mit leicht geöffnetem Mund und starrte
fassungslos auf das Flugzeug vor mir. Ein Privatjet. Nein, sein Privatjet!
Seine Worte wiederholten sich in meinem Kopf „und den Hauch von Luxus sich
gönnen von der Norm abzuweichen". Ja, mit Norm hatte es wirklich nichts zu tun.
Es war weit davon entfernt! Überraschung hin oder her aber musste es gleich so
großkotzig sein? Mir blieb auch keine Zeit darüber weiter nachzudenken, denn
Lars, der Pilot, war bei uns angekommen und hielt mir zur Begrüßung seine Hand
hin. Ich ergriff sie stumm und im nächsten Moment spürte ich Marcos Hand in
meinem Rücken. Ich blickte über meine Schulter zu ihm rauf. In seinem Blick lag
jetzt so viel Zufriedenheit, ja fast Stolz, nur auf was? Das war mir ein Rätsel.
Er nickte in die Richtung der Maschine, in die bereits Lars eingestiegen war
und ich ließ mich wie von selbst dahin führen. Ich wurde auf einen riesigen
Ledersitz geschoben, sah Marco dabei zu wie er sich mir gegenüber hinsetzte und
konnte nicht den Blick von ihm abwenden. Er hatte immer noch dieses bestimmte
Lächeln auf dem Gesicht, was mich auf eine gewisse Art ärgerte. Ich verstand
mich gerade selbst nicht, hätte ich doch glücklich sein müssen und hatte
dennoch Zweifel. Wir starteten, mein Körper wurde in den Sitz gedrückt und ich
nutzte den Moment um meine Augen zu schließen. Ein Leben mit Luxus und zu viel
Geld war mir irgendwie nicht geheuer. Er hatte Geld, das nicht wenig und konnte
sich dies alles hier leisten, nur interessierte es mich ja nicht. Mir hätte
auch ein kleineres Geschenk gereicht und ich fürchtete, dass der Flug allein,
nicht die Spitze des Eisberges war. Ich öffnete langsam wieder die Augen, in
der Hoffnung damit irgendwie klar zu kommen. Marco saß völlig entspannt in
seinem Sitz und sah aus dem Fenster, während ich innerlich fast verrückt wurde.
„Marco", ich machte eine kurze Pause weil mein Mund ziemlich trocken war. „Ja
Amelie?" Ich wollte ihn eigentlich gerade fragen, warum er die Überraschung
nicht etwas kleiner halten hätte können, da brachte mich seine Stimme, sein
Blick und seine Ausstrahlung so aus dem Konzept. „Ähm, könnte ich bitte was zu
trinken haben?" - „Klar. Was willst du? Champagner?" Ich sah ich entgeistert
an, runzelte die Stirn und schüttelte schnell den Kopf. „Einfach nur ein Glas
Wasser wäre super, wenn du das hast?" Marco grinste nur - „wir haben hier
alles"- und keine Minute später hatte ich das Glas vor mir stehen. <br>
Denn restlichen Flug verbrachte ich schweigend und immer wieder an mein Glas
nippend. „Jetzt sind wir gleich da" hörte ich Marco ganz leise sagen und ich
sah zum ersten Mal bewusst zum Fenster raus. Der Anblick, der sich mir bot, war
atemberaubend. Unter uns glitzerte und funkelten die Lichter einer Stadt und
mitten drin, stand der Eifelturm. Paris! „Marco, wo sind wir?" flüsterte ich
mehr als das ich es sagte und konnte die Nase nicht mehr von der Scheibe
nehmen. „In Paris" verkündete er und ich sah zu ihm rüber. Wieder konnte ich
ihn nur ungläubig anssehen. Suchte in seinen Augen irgendetwas, das mir den
Wahnsinn hier erklären würde, doch fand ich nur ein selbstsicheres Grinsen.
Seine Hand, die sich sanft über meine legte, holte mich aus meiner Starre und
ich versuchte mich zu entspannen.

Als wir ausgestiegen waren, wartete schon ein Wagen auf uns, in den wir auch
direkt einstiegen und Lars konnte ich im Augenwinkel sehen, wie er dem Fahrer
zwei Taschen übergab. Die eine davon gehörte mir. Als wir dann im Auto saßen, spürte
ich seinen Blick auf mir, doch ich blickte weiter aus dem Fenster. Es war auf
jeden Fall nicht die Spitze des Eisberges, da war noch Luft nach oben. „Wir
sind da" hörte ich den Fahrer sagen und schon stieg Marco aus und bevor ich die
Autotür öffnen konnte, hatte das Marco übernommen und stand vor mir und hielt
mir seine Hand hin. Ich stieg vorsichtig aus und blickte auf ein imposantes Gebäude,
was beim näheren betrachten sich als Hotel der extra Klasse herausstellte.
„Willst du da rein?" - „Ich hab für uns etwas gebucht. Komm" und schon nahm er
meine Hand und ich ließ mich von ihm führen, während mein Selbstvertrauen immer
kleiner und kleiner wurde. „Marco ich...." - „Keine Sorge", als schien er zu
wissen was ich dachte, schenkte er mir diesmal ein aufmunternden Blick. Ich
lief still neben ihm in das elegante Gebäude hinein, mit dem beeindruckenden
Dekor und allem Schnick Schnack was so ein Luxus Teil eben hatte. Marco führte
uns zur Rezeption und kurze Zeit später standen wir im Fahrstuhl und fuhren
ganz nach oben. Langsam schoben sich die Türen zur Seite und wir betraten eine
Suite, die doppelt so groß war wie meine kleine Wohnung. Der Buttler führte uns
durch die Räume, ich konnte das alles gar nicht so schnell aufnehmen und dann,
standen wir auf einen pompösen Balkon. Die Aussicht war der Hammer! Paris und
seine Lichter, die flackerten und mich sofort faszinierten. Den elegant
gedeckten Tisch nahm ich erst gar nicht wahr, erst als sich Marco von mir löste
und einen Stuhl zurück schob. „Möchtest du dich setzen?" Meine Füße gehorchten der
bitte von ihm und ich setzte mich. Der Butler öffnete die Flasche, goss sowohl
mir als auch Marco ein und verschwand diskret. „Auf uns Amelie", prostete mir
Marco zu und ich nahm das Glas in die Hand und trank ein kleinen Schluck.

Bed-Time-StoryWhere stories live. Discover now