Jagt 2

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Marcos Sicht

„Was ist jetzt, kommst du mit?"-„Wenn du mich trägst?"-„Hast du nen Knall? Die zwei Stufen bis rein, wirst du auch mit Krücken machen können"-„hast du ne Ahnung" fing ich an zu lachen und schaute in das doch ernste Gesicht meines besten Freundes. „Nee, geht klar. Natürlich komm ich mit, hab ja sonst nichts zu tun" ich schaute an mir runter auf mein Bein, was immer noch in Gips war und es auch die nächsten Zeit bleiben würde. „Ich hol dich dann so um halb elf ab" erklärte mir Marcel noch und ging. Es war also mal wieder Party angesagt an diesem Wochenende statt Fußball spielen. Sollte mir auch recht sein, so konnte ich mich wenigstens etwas ablenken. Ich hasste es verletzt zu sein. Man war so hilflos und immer wieder auf andere angewiesen zu sein, kotzte mich nur noch mehr an. Ich wollte so schnell wie es ging zurück aufs Feld. Doch dieses Mal hatte es mich einfach ernsthafter erwischt und zu dem Bänderriss kam auch noch ein Bruch hinzu. Lautstark fluchte ich und humpelte in die Küche um mir was zu trinken zu holen. Mit dem Hindernis am Fuß würde ich mich auch bald fertig machen müssen um pünktlich zu sein.

Auf den Glockenschlag genau klingelte es an meiner Tür und ich machte meinem Freund auf. „Bin schon fertig, können direkt gehen" ich stopfte noch meine Schlüssel in die Jackentasche und ging zu meiner Wohnung raus. „Mach bitte die Türe zu" gab ich mit einem Kopfnicken über die Schulter an Marcel weiter und machte mich weiter auf den Weg zum Aufzug. „Wo ist Robin?"-„Der wartet im Auto"-„super, dachte schon er kommt nicht mit"-„nee, der sagte direkt zu" mit diesen Floskeln und oberflächlichen Unterhaltung fuhren wir bis zur Tiefgarage und von dort gingen wir zu meinem Auto. Wenig später waren wir auch schon in dem gewünschten Club, den sich Marcel mal genauer anschauen wollte. Er hatte dafür gesorgt, dass wir einen großzügigen VIP-Bereich erhielten und ich so auch meine Ruhe bekam. Ok, Ruhe haben war jetzt relativ. Es war einfach so, dass man halt dann nicht jeden da rum rennen hatte, den man nicht haben wollte. Die Damenwelt bot sich dennoch an und jeder wollte in den Bereich. Die meisten gaben dafür auch alles und etwas mehr. Eigentlich war es sehr arm und zum Teil sehr abstoßend was manche taten, doch ich schaute darüber hinweg und ließ meinen Blick weiter über die Menge an Menschen wandern, die sich hier schon versammelt hatte. Der VIP-Bereich lag hinter dem DJ Pult und war ein ganzes Stück erhöht zum Rest vom Raum. So hatte man einen wunderbaren Ausblick über das komplette Geschehen in dem Club. Die ersten Mädchen, die sich noch bis Mitternacht hier aufhalten durften, hatten auch schnell erkannt wer zu Gast war und standen um den Eingangsbereich zum VIP. Ich ignorierte die Rufe nach meinem Namen. Das Betteln nach Autogramme und Bildern und machte es mir bequem. Irgendwann gaben sie es auf und meine Uhr zeigte mir an, dass es Zeit war für sie nach Hause zu gehen. Dafür wurden sie abgelöst von den nächsten die schon die Volljährigkeit erreicht hatten. Das machte das Bild auch nicht besser. Die Schminke wurde nur mehr und die Röcke kürzer. Aufmerksam schaute ich mich um und überlegte ob ich heute mal alleine nach Hause gehen sollte. Der Entschluss stand eigentlich schon fest, bis ich jemanden sah, der mein Interesse weckte. Sie war wie die Nadel im Heuhaufen und ich hatte sie tatsächlich entdeckt und gefunden. „Marcel!" zog ich ihn an seinem Unterarm an mich ran „ja?"-„Schau mal da hinten"-„welche genau?"-„Die hübsche"-„na das ist ne Auskunft. Ich seh hier einige"-„ich meine aber die, die in dem hellen Oberteil ohne Farbkasten im Gesicht" er schaute genauer und nickte dann wissentlich. Ein Kellner kam gerade mit einem Tablett an uns vorbei, „hey hast du nen Zettel und nen Stift in der Tasche?" fragte ich ihn ganz ungeniert und er gab mir das Gewünschte. „Hier, bringst du ihr den bitte?"-„Klar mach ich" ich gab meine Notiz für die Hübsche an Marcel und er ging direkt los um ihr meine Botschaft zu überbringen. Ich war gespannt wie sie reagieren würde. Innerlich schloss ich schon eine Wette mit mir selbst ab.

Amelies Sicht

Ich blickte auf den kleinen Zettel in meiner Hand und las die 3 unordentlich geschriebenen Worte. „Du gefällst mir." Mehr stand da nicht. Einfache 3 Worte und ich wusste nicht was ich damit anfangen sollte. Was sollten sie mir sagen? War das ein „Du gefällst mir und ich will dich kennen lernen" oder war das eher sowas wie „du gefällst mir und versuche auf Umwegen dich ins Bett zu bekommen."? Ich verstand die ganze Aktion hier nicht da mir sowas noch nie passiert war. Meine Freundin rempelte mich von der Seite leicht an und nickte fragend auf den Zettel. Klar auch sie wollte wissen was hier vor sich ging und ich realisierte endlich wieder das ich auf einer Party war und an der Bar stand. Zusammen mit meiner Freundin wollte ich hier feiern und jetzt hielt ich jedoch einen Zettel in der Hand und der Absender schien Marco zu sein, was mir Marcel vorher mit einem Kopfnicken in seine Richtung anzeigte. „Und? Antwortest du ihm jetzt?", machte Marcel mir druck. Er schien genervt zu sein und ich griff hörig nach dem Stift, den er mir entgegen streckte. Doch was sollte ich denn jetzt auf die Schnelle zurück schreiben?? Denk nach Amelie, rief ich mir innerlich zu und versuchte sowohl meinen Herzschlag als auch meine grauen Gehirnzellen wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch mein Kopf brachte nichts Anständiges hervor als ich mich zur Bar beugte um diese als Unterlage zu nutzen. Ich fühlte mich zu sehr unter Druck gesetzt, unfähig etwas zu schreiben wozu ich nicht mal genug Zeit hatte zum Nachdenken und in solchen Männerdingen war ich einfach noch nie gut gewesen. Der Fakt, dass ich Marco insgeheim doch ziemlich attraktiv fand, ließ mich wohl die ganze Show hier mitmachen. Deswegen konnte und wollte ich nicht die Chance verstreichen lassen. Wenn mir doch nur endlich was Vernünftiges einfallen würde was ich ihm auf diesen kleinen Zettel antworten konnte. „Und", beugte sich Marcel über meine Schulter und blickte auf das Papier vor mir, auf dem ich immer noch nichts geschrieben hatte. Peinlich kritzelte ich ein einfaches „Danke", knüllte es schnell zusammen und überreichte es Marcel, der direkt in den VIP- Bereich verschwand. „Amelie, was war das bitte?", fragte mich meine Freundin über die laute Musik hinweg. Ich kniff kurz die Augen zusammen, weil ich begriff, dass ich alles versaut hatte. Wieso war mir auch nichts Witziges oder Tolles eingefallen? Scheiße! Ich zog meine Freundin Clara näher zu mir und versuchte ihr zu erzählen was gerade passiert war. „NICHT DEIN ERNST?", schrie sie meines Erachtens etwas zu laut. „Psssst, sei nicht so auffällig Mensch!", giftete ich sie deswegen an. Es musste ja schließlich nicht jeder mitbekommen was passiert war. Es reichte ja schon, dass Marcel neben mir gestanden hatte und mich einige Frauen danach mit einem schiefen Gesichtsausdruck anschauten. Meine Freundin nahm mich an die Hand und deutete an, nach draußen gehen zu wollen. Dankbar dafür folgte ich ihr. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das Gespött der Jungs geworden war, nachdem ich nur dieses peinliche „Danke" geantwortet hatte.


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