Niemals 1

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Marcos Sicht:

Die kalte Flasche Wasser, die ich eben aus dem Kühlschrank geholt hatte, zischte leise beim Aufmachen und genüsslich trank ich einen großen Schluck. Nur in meiner Short bekleidet saß ich in meinem Sessel und hatte mein Bein, was immer noch eingegipst war, auf einem kleinen Hocker, den ich mir ran gezogen hatte, liegen. Das Fenster stand weit offen und ließ die warme Nachtluft rein strömen und kühlte meine immer noch leicht hitzige Haut. Die Jalousien bewegten sich leicht in dem Wind und hatten ein seltsames Funkeln in dem Vollmondlicht was ins Schlafzimmer rein schien. Ich ließ mich schon fast hypnotisieren von diesem Spiel und bevor es mich zu sehr fesseln konnte, schaute ich auf mein Bett und konnte im halbdunkeln den schlanken Frauenkörper ausmachen, der mitten in den Kissen und Decken lag. Es war diesmal eine sehr hübsche Brünette, mit vollen Brüsten und ebensolchen Lippen. Wir hatten ein paar Stunden unseren Spaß gehabt und nur wäre es mir ganz recht, wenn sie wach werden würde um endlich wieder zu gehen. Viele von den Frauen, die ich mitnahm, wollten bis zum Frühstück bleiben und wenn ich nicht aufpasste, passierte dies auch. Ich bin schon ein paar Mal erschöpft nach einer wilden Nacht eingeschlafen und wurde dann am nächsten Morgen mit Kaffeeduft geweckt. Sie meinten es ja nur gut aber ich fand den Spruch „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" ganz gut und war ein noch viel besseres Motto. Ich gab ihnen meistens das Geld für ein Taxi, was ich schon längst bestellt hatte und schob sie freundlich aber bestimmt aus meiner Wohnung wieder raus. Ich wollte keine von ihnen behalten. Sie sollten nur für den Moment mir den Kopf frei machen und mehr nicht! Meine Karriere war mir wichtiger als den Stress, den eine Beziehung mit sich brachte, auch noch ertragen zu müssen. Ich hatte es versucht! War auch lange Zeit mit einer fest zusammen, aber als der große Erfolg kam und somit die Verlockung und Versuchung, war es besser die Sache zu beenden. Ich hörte ein leichtes Schnarchen und fing an zu grinsen. Nein, sie musste raus! Ich war müde, wollte schlafen und nicht nach dem Aufwachen immer noch in ihr Gesicht schauen. Womöglich würde sie noch Brötchen holen wollen oder so was, das konnte ich nicht zulassen. Ich schnappte mir meine Krücken, die neben mir auf dem Boden lagen, stemmte mich hoch und ging zu meinem Bett rüber. „Hey!" versuchte ich es erst leise und dann immer lauter, doch sie reagierte nicht. Ich verlagerte mein Gewicht auf mein gesundes Bein, lehnte die eine Krücke gegen das Bett und packte sie vorsichtig an der Schulter „hey Kleines du musst aufwachen. Komm schon, werde wach!" Langsam fing sie sich an zu bewegen und rieb etwas die Augen. Dies hatte zufolge, das ihre immer noch perfekt geschminkte Maske sich verrieb und sie langsam das Aussehen eines Monsters annahm. Warum mussten die Weiber auch immer in den Farbtopf fallen? Das war im Übrigen noch ein Grund mehr, warum ich keine von ihnen am Frühstückstisch sitzen haben wollte. Die meisten sahen mit Schminkkasten besser aus als ohne und ich genoss meinen Kaffee, was mir dann schwer fiel. „Du musst aufstehen hörst du?" Ich hatte ihren Namen vergessen, sonst hätte ich sie bei diesem gerufen. „Was ist denn los?"-„Nichts, ich will nur in mein Bett und in dem liegst du" sie grinste mit halb geschlossen Augen von unten herauf „ich mach dir Platz, kein Problem"-„doch es ist ein Problem. Ich schlafe lieber alleine also steh bitte auf, zieh dich an und geh". Sie fing langsam an zu verstehen das es mein ernst war und sie riss ihre Augen ganz auf. „Was soll das heißen?"-„Stell dich nicht so dumm an, du weißt genau was ich meine. Ich will dass du gehst! Du warst jetzt lang genug hier und ich will jetzt schlafen"-„sag mal wie bist du denn drauf?"-„Wie soll ich denn drauf sein? Ich bin müde". Sie schaute auf ihre Armbanduhr und sah mich mit noch weiter aufgerissenen Augen an „es ist mitten in der Nacht!"-„Ja das ist kein Problem, die Taxen fahren auch um die Zeit. Ich ruf dir noch eins und bis das kommt, kannst du dich ja anziehen"-„du meinst das wirklich ernst oder?"-„Rede ich chinesisch?" Sie gehörte wohl zur Fraktion Frauen, die etwas länger brauchten es zu verstehen, dass sie irgendwann zu gehen hatten. Sie schäumte fast vor Wut, packte aber das Bettlagen, raffte es um ihren Körper und auf dem Weg ins Bad, sammelte sie ihre Kleider zusammen und verschwand. Ich packte mir wieder meine Krücke und humpelte ins Wohnzimmer zum Telefon. Schnell wählte ich die Nummer der Taxizentrale und bestellte ein Auto auf 10 Minuten später. Mehr Zeit hatte sie nicht. Sie brauchte auch gar nicht so lang und stand schon nach der Hälfte der Zeit wieder vor mir. Ihr Make-Up war wieder in Form und sie schaute mich richtig sauer an. „Machst du das immer so?"-„Was denkst du denn?"-„Du hast ja wohl einen Knall!" Fing sie an zu keifen und zog ihre Schuhe an, „nee das siehst du falsch. Du hast ja wohl nicht gedacht das ich dich zur Spielerfrau mach oder? Wer sich so anbietet wie du es getan hast, muss damit rechnen, dass sie nicht anders behandelt wird, wie sie es verdient", sie sagte nichts mehr, sondern steuerte direkt die Tür an und ging ohne eine Verabschiedung. Mir sollte es ganz recht sein, so kam ich endlich in mein Bett und zu meinem wohlverdienten Schlaf. Ich grinste noch einmal leicht in die Richtung der Wohnungstür, schüttelte den Kopf und murmelte leise vor mich hin „die Frau, die hier bleiben darf, muss erst geboren werden!"


Bed-Time-StoryWhere stories live. Discover now