Kapitel 86

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Finja

Ich versuchte ohne großes Aufsehen zu erregen, aus der Villa zu kommen und die Sterne standen heute scheinbar recht gut. Denn ohne zu fragen, öffneten mir die Sicherheitskräfte das schwere Eisentor und so gelassen wie möglich versuchte ich meinen Weg fortzusetzen. Als ich um die nächste Ecke bog, ließ ich meinen Tränen wieder freien lauf und schluchzend rannte ich zu dem Ort, an dem ich bis jetzt immer meinen Frieden gefunden hatte.

Am Grab von Marco angekommen ließ ich mich auf meine Knie fallen und fing hysterisch an zu weinen. "Wieso, wieso muss mir das nur passiere? Ich dachte, endlich die Familie gefunden zu haben, die ich mir Jahrelang gewünscht hatte. Wieso Gott tust du mir das alles hier an?" schrie ich in den Himmel hinauf. Die Sonne ging schon am Horizont unter und langsam musste ich mir überlegen wo ich hingehen würde. Schließlich kann ich die Nacht ja nicht am Friedhof verbringen. Mein Handy hatte ich bei meiner Flucht zu Hause gelassen und die Adresse von Conner wusste ich nicht. Die Einzigste, die mir einviel, war Lu. Doch ob sie mich überhaupt sehen würde wollen, geschweige denn die Tür öffnen würde, war fraglich. Einen Versuch war es jedoch wert.

Bei Lu zu Hause angekommen klopfte ich an der Holztür und wartete. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Tür geöffnet und anders wie erwartet, öffnete nicht Lu die Tür sondern ihr Vater. "Finja?! Was machst du denn hier?" Überrascht blickte mich der Vater meiner damaligen besten Freundin an. Ich wollte gerade Antworten, da rannten mir wieder etliche Tränen über die Wange. "Komm erstmal rein. Luna ist noch nicht zu Hause. Aber ich kann dich ja jetzt nicht da draußen stehen lassen." Mit einem freundlichen Lächeln bat er mich ins innere des Hauses. Er ging hinter mir und navigierte mich mit einer Hand auf meinem Rücken ins Wohnzimmer. Dort ließ ich mich schluchzend auf dem weißen Sofa nieder und Lunas Vater reichte mir eine Packung Taschentücher. "Ich weiß, du kennst mich nicht, aber wenn du möchtest...Ich bin ein guter Zuhörer." Unsicher blickte ich ihn seine Augen und holte tief Luft.

"Ein Familienmitglied ist vor ein paar Wochen verstorben und seitdem versuche ich mit meinem Leben klarzukommen. Aber es wollte mir nicht so recht gelingen und da ich niemanden mit meiner Laune runterziehen wollte, habe ich auch den Kontakt mit Lu abgebrochen. Ich war eine zeitlang mit dem Freund des Verstorbenen in der damaligen Wohnung, weit weg von der Stadt, um uns gegenseitig bei der Trauerbewältigung zu unterstützen. Wir wurden zu einer eigenen kleinen Familie und ich dachte ich könnte wieder neu anfangen. D-Doch j-jetzt hat er gesagt, d-dass ich nur e-eine L-Last für ihn wäre." schluchze ich. Versteinert blickte mich der Mann an. "Komm her Kleine." Der Familienvater zog mich in eine feste Umarmung und ließ mich erst los, als meinen letzten Tränen versiegt waren. "Warum hast du denn Lu nie etwas erzählt? Sie hat auch gelitten, dass du den Kontakt abgebrochen hast." wollte er von mir wisse. "Ich konnte nicht." murmelte ich leicht.

"Bin wieder da." erklang plötzlich die Stimme von seiner Tochter und dann stand sie da. Sie trug ein Pinkes Minikleid und ihr Gesicht war mit Schminke zugekleistert. "Was machst sie denn hier?!" kreischte das Mädchen. "Verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen. Das du dich überhaupt traust hier herzukommen!" schrie sie weiter. "Luna, jetzt hör doch mal auf und sie sie dir an. Merkst du denn nicht, wie schlecht es ihr geht?" Versuchte ihr Vater sie zu beruhigen. "Das ist mir sowas von egal. Sie-" "Ich gehe schon. Wenigstens weiß jetzt einer warum ich das gemacht habe" unterbrach ich die wilde Furie, stand auf und zog mir beim rausgehen noch die Schuhe an. "Finja, warte doch mal." Lunas Vater wollte mich aufhalten, doch ich war schon aus der Tür verschwunden.

Es war stockdunkel und ich war auf der Suche nach einem Schlafplatz. Plötzlich nahm ich hinter mir eine knacken der Äste war. Ängstlich drehte ich mich um doch da war nichts. Ich kam mir vor wie in einem Déjà-vu. Mit schnellen Schritten setzt ich meinen Weg fort. Doch es knackte schon wieder hinter mir und ehe ich mich versah, lag auch schon einen Hand um meinen Mund. Panisch riss ich meinen Augen auf und trat mit meinen Füßen nach meinem Angreifer doch das Vibrieren seiner Brust verriet mir, dass er sich köstlich amüsierte. Wie aus dem nichts, fuhr ein schwarzer Jeep vor und eine weitere Person stieg aus. Jene hatte eine Sturmhaube auf und eine ähnliche Statur wie die Person, die mich beim Friedhof beobachtet hatte. Doch je länger ich die Statur begutachtete, desto bekannter kam sie mir vor. Doch in meiner Panik kam ich nicht drauf woher ich die Person kennen könnte. Die Person kam immer näher und griff schlussendlich unsanft nach meinen Oberarm. Einen Spritze reflektierte das Mondlicht und ehe ich mich versah wurde mir irgendein Mittel injiziert. Rasend schnell breitete es sich in meinem Körper aus und meine Augenlieder wurden immer schwerer und schwerer. Auch meine Gegenwehr wurde schwacher und irgendwann zog mich der schwarze Strudel gänzlich in seinen Bann. "Gute Nacht Finja López." sprach die Person. Dann wurde ich gänzlich von der Dunkelheit umhüllt.

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Uhhhh was jetzt wohl kommen mag...

Wer steckt wohl hinter der Entführung? Ist es der mysteriöse Unbekannte oder eine Person die Finja schon kennt oder vl doch wer ganz anderes? Irgendwelche Vermutungen - lasst es mich wissen :)

Eines schicksalhaften TagesWhere stories live. Discover now