Kapitel 12

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Müde wartete ich nun schon eine Ewigkeit auf Nico. Meine Schmerzen wurden von Minute zu Minute schlimmer und ich hoffte inständig, dass sich der werte Herr bald blicken ließ. Meine Augen fielen mir immer wieder zu und ich war in einer Zwischenwelt aus Schlaf und Bewusstsein. Das klicken der Türklinke ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. "Nico lässt sich entschuldigen. Er hat noch zu tun" tönte die Stimme von Marco. Ich nickte ihm nur zu und nahm mir die Tablette aus seiner Hand, welche er mir soeben hingestreckt hatte. "Danke!" mit einem schüchternen Lächeln wand ich mich von dem groß gewachsenen Mann ab und schluckte die Tablette mit etwas Wasser hinunter. "Du Marco?" flüsterte ich fragend, "Glaubst du Nicos und Adriks Vater wird mich töten?" sprach ich ihn auf meine schlimmsten Befürchtungen an. "Hör zu Kleine, ich kann dir darauf keine Antwort geben. Mein Boss ist eigenwillig und unberechenbar und dennoch ein herzensguter Mensch, der mir damals geholfen hat vor meiner Vergangenheit zu fliehen. Er ist der Grund warum ich vor dir stehe und nicht als Drogenjunki auf den Straßen Hamburgs sitze. Wenn er der Meinung ist, dich töten zu müssen, dann wird es einen guten Grund haben. Hat er diesen nicht, hast du nichts zu befürchten ,ok?", während Marco diese Sätze gesprochen hat, wirkte er nachdenklich. Er schien in diesem Moment mit den Gedanken weit weg von hier und es klang so, als wäre er seinem Boss für all das aufrichtig dankbar. Diese Gefühle die er in diesem Augenblick zeigte, hatte ich bei keinem von den drei Älteren, Adrik, Liam und ihm, bisher gesehen. Es stimmte mich nachdenklich. Hatte diese Männer doch ein weiches Herz und führen ein fast normales Leben? "Also Kleine, zerbrich dir nicht den Kopf und versuche zu schlafen - es ist schon spät. Wir sehen uns morgen. Gute Nacht" "Gute Nacht Marco" murmelte ich und kuschelte mich in die weiche Daunendecke des großen Himmelbettes. 

"Freudig hüpfte ein junges Mädchen über den Bürgersteig nach Hause. Die Geburtstagsfeier auf die es bis soeben war, hatte ihr Riesen Spaß gemacht. Die Torte war lecker, die Stimmung super und die Zeit mit ihren Freunden unvergesslich. Als sie am späten Vormittag wieder vor ihrem zu Hause stand, beschlich sie ein mulmiges Gefühl. Das Auto ihrer Mutter stand nicht vor der Garagentür. Ob sie bereits bemerkt haben, dass sie diese Nacht nicht zu Hause verbracht hatte und sich gegen das Verbot ihrer Elter gestellt hatte? Unsicher betrat sie das Haus und ihr wehte ein Geruch von qualmenden Zigaretten und Alkohol in die Nase. Vorsichtig betrat sie das Wohnzimmer indem sich Bier- und Whiskyflaschen stapelten. Ihr Vater saß auf dem Sofa und als er sie erblickte, sprühten seine Augen nur vor Hass. "Du! Das du dich überhaupt noch hierher traust! Du Abschaum hast deine Mutter umgebracht. Du bist Schuld das sie nicht mehr wieder hier ist. Du bist Schuld das sie Tod ist. Hätte sie nicht nach dir gesucht wäre sie noch am Leben. Würde es dich nicht geben, wäre sie noch am Leben. Sie wäre noch am Leben hörst du?!" die lallende Stimme des Vaters strotze nur vor Hass und mit jedem Schritt die er näher an sie heranging, wurde die Angst des Mädchens größer. "Du bist Schuld an dem Tod meiner Frau und der Mutter von Finn" und mit diesem Satz klatschte seine Faust in mein Gesicht. Erschrocken realisierte sie was er die ganze Zeit vor sich hin redete. Mit Tränen in den Augen blickte sie ihren Vater an, der bereits zum nächsten Schlag ausgeholt hatte. Das Mädchen schrie als die Faust erneut auf sie zu sauste..."

Mit einem Schrei wachte ich aus meinem Schlaf auf. Es war nur ein Albtraum, aber ein Albtraum den ich bereits erlebt hatte. Das erste Schluchzen trat aus meiner Kehle und ich rollte mich auf meinem Bett zusammen. Es war kein Ende in Sicht und meine Tränen rannen in Sturzbächen meinen Wangen hinab. Erneut hallte das Schluchzen durch den Raum. Ich bemerkte erst das jemand in mein Zimmer gekommen sein musste, als ich starke Arme um meinen bebenden Körper fühlte. Ich krallte mich instinktiv in die Haut und weinte. Ich weinte wie schon lange nicht mehr. Irgenwann brach die Müdigkeit über mich ein und ich schlief in den Armen der Person, die mich versuchte zu trösten, ein. 

Eines schicksalhaften TagesWhere stories live. Discover now