Kapitel 9

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Liam 

Zusammen mit Adrik war ich auf dem Weg in den Keller. Es war selten das mich mein bester Freund begleitete, aber heute schien er regelrecht begeistert, als ich ihm mein Vorhaben erzählt hatte. Er wollte den Bruder der Kleinen ein wenig Angst machen und wie macht man das am Besten? Genau, indem man die Schwester quält. Die Kleine sagte zwar, dass sie kein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hatte, doch bei Gefahrensituation ist selbst dein schlimmster Feind dein Freund. Aus diesem Grund haben wir auch die Geschwister in eine Zelle gesperrt. Adrik ist zwar nicht der typische Mafiasohn und zukünftige Mafiaboss, dennoch ist er skrupellos und gerissen. Doch zu seiner Familie und Unschuldigen ist er stets höflich und zuvorkommend. Genau das schätze ich an meinem Freund. Er hat mich in meiner schwierigsten Phase nicht allein gelassen und unterstützt mich wo er kann. Sein Vertrauen musste ich mir hart erarbeiten, doch mittlerweile vertrauen wir uns gegenseitig unser Leben an. 

In meinen Gedanken versunken, bemerkte ich viel zu spät das wir bereits vor der Zelle standen. Hinter dieser war allerdings alles ruhig, zu ruhig für meinen Geschmack. "Vielleicht schlafen sie ja" überlegte ich laut. Adrik nahm den Schlüssel aus der Verankerung neben der Tür und sperrte diese auf. Ich wollte die Tür aufstoßen, doch etwas erschwerte mir die Arbeit. Mit etwas Druck schob ich die Tür auf die Seite. Dabei erklang das Geräusch eines über den Boden schleifenden Körpers. In Alarmbereitschaft traten wir beide in den Raum und sahen den jungen Mann direkt in die Augen. Anders als erwartet lag in seinem Blick keine Angst oder dergleichen. Nein, es war Genugtuung. Etwas irritiert blickte ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und erkannte eine zusammengekauerte Person in der Ecke. Es war die Kleine. Geschockt blickte ich zu Adrik, dessen Blick die gleiche Emotion zeigte wie meiner. Mit schnellen Schritten hastete ich zu ihr und beim Näherkommen sah ich das Blut am Boden. Schnell fühlte ich ihren Puls, welcher schwach zu spüren war. Mit großer Vorsicht hob ich das Mädchen auf und bemerkte erst da wie leicht sie eigentlich war. Adrik blickte mir mit einem Undefinierbaren Ausdruck entgegen und wir verließen zusammen die Zelle. Das Mädchen brachte ich in eines der Gästezimmer und verständigte Leo. Er hatte Medizin studiert und verarztet alle Mitglieder der Mafia. So schnell konnte ich gar nicht schauen, war der schon im Zimmer und untersuchte das Mädchen. "Also, die gute Nachricht, sie wird es Überleben. Es gab glücklicherweise keine inneren Blutungen. Zwei Rippen sind allerdings gebrochen und ein paar weiter mit hoher Wahrscheinlichkeit geprellt. Aber das wird die Zeit heilen. Ich spritze ihr jetzt noch schnell ein Schmerzmittel und dann müssen wir warten bis sie aufwacht. Allerdings ist sie zu dünn. Zwar noch nicht so, dass ich mir große Sorgen mache, aber weniger sollte sie nicht werden." Ich nickte bloß und verließ das Zimmer. 

Aufgewühlt kam ich im Büro von Adrik an. Stockend blieb ich im Türrahmen stehen. Überall lagen Zettel am Boden, die Schranktüren waren aufgerissen, Scherben lagen auf dem Boden und Adrik stand mit dunklen Augen mitten im Raum. Das einst ordentliche Büro war ein Sauhaufen und Adrik war so wütend wie schon lange nicht mehr. "Hey Kumpel, eigentlich würde ich ja fragen was los ist, aber ich kann es mir denken.", begann ich vorsichtig "Es ist wegen der Kleinen, nicht wahr?" "Natürlich, wie kann jemand nur so Krank sein und ein Jungens Mädchen beinahe tot treten? Sag es mir? Ich meine, ich habe keine reine Weste und einige Menschenleben gehen auf mein Konto, aber ich würde nie einem Mädchen, welches sich weder währen, noch etwas damit zu tun hat, so zurichten. Erst recht nicht meine Schwester! Wie kann jemand nur so herzlos sein? Familie geht doch vor, egal was passiert ist." Verzweifelt raufte sich Adrik die Haare. Ich habe ihn bis jetzt nur einmal so außer sich gesehen und das ist bereits Jahre her. "Hör zu, wir werden herausfinden was vorgefallen ist und warum ihr Bruder so gehandelt hat, aber jetzt können wir nichts tun. Also reiß dich am Riemen und komm mit mir in den Keller. Der Vater hat bereits bezahl, aber nachdem was jetzt passiert ist, können wir dem Jungen noch ein Andenken von uns verpassen, bevor wir ihn wieder zurückbringen, ok?" äußerte ich meine Gedanken. Adria sah mich dankend an und nickte. So machten wir uns gemeinsam ein weiters mal an diesem Tag Richtung Keller - nur mit einem etwas anderen Plan. 


Eines schicksalhaften TagesWhere stories live. Discover now