Kapitel 54

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Finja

Müde starrte ich einen Punkt an der Zimmerdecke an. Diese Nacht hatte ich so gut wie nichts geschlafen und meine Gedanken wanderten immer wieder an den gestrigen Vorfall zurück. Wie die Männer mich vergewaltigt hatte, welcher Schmerz mich danach heimgesucht hatte, wie ich im Eingang des Hauses zusammengebrochen bin. Lu war vermutlich in der Schule und ich wusste nicht wie es weitergehen soll. Soll ich zurück zu Marco, Liam und Co. oder sollte ich versuchen mir ein neues Leben aufzubauen? Doch die zweite Möglichkeit schien mir unrealistisch. Ich war erst 14 Jahre alt. Keiner würde ein so junges Mädchen bei sich einstellen und eine Wohnung verkaufen. 

Durch das Quietschen einer Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein Mann im selben Alter wie Alessio trat in den Raum. Er hatte ein Tablett in der Hand und blickte mich erstaunt an, als er bemerkte das ich wach war. Er öffnete seinen Mund, doch genau in diesem Moment flackerten wieder die Bilder von gestern vor meinem inneren Auge auf. Panisch sah ich mich nach einem Fluchtweg um. Meine Atmung beschleunigte sich und mein Körper fing an unkontrolliert zu zittern. Mein Blick blieb am geöffneten Fenster hängen - das war meine Chance vor diesem Mann wegzukommen. Wer weiß, was er mit mir machen würde. Blitzschnell sprang ich aus dem Bett und flüchtete aus dem Zimmerfenster. Zu meinem Glück lag das Schlafzimmer im Erdgeschoss und der Garten war nicht eingezäunt. Die lauten Rufe des Mannes ignorierte ich gekonnt und mein Tempo beschleunigte sich noch einmal. 

Außer Puste verringerte ich mein Tempo und sah mir erst jetzt die Umgebung genauer an. Ich war so auf die Flucht konzentriert, dass ich nicht mitbekommen hatte, wo ich überhaupt hingelaufen war. Schnell wurde mir klar, dass diese Gegend nicht gerade für seine Schönheit bekannt war. Eine große Lagerhalle ragte vor mir in den Himmel. Der Zaun davor machte das Innere zu einer Festung. Ein Klacken ließ erahnen, dass der Zaun nicht nur mir Stacheldraht, sondern auch mit Strohm gesichert war. Gedämpfte Stimmen waren zu hören und schnell versteckte ich mich hinter einer Buschreihe. Die Sträucher boten mir Schutz und dennoch einen guten Blick auf das Geschehen hinter dem Zaun. Drei Männer kamen aus einer der Hintertüren gelaufen. Die Drei standen in einem Kreis und rauchten eine Zigarette. "Wir müssen sie finden. Was wenn ihr was passiert ist?" ertönte eine mir bekannte Stimme. "Was hat das Gespräch heute mit der Direktorin ergeben?" fragte die zweite Stimme, welche mir ebenfalls bekannt war. Die drei muskulösen Personen, welche mit dem Rücken zu mir standen, waren Adrik, Liam und Marco. 

Bei dieser Erkenntnis entfloh mir ein erschrockener Laut. "Habt ihr das gehört? fragte Adrik alliiert. "Ja, scheint als hätten wir ungebetenen Besuch." knurrte Liam. Ängstlich kauerte ich mich zusammen. Was wenn sie mir jetzt auch weh tun? Was wenn es wirklich alles nur gespielt war? Lange passierte nichts und ich wollte bereits aufatmen doch plötzlich waren dumpfe Schritte zu hören und jemand packte mich im Nacken. Erschrocken schrie ich auf und fuchtelte mit meinen Armen in der Luft. Bei dem Klang meiner Stimme wurde der Griff schlagartig lockerer. Diesen Moment nutze ich und versuchte von hier wegzukommen. Doch eine Hand griff blitzschnell nach meinem Handgelenk. "Lass mich los! Lass mich los!" schrie ich hysterisch und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen "FINJA?!" erklangen die fassungslosen Stimmen der Jungs. 


Eines schicksalhaften TagesWhere stories live. Discover now